Im Zusammenhang mit einer geplanten Entführung von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach hat die Polizei eine mutmaßliche Rädelsführerin einer militant auftretenden Reichsbürgergruppierung festgenommen. Das teilte die Bundesanwaltschaft in einer Pressemitteilung mit.
Lauterbach-Entführung sollte Auftakt zu Staatsstreich sein
Nach SPIEGEL-Informationen handelt es sich bei der Verdächtigen um die 75-jährige Elisabeth R. aus Mittelsachsen. Die Ermittler schreiben ihr eine ideologische Führungsrolle innerhalb der Gruppierung zu. Wie der SPIEGEL aus Ermittlerkreisen erfuhr, soll R. dem administrativen Arm der Bewegung vorgestanden haben. Daneben soll es einen militärischen Arm gegeben haben. Die Entführung Lauterbachs sollte nach Aussagen von Gruppenmitgliedern der Auftakt zu einem Staatsstreich sein .
Die Gruppierung hatte es sich laut der Bundesanwaltschaft zum Ziel gesetzt, bürgerkriegsähnliche Zustände in Deutschland auszulösen und damit letztlich den Sturz der Bundesregierung und der parlamentarischen Demokratie herbeizuführen. »Hierzu war geplant, einen bundesweiten ›Black Out‹ durch Beschädigung oder Zerstörung von Einrichtungen zur Stromversorgung herbeizuführen«, hieß es. Bei der geplanten Entführung Lauterbachs soll auch die Tötung von Personenschützern erwogen worden sein.
Die nun festgenommene Beschuldigte Elisabeth R. veröffentlichte nach SPIEGEL-Informationen im Internet mehrere teils wirre Pamphlete; unter anderem zeigte sie 2020 die komplette Bundesregierung an. In den Schreiben finden sich unter anderem antisemitische Passagen und typische Verschwörungserzählungen der Reichsbürgerideologie.
R. taucht zudem als Buchautorin eines verschwörungstheoretischen Werks auf, darin gibt sie an, promovierte Theologin zu sein und als Pfarrerin, Mediatorin und Professorin für praktische Theologie in einem europäischen Forschungsprojekt gearbeitet zu haben.
Der Generalbundesanwalt ermittelt gegen R. und mehrere Mitbeschuldigte wegen des Anfangsverdachts der Vorbereitung eines hochverräterischen Unternehmens. Für eine Stellungnahme war die Verteidigung von R. zunächst nicht erreichbar.
Vier mutmaßliche Komplizen, allesamt Deutsche aus Neustadt an der Weinstraße (Rheinland-Pfalz), Falkensee bei Berlin sowie aus den Kreisen Ammerland (Niedersachsen) und Landshut (Bayern), waren bereits am 13. April festgenommen worden. Knapp zwei Wochen später übernahm der Generalbundesanwalt die Ermittlungen.