Die niedersächsische Landtagswahl am 9. Oktober gilt als wichtiger Stimmungstest für die von Energiekrise, Inflation und Ukrainekrieg gebeutelte Ampelregierung, rund sechs Millionen Menschen sind wahlberechtigt. Bislang regiert in Hannover eine Große Koalition unter SPD-Führung.
Gelingt CDU-Herausforderer Bernd Althusmann der Machtwechsel? Oder können die Sozialdemokraten mit Ministerpräsident Stephan Weil die Staatskanzlei verteidigen? Laut Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Civey für den SPIEGEL liefern sich die beiden Regierungsparteien gut drei Wochen vor der Wahl ein Kopf-an-Kopf-Rennen.
Die SPD kommt demnach auf 31 Prozent, die CDU auf 29 Prozent. Der statistische Fehler liegt bei bis zu 3,1 Prozentpunkten, sodass eine eindeutige Aussage zur Rangfolge der beiden Parteien nicht möglich ist.
Auf dem dritten Platz liegen die Grünen mit rund 19 Prozent, FDP und AfD liegen bei sechs beziehungsweise sieben Prozent. Bangen muss auch die Linke mit vier Prozent. Es wäre die vierte Landtagswahl in diesem Jahr, bei der die Partei an der Fünfprozenthürde scheitert.
Wichtig zur Einordnung der Umfrage: Sie ist keine Prognose des Wahlausgangs, sondern gibt einen Zwischenstand im Meinungsbildungsprozess der Wählerinnen und Wähler wieder. Der Befragungszeitraum umfasste den 30. August bis 13. September, es sind noch 26 Tage bis zur Wahl. (Hintergründe zur Civey-Methodik lesen Sie hier).
Zuspitzung seit Wochen
Ein Blick auf die Langzeiterhebung der Sonntagsfrage zeigt: Das Rennen zwischen CDU und SPD spitzt sich seit Wochen zu. Im Mai und Juni konnten die Christdemokraten die SPD gar überflügeln. Die Grünen hingegen können ihren Aufwind im Bund zuletzt kaum nutzen. Die FDP verliert seit März in der Gunst der Wählerinnen und Wähler.
Stephan Weil ist seit 2013 Ministerpräsident in Niedersachsen, zunächst in einer rot-grünen Koalition. Nach Verlusten der Grünen bei den Wahlen 2017 schmiedete Weil ein Bündnis mit der CDU. Sein damaliger und erneuter Herausforderer Althusmann leitet in Hannover das Wirtschaftsressort.
Aktuell stellen die Unionsparteien lediglich sechs der insgesamt 16 Ministerpräsidentinnen und Ministerpräsidenten, die SPD kommt auf acht Posten. Sollte Weil verlieren, würde sich das Verhältnis ausgleichen: Beide Parteien stünden dann wieder je sieben Landesregierungen vor. In Thüringen stellt die Linke mit Bodo Ramelow den Ministerpräsidenten, in Baden-Württemberg führt der Grüne Winfried Kretschmann die Amtsgeschäfte.