Kaum jemand hat das Medium Twitter so für seinen politischen Aufstieg so genutzt wie Kevin Kühnert. Doch am Montag hat der SPD-Generalsekretär seinen Account deaktiviert. Im Podcast »K-Frage« des SPD-Vorsitzenden Lars Klingbeil hat sich Kühnert dazu geäußert.
»Das muss jetzt auch keine dauerhafte Entscheidung sein«, sagte er im Gespräch mit Klingbeil. »Aber jetzt für den Moment ist es einfach mal gut und irgendwann wird das Gefühl sagen: ›Jetzt geht es wieder.‹ Und dann geht es auch wieder.« Bis es so weit sei, dürften jetzt »alle mal eine Runde allein auf Twitter Spaß haben.«
Bereits zuvor hatte Kühnert im Gespräch mit dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) seinen Twitter-Ausstieg begründet. Die Diskussionskultur in dem Netzwerk führe zu »Fehlschlüssen und Irrtümern in politischen Entscheidungen«, sagte Kühnert. »Das scheint für meine politische Arbeit gerade nicht das richtige Medium zum Senden und Empfangen zu sein.« Zumindest habe er bei sich selbst festgestellt, dass er eine verzerrte Wahrnehmung von Wirklichkeit habe, wenn er zu viel Zeit bei Twitter verbringe.
In den vergangenen Monaten habe er seinen Account bei Twitter kaum mehr genutzt, sagte Kühnert. Er wundere sich über die Art und Weise, wie bei Twitter »Gesellschaft repräsentiert oder absolut gar nicht repräsentiert wird«.
Für Kühnert war das Medium Twitter stets besonders wichtig. Als Vorsitzender der Jusos hat er seinen Kanal geschickt für seine politische Kommunikation genutzt. Dies dürfte einen wesentlichen Teil zu seinem Erfolg und seiner Bekanntheit beigetragen haben. Kühnert hatte bei Twitter knapp 370.000 Follower. Sein Account in dem Netzwerk ist seit Montag nicht mehr aufrufbar. Sein Instagram-Profil mit gut 93.000 Followern war noch verfügbar.
Ukrainischer Botschafter kommentiert Kühnerts Twitter-Aus
Kurz vor Kühnerts Entscheidung war der SPD-Generalsekretär auf Twitter scharf vom ukrainischen Botschafter in Deutschland, Andrij Melnyk, kritisiert worden für seine Absage an deutsche Panzerlieferungen an die Ukraine. »Meine Güte, Kevin Kühnert«, hatte Melnyk geschrieben. »Diese katastrophale Verweigerungspolitik der SPD und der Ampel, die Ukraine ausgerechnet in diesem kritischen Moment militärisch im Stich zu lassen, wird verheerende Folgen für die Zukunft haben.«
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In der Nacht zu Dienstag kommentierte Melnyk dann Kühnerts Twitter-Ausstieg mit einem neuen Tweet: »Donnerwetter«, schrieb der Botschafter – und fügte spöttisch hinzu: »Jetzt habe ich Angst, wieder was zu twittern.« An Kühnert gerichtet, schrieb er: »Nothing personal, just business« (»Nichts Persönliches, nur Business«). Die Ukraine werde weiterkämpfen – »mit oder ohne deutsche Waffen«.