Linksfraktionschef Dietmar Bartsch hat den Energiespar-Aufruf des früheren Bundestagspräsidenten Schäuble (CDU) scharf kritisiert. »Die Äußerungen von Wolfgang Schäuble sind nicht hilfreich«, sagte Bartsch dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). »Wir haben Rekordinflation und die schwerste soziale Krise der Nachkriegszeit. Da verbieten sich insbesondere von Politikern lässige Energiespartipps mit Pullover und Kerzen«, so der Fraktionsvorsitzende. »Menschen, die an den Horrorrechnungen verzweifeln und in diesem Winter schlicht frieren werden, müssen das als blanken Hohn verstehen.«
»Worte klug abwägen«
Mit Blick auf Schäubles Vergangenheit als Bundesminister unter Kanzlerin Angela Merkel fügte der Linkenpolitiker hinzu: »Insbesondere hervorragend mit Steuergeld versorgte Ex-Politiker, die eine Mitverantwortung für den aktuellen Energiemangel tragen, sollten ihre Worte klug abwägen.«
Schäuble hatte die Deutschen angesichts der Energiekrise auf Entbehrungen im Winter eingestimmt, so seien kalte Wohnungen und Stromausfälle denkbar. »Dann zieht man halt einen Pullover an. Oder vielleicht noch einen zweiten Pullover«, sagte er der »Bild« . »Darüber muss man nicht jammern, sondern man muss erkennen: Vieles ist nicht selbstverständlich.« Für den Fall von Stromausfällen »sollte man tatsächlich immer auch ein paar Kerzen, Streichhölzer und auch eine Taschenlampe zu Hause haben«, so Schäuble.
Durch fehlende Gaslieferungen aus Russland steigen die Energiepreise in Europa seit Monaten in astronomische Höhen. Viele Deutsche fürchten, im Winter im Kalten und Dunklen zu sitzen.
Am Freitag hatte die Bundesregierung den milliardenschweren Abwehrschirm zur Entlastung von Bürgern und Unternehmen angesichts der hohen Energiepreise auf den Weg gebracht. Das Finanzministerium gab einen Entwurf zur Ertüchtigung des Wirtschaftsstabilisierungsfonds in die Ressortabstimmung. Laut Entwurf soll das Finanzministerium für dieses Jahr ermächtigt werden, für den Fonds Kredite von 200 Milliarden Euro aufzunehmen.