Seit 1994 saß er für die CSU im bayerischen Landtag – nun wechselt Franz Josef Pschierer ein Jahr vor den Landtagswahlen zur FDP. Darüber berichten der »Münchner Merkur« und der Bayerische Rundfunk. Die FDP-Landtagsfraktion hat den Neuzugang inzwischen bestätigt.
Bei der CSU wurde der Wechsel des früheren bayerischen Wirtschaftsministers wütend aufgenommen. »Offensichtlich hat da einer seinen Charakter in der Ministerkarosse vergessen – erbärmlich«, schrieb der parlamentarische Geschäftsführer der CSU-Landtagsfraktion, Tobias Reiß, bei Twitter.
Auf die Mehrheitsverhältnisse im bayerischen Landtag hat der Wechsel keinen Einfluss, die CSU bleibt die mit Abstand stärkste Fraktion.
Auch Seehofers Tochter ging zur FDP
Der 66-jährige Pschierer war 2018 vom damals frisch gewählten Ministerpräsidenten Markus Söder zum Wirtschaftsminister ernannt worden, davor war Pschierer mehrere Jahre Staatssekretär im Finanz- und Wirtschaftsministerium. Nach der Landtagswahl 2018 übernahmen die Freien Wähler das Wirtschaftsressort, Pschierer wurde danach Vorsitzender der CSU-Mittelstandsunion.
Für die bayerische FDP ist die Personalie der zweite Coup mit Bezug zur CSU in wenigen Tagen. Seit Sonntag steht bereits fest, dass Susanne Seehofer in München FDP-Direktkandidatin bei der Landtagswahl ist. Sie ist die Tochter des CSU-Ehrenvorsitzenden, früheren bayerischen Ministerpräsidenten und ehemaligen CSU-Chefs Horst Seehofer.
Seehofer war von 2008 bis 2019 Vorsitzender der Christsozialen. Seine 31-jährige Tochter zieht es dennoch zu den Liberalen. Bereits im April 2021 wurde sie Mitglied. »Mich begeistert das urbayerische Prinzip: Leben und leben lassen«, sagte sie dem SPIEGEL . »Für mich verkörpert das keine Partei so sehr wie die FDP.« Die FDP-Fraktion im Bayerischen Landtag besteht aktuell aus elf Mitgliedern, zehn davon sind Männer.