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News: Die Grünen, Atomkraft, Robert Habeck, Iran, Kino, Nordkorea, Rezession

2020, 2034, 2022, 2023, 2024

Heute beginnt in Bonn die Bundesdelegiertenkonferenz der Grünen, und das führt direkt zu einer der gleichsam kulinarischen Disziplinen der Politik. Vom Kreidefressen war in dieser Woche schon die Rede, weil Bundeskanzler Olaf Scholz so oft Despoten trifft, denen er seine wahre Meinung nicht sagen kann. Bei den Grünen geht es hingegen, noch unangenehmer, um das Krötenschlucken.

Grüner Wirtschaftsminister Robert Habeck (am 3. Oktober)


Foto: Moritz Frankenberg / dpa

Das ist ihre kulinarische Disziplin, da müssen sie derzeit regelmäßig durch. Eine konsequente Klimaschutzpolitik können sie nicht verfolgen, müssen das Comeback der Kohle aushalten, weil sonst Energielücken drohen, müssen sich von den Resten ihres Pazifismus verabschieden, auch bei den Rüstungsexporten. Die wohl dickste Kröte ist das Comeback der Atomenergie, denn der Kampf gegen die Meiler gehört zum Gründungsmythos der Partei.

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Als sie 1998 zum ersten Mal in eine Bundesregierung gewählt wurden, setzten sie den Atomausstieg durch, damals bis 2020. Bundeskanzlerin Angela Merkel hat die Frist später um bis zu 14 Jahre verlängert, um nach der Katastrophe von Fukushima auf 2022 zurückzugehen. Ende des Jahres sollten die letzten drei Meiler vom Netz gehen.

Nun wird wieder verlängert. Kein anderes Land der Welt kann sich so hingebungsvoll mit den Terminen für Atomkraftwerke beschäftigen wie Deutschland. Wirtschaftsminister Robert Habeck von den Grünen zeigt sich bereit, zwei der drei Meiler für ein paar Monate in den Streckbetrieb zu nehmen. Die FDP fordert alle drei bis mindestens 2024 und macht das zu einem großen Thema.

Diese Kröte sitzt nun auf der Bundesdelegiertenkonferenz, dick und hässlich. Aber wer zwei Kröten schluckt, schafft auch drei, würde ich sagen. So groß ist der Unterschied dann nicht mehr. Die Delegierten werden das wohl anders sehen.

Kampf gegen das Kopftuch

Es gibt politische Ereignisse, die werden nicht im dpa-Tageskalender angekündigt, die sind einfach da und oft sind sie schrecklich. Ihre Akteure sind meist namenlos und unsichtbar für die Weltöffentlichkeit, sie handeln und leiden, ohne dass Kameras dabei sind.




Foto: Uncredited / dpa

Dazu gehören die Frauen und ihre männlichen Mitkämpfer in Iran. Meine Kollegin Susanne Koelbl hält Kontakt zu einigen von ihnen, so dass wir hin und wieder erfahren, was sie denken, fühlen, durchmachen. Ihr Protest gegen das Kopftuch, gegen die Unterdrückung der Frauen und der Freiheit generell in Iran geht weiter, auch heute. Da sind Menschen, die – anders als wir in Deutschland – jeden Morgen entscheiden müssen, ob sie protestieren wollen, ob sie Schläge, Verhaftungen, Tod riskieren. Viele sagen ja. An sie zu denken ist das mindeste, was man für sie tun sollte.

Im Osten nichts Neues

Gestern Abend war ich im Kino, habe mir »Im Westen nichts Neues« angeschaut, eine neue Verfilmung des Romans von Erich Maria Remarque. Regisseur ist Edward Berger, Hauptdarsteller sind Felix Kammerer und Albrecht Schuch. Ein sehr guter Film, ein zweieinhalbstündiger Angriff aufs Gemüt.


Szene aus »Im Westen nichts Neues«

Szene aus »Im Westen nichts Neues«


Foto: Reiner Bajo / dpa

Wir lesen, hören, sehen, reden täglich vom Krieg in diesen Tagen. Selbst bei großer Vorstellungskraft bleibt abstrakt, was an der Front in der Ukraine wirklich passiert. Beim Thema Krieg ist die Fiktion oft die beste Annäherung an die Wirklichkeit. Für mich, das Nachkriegskind, haben erst die Vietnamkriegsfilme »Apokalypse Now« oder »Platoon« plastisch gemacht, was mein Großvater an der Ostfront im Zweiten Weltkrieg aushalten musste.

So dachte ich auch bei »Im Westen nichts Neues« ständig an die jungen Männer, die in der Ukraine kämpfen, an ihr Leid, ihre Ängste, ihre Anspannung, ihren Mut. Bergers Film ist vor allem ein Film über die Sinnlosigkeit des Kriegs. Das dürften die russischen Angreifer eher spüren als die Ukrainer, die ihr Land verteidigen.

