Die neueste Gewalteskalation im Jemen zwischen Truppen, die der legitimen Regierung des Präsidenten Adrabbuh Mansur Hadi treu sind, und Gruppen, die die Abspaltung Südjemens erzwingen wollen, hat neue Räume für Terrorgruppen wie dem IS und al-Qaida geschaffen, in dem Land wieder aktiv zu werden.
Angaben der Sprecherin der VN-Menschenrechtskommission (OHCHR), Ravina Shamdasani, haben bewaffnete IS- und al-Qaida-nahe Gruppen ihre Aktivitäten im Jemen in den vergangenen Wochen intensiviert, die „Zivilisten schwer betroffen haben“. Die Sprecherin bezeichnete diese neuesten Aktivitäten als eine „äußerst besorgniserregende Entwicklung“.
Interessanterweise könnte sich das Wiederaufleben dieser Gruppen zu Präsident Hadis Gunsten entwickeln, da er womöglich von deren verstärkten Kampf gegen die Huthi-Rebellen und die Sezessionisten profitieren wird. Dabei kann es durchaus sein, dass er nicht nur passiv von der Situation begünstigt wird: Mehrere Experten in regionale Zeitungen und den sozialen Medien haben auf anscheinende Beziehungen zwischen seiner Regierung und den Terrorgruppen hingewiesen, die vielleicht sogar durch seinen Vizepräsidenten Abdul Muhsin Al Ahmar laufen.
Die Vorwürfe einer Kooperation zwischen al-Qaida, IS und der international anerkannten Regierung wurden verschärft, als der weltweit gesuchte IS-Kommandeur Abu Al Bara Al Baidani in Kämpfen auf Seiten der Regierungstruppen gegen die südjemenitische Southern Transitional Council (STC) in der Provinz Schabwa fotografiert wurde. Eine lokale Einheit der STC konnte Al Baidani während dieser Kämpfe gefangen nehmen.
Mehrere Zeitungen haben auch Bilder von al-Qaida Truppen im gemeinsamen Kampf mit der Al-Islah-Partei gegen die STC veröffentlicht. Die mit der Muslimbruderschaft verbündete Al-Islah-Partei ist bekannt dafür, terrornahe Personen in die Regierung gebracht zu haben.
Yasar Al Hosaini, ein Pressesprecher des Präsidenten, versuchte die Angriffe gegen die STC noch als Unternehmen allein von Regierungstruppen darzustellen. Da waren aber Bilder von al-Qaida Kämpfern in afghanischer Kleidung schon weit verbreitet.
Gerade als die Regierung noch versuchte die Beteiligung von al-Qaida-Mitgliedern in ihren Truppen zu bestreiten, veröffentlichte Ansar al-Scharia, zu der al-Qaida im Jemen gehört, zudem eine Mitteilung, die ihre Teilnahme an den Kämpfen bestätigte. Die neusten Auseinandersetzungen zwischen ehemaligen Verbündeten haben eine ohnehin schon komplexe Lage im Land deutlich verschärft.