Der Bundeswehrverband sieht die Truppe trotz des beschlossenen Milliarden-Sondervermögens in schlechter Verfassung. Die Bundeswehr leiste zwar Gutes an der Ostflanke der Nato, bei Auslandseinsätzen und gebe Gerät an die Ukraine ab, sagte Verbandschef André Wüstner am Donnerstag im ARD-»Morgenmagazin«. Doch die 100 Milliarden Euro aus dem Sondervermögen müssten erst noch in Verträge gebracht werden. »Momentan sind wir noch im freien Fall.«
Der Chef des Bundeswehrverbands verlangte zugleich eine Verstetigung der finanziellen Mittel. Für die kommende Legislaturperiode seien 75 Milliarden pro Jahr erforderlich, sagte Wüstner. »Sonst muss man gar nicht erst anfangen.«
Wüstner äußerte sich vor der am Donnerstagnachmittag beginnenden Bundeswehrtagung. Das zweitägige Treffen steht dieses Jahr unter dem Motto »Die Bundeswehr in der Zeitenwende – eine kritische Bestandsaufnahme in Zeiten des Krieges in Europa«. Dort sprechen am Nachmittag Bundesverteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD) und Generalinspekteur Eberhard Zorn.
Wüstner forderte zudem mehr Anstrengungen für die Nachwuchsgewinnung und die technische Ausrüstung. »Man wird ein größeres Paket brauchen, um Menschen zu gewinnen für den Dienst in den Streitkräften.«
Gerade junge Menschen wollten heutzutage eine Perspektive, wie es nach ihrem zehn- oder zwölfjährigen Dienst weitergehe, sagte Wüstner. Die Bundeswehr sei aber »die größte Zeitarbeitsfirma«. Er warb zugleich für den Dienst bei der Truppe. »Jeder, der sich für den Dienst in der Bundeswehr entscheidet, ist ein Guter.«