1. Deutschlands Reichster – mit Klopapier und Nudeln
Deutschlands Superreiche haben eine neue Nummer eins: Der 83-jährige Lidl-Gründer Dieter Schwarz steht an der Spitze des heute veröffentlichten Milliardärsrankings des manager magazins. Unsere Kollegen vom Schwesterblatt schätzen sein aktuelles Vermögen auf 36 Milliarden Euro. Auf Platz zwei folgt Familie Reimann mit 34 Milliarden Euro. Die Spitzenreiter des vergangenen Jahres, die BMW-Großaktionäre Susanne Klatten und Stefan Quandt, fielen mit 33,3 Milliarden Euro zurück auf Platz drei.
Für Normalverdiener sind das kaum vorstellbare Summen. Allerdings sind auch Deutschlands Superreiche in den vergangenen Monaten unter die Räder gekommen. Die Vermögen der 100 wohlhabendsten Deutschen nahmen laut manager magazin insgesamt um 54,7 Milliarden Euro ab und fielen auf 667,3 Milliarden Euro. Das ist ein Minus von 7,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, was aber selbstverständlich kein Grund zur Schadenfreude sein sollte.
Insgesamt gibt es in Deutschland 212 Milliardärinnen und Milliardäre, einen weniger als 2021. Die Reichenliste des manager magazins geht bis Platz 500; Schlusslicht ist der Investor Helmut Jeggle mit 390 Millionen, dessen Biontech-Beteiligung im Wert arg gelitten hat.
Über Lidl-Chef Schwarz, den reichsten Mann Deutschlands, wissen die Kollegen, dass er ein ruhiger, bescheidener Mann ist , der eigentlich nicht zu Gefühlsausbrüchen neigt, im letzten Jahr aber seinen wichtigsten Manager austauschte und deshalb zeitweise selbst wieder ins Tagesgeschäft eingriff. Gegen die Logistikkrise kaufte er Schiffe, gegen die Papierkrise übernahm er eine Papierfabrik. Zuletzt kam noch eine Nudelfabrik hinzu.
Transport, Klopapier, Nudeln: In Krisenzeiten denkt Milliardär Schwarz offenbar ähnlich wie Millionen deutsche Durchschnittsverbraucher, nur eben in größeren Maßstäben.
Oder was würden Sie machen, wenn Ihnen 36 Milliarden Euro gehörten?
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Lesen Sie hier mehr: Lidl-Gründer Dieter Schwarz ist reichster Deutscher
2. Putins »Bluthund«
Wladimir Putin hat seinen meist gefürchteten »Bluthund« bis weit in die Spitze seiner Armee befördert. Er machte Ramsan Kadyrow, den Herrscher der Teilrepublik Tschetschenien, zum Generaloberst. Das ist der dritthöchste Dienstgrad der russischen Streitkräfte. Kadyrow bedankte sich im Kommunikationskanal Telegram. Er sei dankbar für die große Wertschätzung. Außerdem sprach er sich dafür aus, »Nuklearwaffen mit niedriger Sprengkraft« einzusetzen.
Wie gefährlich ist der Mann, der für Putin offenbar die Drecksarbeit erledigen soll?
Meine Kollegin Ann-Dorit Boy beschrieb Kadyrow kürzlich als Einschüchterungsinstrument des Kreml. In Tschetschenien hat er ein brutales Regime in einem weitgehend rechtsfreien Raum aufgebaut. Er war unter anderem verantwortlich für die Ermordung der Aktivistin Natalja Estemirowa, die schwere Menschenrechtsverletzungen seines Regimes dokumentiert hatte. Gefürchtet ist Kadyrows persönliche Miliz, die »Kadyrowzy«, die an der Seite russischer Soldaten in der Ukraine kämpft.
Der Ruf des Menschenschlächters eilt Kadyrow auch deshalb voraus, weil er ihn selbst immer wieder in die Welt setzt, als Teil seiner psychologischen Kriegsführung. Die Vorstellung, Tschetschenen seien besonders wild und rücksichtslos, ist ein sorgfältig gepflegter Mythos. Einmal ließ Kadyrow seinen damals zehnjährigen Sohn im TV bei einem Prügelwettbewerb antreten, in einem Kampf ohne Regeln und Kopfschutz, und saß dabei lächelnd im Publikum.
