Für die AfD waren die Wahlen in Niedersachsen am vergangenen Wochenende ein Erfolg. Nun hat der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, auf das Wahlergebnis und den Aufwind der Partei auch andernorts alarmiert reagiert. »Ich betrachte den erneuten Aufwärtstrend der AfD, aber auch anderer radikaler Bewegungen, die aufgrund der Energiekrise Zulauf bekommen, mit großer Sorge«, sagte Schuster dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND).
»Die aktuelle Entwicklung ist ein wiederholter Beweis dafür, dass Menschen in unsicheren Zeiten Zuflucht bei radikalen Kräften und in vereinfachender Ideologie suchen«, sagte Schuster. Das zeige die Verdopplung des Wahlergebnisses der AfD in Niedersachsen sowie das Umfragehoch des Brandenburger AfD-Landesverbandes, »der bekanntlich zu den radikalsten Kräften innerhalb dieser Partei gehört«, so Schuster.
Wenn es darum gehe, Schuldige für Krisen und Probleme zu finden, seien es häufig Jüdinnen und Juden, die als Sündenböcke herhalten müssten. »Ich sorge mich vor einem wachsenden Antisemitismus im Winter, sehe aber auch eine Gefahr für unsere Gesellschaft und Demokratie im Ganzen.«
Bei der Landtagswahl in Niedersachsen am vergangenen Sonntag hatte sich die AfD von 6,2 auf 10,9 Prozent verbessert und konnte nach mehreren Wahlniederlagen hintereinander vor dem Hintergrund der aktuellen Energiekrise erstmals wieder deutlich zulegen.
In Brandenburg liegt die AfD erstmals seit der Landtagswahl 2019 in einer Umfrage vor der regierenden SPD. Laut dem Brandenburg-Trend des Instituts Insa für die »Bild«-Zeitungsausgabe vom Dienstag kommt die AfD bei der Sonntagsfrage aktuell auf 25 Prozent und überholte damit die SPD mit 22 Prozent.