Mit einer umstrittenen Russlandrede im Bundestag hat Sahra Wagenknecht die Linke erschüttert. Gut einen Monat später wird nun deutlich, dass der Auftritt der früheren Fraktionschefin einen größeren Mitgliederschwund zur Folge hat. Die Linke hat eigenen Angaben zufolge in den vergangenen Wochen zahlreiche Mitglieder verloren.
»Eine solch hohe Zahl der Austritte gab es zu keinem Zeitpunkt zuvor«, erklärte die Pressestelle der Linken auf Anfrage des ARD-Politikmagazins »Kontraste«, wie der RBB am Donnerstag mitteilte. Zwischen 8. September und 10. Oktober habe die Partei nach einer ersten Erhebung »mindestens 809 Mitglieder verloren«.
Wagenknecht hatte am 8. September in der Bundestagsdebatte über den Haushalt des Wirtschaftsministeriums gesprochen. Dabei warf sie der Bundesregierung vor, »einen beispiellosen Wirtschaftskrieg gegen unseren wichtigsten Energielieferanten vom Zaun zu brechen«. Sie bezog sich dabei auf die westlichen Sanktionen, die wegen des russischen Angriffskriegs in der Ukraine gegen Russland verhängt wurden.
Von den seither erfolgten Parteiaustritten seien die meisten in Zusammenhang mit Wagenknecht begründet worden, erklärte die Linke-Pressestelle auf »Kontraste«-Anfrage. Mehrere prominente Austritte waren bereits bekannt geworden: So erklärte der Hauptgeschäftsführer des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes, Ulrich Schneider, er verlasse wegen Wagenknechts Rede die Linke. Auch der frühere Europa– und Bundestagsabgeordnete Fabio de Masi kehrte der Partei den Rücken.
Mit ihren Positionen widersprach Wagenknecht der Beschlusslage in Fraktion und Partei – erntete aber im Bundestag Applaus aus ihrer Fraktion und vonseiten der AfD. Mehrere andere Linkenabgeordnete und prominente Parteimitglieder zeigten sich über den Auftritt jedoch entsetzt und kritisierten die Fraktionsspitze, die Wagenknecht hatte sprechen lassen.