Harte Jahre

Preisschock, Inflation, Rezession – wie viel Wohlstand verlieren wir? Diese Frage wird Thomas Schulz, Reporter der Chefredaktion, am 18. Oktober um 20 Uhr mit Marcel Fratzscher diskutieren, dem Chef des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung – und Sie können das Gespräch per Livestream verfolgen und Herrn Fratzscher ebenfalls Fragen stellen.


Marcel Fratzscher

Marcel Fratzscher


Foto: Jürgen Heinrich / imago images

Wie die meisten Ökonomen ist Fratzscher überzeugt: Die Rezession wird kommen, Deutschland stehen harte Jahre bevor. Bei SPIEGEL Deep Dive zeigt er auf, was das für die Menschen im Land bedeutet – und was helfen würde, damit es nicht so schlimm wird.

Die Veranstaltung ist exklusiv für Abonnenten, aber wir verlosen zehn freie Zugänge. Interessenten schreiben an: info@events.spiegel.de, Betreff: Verlosung SPIEGEL Deep Dive. Einsendeschluss: heute um 12 Uhr.

Nachrichten und Hintergründe zum Krieg in der Ukraine finden Sie hier

  • Selenskyj nennt russische Einberufene »Kanonenfutter«, Ärger um zerstörtes Riesenflugzeug: Kiew äußert sich in klaren Worten über russischen Truppennachschub. Der Fall der zerstörten Antonow An-225 hat ein juristisches Nachspiel. Und: Rosneft verklagt den Bund. Das geschah in der Nacht.

  • Putins brutale Garde: Seit den Rückschlägen in der Ukraine und dem Chaos der Mobilmachung drängen in Russland Hardliner wie Söldnerchef Prigoschin und Tschetschenenführer Kadyrow in den Vordergrund. Putin lässt sie gewähren – nicht ohne Grund. 

  • »Dann gibt es keine guten Optionen mehr«: Wiederholt droht das russische Regime mit dem Einsatz von Nuklearwaffen. Der Analyst Pavel Podvig erklärt, wie groß das Risiko ist – und was getan werden muss, um es klein zu halten. 

  • Bundespolizei und Bundeswehr beenden »Nord Stream«-Mission: Tagelang suchte die Bundespolizei mithilfe der Marine nach Spuren zur Aufklärung des Sabotageangriffs auf die »Nord Stream«-Pipelines. Eine »Sea Cat«-Unterwasserdrohne inspizierte dazu den Tatort in 70 Meter Tiefe.

Hier geht’s zum aktuellen Tagesquiz

Die Startfrage heute: Wie viele Menschen lebten 1950 in der Bundesrepublik Deutschland?

Verlierer des Tages…


Uno-Vollversammlung in New York

Uno-Vollversammlung in New York


Foto: IMAGO/Lev Radin / IMAGO/Pacific Press Agency

…sind für mich Nicaragua, Nordkorea, Syrien und Belarus. Nur sie stimmten gestern gemeinsam mit Russland gegen eine Uno-Resolution, die die russische Annexion von Landesteilen der Ukraine verurteilt. 143 Länder stimmten dafür, 35 enthielten sich. Ein gutes Ergebnis.

Nicaragua ist eine Diktatur und hundearm, Nordkorea ist eine groteske Diktatur und hundearm, Syrien ist eine Diktatur, in der große Teile der Bevölkerung vom Herrscher mit Krieg überzogen werden, Belarus ist eine Diktatur, deren Herrscher komplett von Putins Wohlwollen abhängt. Das sind Putins letzte Freunde. Damit ist fast alles gesagt.


Die jüngsten Meldungen aus der Nacht



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Die SPIEGEL+-Empfehlungen für heute

  • Wie der Dark Lord des Silicon Valley auf die Spaltung Amerikas wettet: Peter Thiel schürt schon lange düstere Umsturzfantasien. Jetzt greift der Facebook-Investor und PayPal-Macher auch nach politischer Macht – und pusht vor den US-Kongresswahlen als Megaspender einige der radikalsten Politiker am rechten Rand .

  • »Unsere Steuerberaterin hat schon kapituliert«: Schwammige Regelungen, hohe Nachzahlungen: Vier Menschen erzählen vom jahrelangen Ringen mit der Rentenversicherung. Sogar Fachleute finden sich im Dschungel der Vorschriften für Selbstständige kaum noch zurecht .

  • Wir sollten unseren Ex-Freunden zuhören: Statt frühere Partnerinnen und Partner aus unserem Leben zu verbannen, sollten wir uns lieber mit ihnen beschäftigen. Sie noch mal kontaktieren. Fragen stellen. Klingt nervenaufreibend, aber: Ich hab’s gemacht .

  • »Es ist so wichtig, auch mal Fehler zu machen«: Neben ihrer Fußballkarriere studiert die Nationalspielerin Lena Lattwein Controlling. Sie lernt direkt nach dem Frühstück oder auf dem Weg zu Champions-League-Spielen. Wo bleibt da Zeit für Entspannung? 

Ich wünsche Ihnen einen guten Start in den Tag.

Ihr Dirk Kurbjuweit

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