Ann-Dorit zitiert den Politologen Ruslan Kutajew, wonach Kadyrow eine »Horrorgeschichte« sei, ein »Monster, das angeblich alles kann«. Zum Schreckensnarrativ gehörten in der Ukraine etwa Gerüchte, laut denen die Tschetschenen gezielt Jagd auf Mitglieder der ukrainischen Führung machen sollten, sie trügen Karten mit Fotos ihrer Opfer bei sich.
Doch Kadyrow handelt auch mit kaum fassbarer Brutalität. Seine Killer reisen bis nach Westeuropa, um Oppositionelle zu ermorden ; Tatorte liegen in Österreich, Frankreich und Schweden, wie meine Kollegen Maik Baumgärtner, Fidelius Schmidt und Kate Manchester vor einiger Zeit recherchiert haben. Ein Attentat in Deutschland im vergangenen Herbst wurde nur knapp verhindert.
Aus Dankbarkeit für seine Beförderung zum Generaloberst kündigte Kadyrow nun an, er werde gleich drei seiner heranwachsenden Söhne zu den Kämpfen in die Ukraine schicken.
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Lesen Sie hier mehr: Putin befördert »Bluthund« Kadyrow
Und hier weitere Nachrichten und Hintergründe zum Krieg in der Ukraine:
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So schwierig ist die Flucht aus Russland: Nach Putins Mobilmachung verlassen Hunderttausende Russen ihr Land. Daten zeigen, wie kompliziert die Ausreise ist. Warwara und Iwan haben es geschafft. Dies ist die Geschichte ihrer Flucht .
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Duma-Abgeordneter will Autos von Russen beschlagnahmen, die vor Kriegsdienst flohen: Aus Angst vor der Einberufung haben Hunderttausende Männer Russland verlassen. Wann sie zurückkehren können, wissen viele nicht. Aber vielleicht haben sie dann kein Auto mehr.
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Putin lädt Staatschefs zum 70. Geburtstag ein: Russlands Präsident Putin hat am Freitag Geburtstag – und will sich im prunkvollen Konstantinpalast von Staatsgästen feiern lassen. Wer da kommen soll? Will der Kreml noch nicht verraten.
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Hier finden Sie alle aktuellen Entwicklungen zum Krieg in der Ukraine: Das News-Update
3. Bitte, lasst mein Kind zu mir, nur ausnahmsweise
Im Stadion, Kino und Restaurant wirkt es so, als wäre die Coronapandemie vorbei. Nicht aber in Pflegeheimen und Kliniken. Dort gilt: nur eine Besuchsperson pro Tag. Und zwar unter teilweise völlig überzogenen, patientenfeindlichen und überbürokratischen Auflagen, wie meine Kollegin Heike Klovert gerade selbst erlebt hat . Wegen einer folgenschweren Kniegelenksinfektion lag sie zwei Wochen im Krankenhaus. Wer ihren Erfahrungsbericht liest, fühlt sich in eine Geschichte von Franz Kafka versetzt.
Weil jeweils nur eine Person zu Besuch kommen darf, musste sich Heike entscheiden: ihr Mann oder ihr neunjähriger Sohn? Kinder, die noch nicht allein den Weg auf die Station finden können, müssen also zwangsläufig draußenbleiben. Heike selbst freilich hätte das Krankenhaus jederzeit verlassen können, um einzukaufen, ins Café zu gehen oder die halbe Welt abzubusseln. Welcher Logik die Besuchsregel folgt? Besser nicht nachfragen.
Heike berichtet vom Fall einer Kollegin , die ihre Mutter gern vor einer schwierigen OP zum Arztgespräch begleitet hätte. Doch das war laut Coronaregeln der Klinik verboten. Weil die Mutter nicht dement sei, dürfe sie keine Begleitung ins Besprechungszimmer mitbringen, nicht einmal mit FFP2-Maske und einem negativen Testergebnis.
Was die Kollegin aber durfte, war, sich ohne Maske in die Krankenhaus-Cafeteria zu setzen, mitten zwischen die Patientinnen und Patienten, und dort auf ihre Mutter zu warten.
