Deutschlands Krankenhäusern fehlt es nicht nur an Personal, sondern zunehmend auch an Geld, um die steigenden Betriebskosten zu decken. Die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) hat Bund und Länder davor gewarnt, die Kliniken bei der Ausgestaltung des dritten Entlastungspakets aus dem Blick zu verlieren.
»Wir haben den Eindruck, dass die Bundesregierung glaubt, mit ihrem 200-Milliarden-Hilfspaket Krankenhäuser und andere Unternehmen über einen Kamm scheren zu können. Das wird aber nicht funktionieren«, sagte Gerald Gaß, Vorstandsvorsitzender der DKG, dem SPIEGEL. Gaß bezog sich auf einen Beschlussvorschlag des Bundes für die Ministerpräsidentenkonferenz am Dienstag; das Papier liegt dem SPIEGEL vor. Demnach sollen Bürgerinnen und Bürger sowie Unternehmen zielgerichtet bei den gestiegenen Energiekosten entlastet werden – allem voran mit der derzeit erarbeiteten »Gaspreisbremse«.
Die Runde der Ministerpräsidenten hatte in der vergangenen Woche noch ausdrücklich eine Hilfe für die Krankenhäuser in ihrem Beschluss gefordert, doch im Entwurf des Bundes finden die von hohen Energiekosten und steigender Inflation betroffenen Kliniken keine ausdrückliche Erwähnung.
»Während andere Unternehmen einen Teil der Kostensteigerungen zumindest über Preisanhebungen ausgleichen können, ist dies für Krankenhäuser unmöglich. Wir können auch nicht zeitweise unseren Betrieb einstellen oder Temperaturen absenken, um Kosten einzusparen«, sagte Gaß. Er forderte eine konkrete Hilfszusage des Bundes und der Länder bei der Ministerpräsidentenkonferenz am Dienstag. »Wenn im November in den Kliniken die Weihnachtsgelder ausgezahlt werden müssen, könnten ansonsten bei einem Teil der Krankenhäuser sehr bald die Lichter ausgehen«, so Gaß.
Nach Angaben der Deutschen Krankenhausgesellschaft sehen derzeit rund 40 Prozent der Krankenhäuser ihre wirtschaftliche Situation so gefährdet, dass Insolvenzen drohen.