Ein weiterer Schritt hin zur Legalisierung von Cannabis. Am Mittwoch hat Gesundheitsminister Karl Lauterbach die Eckpunkte zur kontrollierten Abgabe von Cannabis-Produkten an Erwachsene vorgestellt.
Karl Lauterbach, Gesundheitsminister:
>>Wir wollen erreichen, dass der Jugendschutz verstarkt wird. Dazu sollen also nur bei Erwachsenen 20 bis 30 Gramm begrenzter, also Kauf oder Besitz straffrei gestellt werden. Wir werden prufen, ob wir bei den unter-21-Jahrigen Cannabis so regulieren, dass der THC-Gehalt eine Obergrenze beachten muss.<<
Ein neuer streng regulierter Cannabis-Markt, um den Schwarzmarkt fur Haschisch und Marihuana auszutrocknen – das ist der Plan. Wichtig ist der Ampel dabei der Jugendschutz: Werbung fur die legalen Cannabis-Produkte soll verboten, ein Teil der Steuereinnahmen aus dem Verkauf in die Aufklarung gesteckt werden.
Karl Lauterbach, Gesundheitsminister:
>>Wir wollen die Produktion in Deutschland lizenzieren und auch regulieren. Und wir wollen die Abgabe regeln durch lizenzierte Abgabestellen und prufen, ob in diesen Abgabestellen auch konsumiert werden darf, das ist zum jetzigen Zeitpunkt nicht vorgesehen.<<
Apotheken konnten kunftig einer der Orte fur den Cannabis-Einkauf sein – einige Apotheker sperren sich dagegen. Die Regierung wisse genau um die Gefahren der Rauschmittel …
Thomas Preis. Apothekerverband Nordrhein
>>… und deshalb suchen sie naturlich Personen und Institutionen, die eine hohe Qualitat haben und Kompetenz, und Apotheken haben naturlich Kompetenz mit solchen Suchtstoffen. Wir geben ja selber Cannabis schon seit uber funf Jahren auf arztliche Verordnung zur Therapie von Erkrankungen ab. Und deshalb sind wir da naturlich ein sicherer Ort. Wir sind flachendeckend vorhanden, aber wir sind Heilberufler. Wir wollen die Menschen gesund machen und nicht fur Drogen zustandig sein.<<
Der Apothekerverband glaubt nicht, dass die Legalisierung den Schwarzmarkt trockenlegen wird. Das hatten die Erfahrungen aus anderen Landern gezeigt. Sie sehen den Cannabis-Konsum kritisch: Dieser beeintrachtige die Gehirnentwicklung, sorge fur eine verminderte Intelligenz, Psychosen und Abhangigkeit. Die Politik spiele mit der Gesundheit der Menschen.
Thomas Preis. Apothekerverband Nordrhein
>>Der Konsum insgesamt steigt an, wir haben dann eine Droge mehr. Wir haben schon mit Alkohol Probleme genug oder mit Rauchen. Da haben Aufklarungsaktionen auch nicht das gebracht, was man sich erhofft hat. Und deshalb Cannabis jetzt quasi als dritte schwierige Droge einzufuhren, ist nicht logisch.<<
Und wie sehen potenzielle Konsumenten die Legalisierung?
>>Also grundsatzlich finde ich es eine gute Idee. Ich habe einen Freund, der zum Beispiel an Prostatakrebs erkrankt ist und der dringend notwendig eine Behandlung hatte, wo er dann nach Israel oder nach Kanada gehen musste und es bisher nicht machen konnte.<<
>>Ich bin eher kritisch einer Legalisierung eingestellt, weil ich glaube, dass viele Menschen einfach nicht mit dem Verhaltnis umgehen konnen, also wann ist es genug und wann ist es noch ein guter Konsum und wann schadet es ihnen eher.<<
>>Nee, ich habe da eher keine Bedenken, sondern bin eher dafur, um diesen Schwarzmarkt und auch die Qualitat zu sichern, ja. Denn die Kunden – ich nenne sie jetzt mal Kunden -, die das heute konsumieren, wissen letztendlich auch nicht, was sie haben, und haben auch kein Qualitatssiegel dabei.<<
Viele Details der Legalisierung sind noch offen. Die vorgestellten Eckpunkte sind noch lange kein Gesetz. Vorher muss noch die EU prufen, ob die Plane der Regierung mit internationalem Recht vereinbar sind. Gibt sie grunes Licht, rechnet Lauterbach mit einem Gesetzentwurf im ersten Quartal des kommenden Jahres.
Der Gesundheitsminister hat seine Meinung zu der Legalisierung erst vor Kurzem geandert. Massnahmen zur Kontrolle des Cannabis-Konsums seien in Deutschland bisher nicht erfolgreich gewesen. Er personlich fiebert der Legalisierung aber nicht entgegen.
Karl Lauterbach, Gesundheitsminister:
>>Ich kann nur sagen, dass ich tatsachlich schon einmal probeweise konsumiert habe. Das habe ich auch offentlich gemacht. Ich bin aber kein Nutzer und wurde von der Regulierung hier auch nicht profitieren, weil ich nur einen Probekonsum hier vorzuweisen hatte.<<
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