Weil Heike wegen ihrer Schmerzen selbst nicht vor die Tür gehen konnte, drückte das Pflegeteam einmal ein Auge zu und erlaubte einen gemeinsamen Besuch von Mann und Sohn. Ein Verstoß gegen die Regeln, eine Ausnahme, ein bisschen Menschlichkeit.
»Ich wünsche mir, dass auch andere Menschen, die gerade in einer Klinik liegen oder jemanden dort besuchen möchten, einen Regelbruch gestattet bekommen, wenn sie ihn dringend brauchen«, schreibt Heike.
Noch besser wären allerdings Coronaregeln, die dem gesunden Menschenverstand entspringen und nicht der Paragrafenreiterei von Bürokraten.
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Was heute sonst noch wichtig ist
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Finanzämter sollen überforderten Steuerzahlern entgegenkommen: Teure Energie, stockende Lieferketten, Inflation: Privatleute und Firmen leiden unter massiven Belastungen. Finanzminister Lindner will nun für Steuerzahler etwas Druck rausnehmen.
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Nordkorea feuert erneut Raketen Richtung Japan ab: »Das kann absolut nicht toleriert werden«: Schon zum zweiten Mal in dieser Woche hat das Regime in Pjöngjang ballistische Kurzstreckenraketen starten lassen. Derweil ringt der Uno-Sicherheitsrat um eine gemeinsame Haltung.
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Baupreise für Wohnungen steigen weiter: Schlechte Nachrichten für Häuslebauer: Die Neubaupreise für Wohngebäude steigen weiter – vor allem wegen teurer Rohstoffe. Die Branche sorgt sich wegen möglicher neuer Engpässe bei Rohstoffen.
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»Die Lage kann sehr ernst werden« Die Appelle zum Sparen greifen bei vielen Menschen offenbar nicht: Die Haushalte in Deutschland verbrauchen trotz Energiekrise weiterhin zu viel Gas. Das sorgt die Bundesnetzagentur.
Meine Lieblingsgeschichte heute
Büroalltag beim SPIEGEL: Wer nicht multitasken kann, ist verloren
Foto: Paul Harizan / Getty Images
Mein Kollege Stefan Weigel schreibt , er habe seit einiger Zeit das Gefühl, ihm wachse alles über den Kopf. Vielleicht liege es am Alter. Es sei nicht mehr gut darin, mehrere Dinge auf einmal zu erledigen. Leider nehme beim SPIEGEL niemand darauf Rücksicht.
»Beruflich wird auch im Alter munter weiter drauf geschaufelt. Es kommen immer wieder neue Aufgaben hinzu, ohne dass dafür etwas wegfällt. Ich mag meinen Job sehr gern, ich würde nur einfach gern weniger Sachen gleichzeitig machen müssen«, schreibt Stefan und spricht mir aus dem Herzen, denn es handelt sich um ein Thema, das auch mich seit einiger Zeit zunehmend beschäftigt.
Eine große Herausforderung seien Workshops, die dazu dienten, abseits des Tagesgeschäfts übers große Ganze nachzudenken, um neue Ideen zu entwickeln. »Eigentlich toll«, schreibt Stefan .« »Blöd nur, wenn das Tagesgeschäft trotz Workshops einfach frech weiterläuft. Was es meistens tut.«
Sollte es Ihnen ähnlich gehen, sollte auch Ihnen im Beruf manchmal alles über den Kopf wachsen, können Sie Stefan gern schreiben, sagt Stefan: stefan.weigel@spiegel.de . Geteiltes Leid sei halbes Leid. Er bitte allerdings vorsorglich um Verständnis, sollte er nicht gleich antworten – sie wissen schon.
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Lesen Sie hier die ganze Geschichte: Nein, ich will mich nicht besser organisieren
Was wir heute bei SPIEGEL+ empfehlen
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»Ich persönlich finde die Entscheidung falsch«: Die Grünen-Europaabgeordnete Hannah Neumann kritisiert, dass die Bundesregierung Munition an Saudi-Arabien liefert. Sie fordert mehr Druck auf die EU-Partner, um Waffenverkäufe an undemokratische Staaten zu verhindern.
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Sie übergaben ihm Menschenknochen in Tüten: Er handelte riskante Deals aus, vermittelte zwischen Israel und arabischen Terroristen, suchte Kompromisse mit Mördern: Gerhard Conrad war jahrelang für den BND tätig. Erstmals erzählt er von seinen geheimen Missionen .
