Chinas Exportwachstum hat sich überraschend deutlich verlangsamt.
Die Ausfuhren legten im August in US-Dollar berechnet nur noch mit einem Plus von 7,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum zu, wie der chinesische Zoll in Peking berichtet. Experten hatten ein zweistelliges Wachstum erwartet, nachdem die Exporte im Juli noch um 18 Prozent gestiegen waren.
Auch die Importe entwickelten sich mit einem Zuwachs von nur 0,3 Prozent schlechter als vorhergesagt. Im Juli war noch ein Anstieg von 2,3 Prozent verzeichnet worden.
Ursache für die schwachen Zahlen sind nach Angaben von Experten die schlechte Konsumlaune der chinesischen Verbraucher, die Krise am Immobilienmarkt in China sowie Coronalockdowns. Die Ausfuhren leiden vor allem unter der schwächeren globalen Nachfrage durch wachsende Inflation.
Die Exportschwäche sei wohl früher als erwartet eingetreten, weil »sich die Nachfrage aus den USA und der EU bereits verlangsamt hat während die Versandpreise erheblich gesunken sind«, sagte Zhou Hao, Chefökonom der Investmentbank Guotai Junan International, laut der Nachrichtenagentur Reuters . Er gehe davon aus, dass die Preiseffekte den Handel weiter beeinträchtigen werden.
China handelt intensiver mit Russland
Stark entwickelte sich weiter Chinas Handelsaustausch mit Russland, gegen das wegen seines Einmarsches in die Ukraine internationale Wirtschaftssanktionen verhängt worden waren. China, das politisch hinter Russlands Präsident Wladimir Putin steht, importierte 59,3 Prozent mehr aus Russland – vor allem Energie. Umgekehrt lieferten chinesische Exporteure um 26,5 Prozent mehr Güter an das Nachbarland.
Die Europäische Union konnte ihre Ausfuhren nach China um 3,1 Prozent steigern. Umgekehrt exportierte China aber um 11,1 Prozent mehr in die EU. Im Handel mit den USA gingen hingegen sowohl Chinas Einfuhren als auch Ausfuhren zurück. Die chinesischen Exporte verringerten sich um 3,8 Prozent, während die Importe aus den USA sogar um 7,4 Prozent rückläufig waren.
China schwächelt
Die strikte Null-Covid-Politik der chinesischen Führung belastet die Wirtschaft des Landes. So waren Ende August Dutzende Städte, die ein Drittel des Bruttoinlandsprodukts ausmachen, von Schließungen betroffen. Das Analysehaus Capital Economics zählte konkret 41 von Coronamaßnahmen betroffene Städte, die für 32 Prozent der chinesischen Wirtschaftsleistung stehen. Kommunale Lockdowns könnten auch Engpässe in globalen Lieferketten verschärfen.
Die chinesische Industrie ist allgemein in schlechter Form: Sie schrumpfte im August erneut, wie die Umfrage des Statistikamtes belegte. Der dabei ermittelte Einkaufsmanagerindex sank um 0,4 auf 49,0 Punkte. Erst ab 50 wird ein Wachstum signalisiert. Die Umfrage deutet darauf hin, dass sich die Wirtschaftstätigkeit im August im Vergleich zum Vormonat kaum verbessert hat.
Der Wirtschaft setzen nicht nur Coronamaßnahmen zu, sondern auch die schlimmste Hitzewelle seit Jahrzehnten und eine Krise auf dem Immobilienmarkt. Banken-Ökonomen senkten deshalb ihre Prognose für das Wachstum der nach den USA zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt. Die Experten von ANZ etwa rechnen nur noch mit einem Anstieg des Bruttoinlandsprodukts von drei Prozent in diesem Jahr, nachdem bislang vier Prozent erwartet wurden.