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Wird die Gaspreisbremse schnell und schmutzig? Bis Montag soll eine Kommission vorschlagen, wie Gasverbraucher in Deutschland entlastet werden. Weil die Zeit knapp ist, favorisieren Teile des Gremiums eine kurzfristige Rabattlösung, die viele Probleme mit sich bringen würde .
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Ein Gentleman, ein Weltstar – und doch ein Lehrling: Was kann Xabi Alonso als Coach? Bayer Leverkusen gibt dem noch Unerfahrenen eine Chance – und geht damit auch ein erhebliches Risiko ein.
Was heute nicht ganz so wichtig war
Freigang: Anna Sorokin, 31, aus Deutschland stammende Hochstaplerin und bekannt aus der Netflix-Serie »Inventing Anna«, darf das Gefängnis verlassen. Wie US-Medien berichteten, zahlt Sorokin dafür eine Kaution von 10.000 Dollar, wird rund um die Uhr elektronisch überwacht und darf keine sozialen Medien nutzen. Sorokin war 2021 verhaftet worden, weil sie kein gültiges Visum für die USA mehr besaß. Zuvor hatte sie bereits eine Freiheitsstrafe wegen Betrugs verbüßt.
Sorokins Fall sorgte für Aufsehen, auch weil Netflix ihre Lebensgeschichte verfilmte. 2013 kam sie nach New York und erzählte, sie sei eine reiche Erbin. Durch geschicktes Lügen und selbstbewusstes Auftreten gelang es ihr, von verschiedenen Banken Kredite in Höhe von Zehntausenden Dollar zu erhalten, umsonst in Privatflugzeugen zu reisen und monatelang in Luxushotels zu leben, ohne die Rechnungen zu begleichen. Außerdem versuchte sie, eine Mischung aus Nachtklub und Kunstgalerie zu gründen und setzte dafür gefälschte Dokumente ein.
Tippfehler des Tages, inzwischen korrigiert: Unternehmer Musk: Fatterhaftes Kaufinteresse für Twitter
Cartoon des Tages: Am Grab
Illustration: Klaus Stuttmann
Und heute Abend? Eine Dreigroschenoper für unsere Zeit
Vor vielen Jahren sah ich in Bochum eine Aufführung von »Starlight Express«. Es war das erste und letzte Mal, dass ich ein Musical besuchte, und eigentlich war ich mir auch sicher, dass es dabei auch bleiben würde. Allerdings wusste ich noch nichts von »Hamilton«, dessen deutsche Version heute Abend im Operettenhaus auf der Reeperbahn in Hamburg Premiere hat. Mein Kollege Tobias Rapp war bei den Proben dabei und ist restlos begeistert, er schreibt: »»Hamilton« ist ein epochales Stück, eine Art ›Dreigroschenoper‹ für das 21. Jahrhundert«.
Sollten Sie den Hype um das Musical ebenso verpasst haben wie ich, hier die Zusammenfassung : »Hamilton« erzählt die Geschichte des ersten US-Finanzministers Alexander Hamilton (1755-1804), und zwar mit Rap und Hip-Hop. Es umfasst etwa 20.000 Worte, das entspricht einem mittleren Shakespeare-Stück und ist ein Vielfaches von dem, was ein normales Musical umfasst. Zu den besten Szenen gehört eine Kabinettsitzung, in der sich Hamilton und Thomas Jefferson über die Politik der Zentralbank streiten.
Okay, es gibt auch noch einen kleinen Sexskandal. Aber wer sollte so etwas sehen wollen?
Verrückterweise ist das Musical am Broadway in New York seit seinem Start 2015 durchweg ausverkauft, gewann elf Tony Awards, einen Grammy und einen Pulitzerpreis. Die frühere Präsidentengattin Michelle Obama nannte »Hamilton« das »beste Kunstwerk«, das sie in ihrem Leben gesehen habe.
Sollten Sie – wie ich – für heute Abend keine Premierenkarte besitzen, können Sie sich »Hamilton« in der Broadway-Version auch im Fernsehen angucken; etwa auf Disney+.
Ich wünsche Ihnen einen schönen Abend.
Herzlich
Ihr Alexander Neubacher
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