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Hans-Christian Ströbele gestorben: »Gradlinig, aufrichtig und hartnäckig«

Hans-Christian Ströbele (im Janaur 2020)


Foto: Mike Schmidt / IMAGO

Er war eine der prägenden Figuren der Grünen, der erste direkt gewählte Bundestagsabgeordnete der Partei – und eine streitbare Figur: Nun ist Hans-Christian Ströbele im Alter von 83 Jahren gestorben.

Führende Grüne würdigen Politikerinnen und Politiker Ströbeles Lebenswerk. Parteichefin Ricarda Lang schrieb auf Twitter, Ströbele habe sie »mit seiner Integrität und seinem unbeirrbaren Kampf gegen Ungerechtigkeit zutiefst beeindruckt«. Mit Ströbele gehe ein großer Politiker, Rechtsanwalt und Mensch, der die Partei und das ganze Land geprägt habe.

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Mit Ströbele verliere die Partei »eine Ikone des Kampfs für Demokratie und Frieden«, twitterte Co-Parteichef Omid Nouripour. »Ich verliere einen wunderbaren Ex-Büronachbarn, von dem ich soviel über kritischen, substanziellen und respektvollen Diskurs gelernt habe.«

Bundestagsvizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt nannte Ströbele einen »Querkopf und Freigeist«: »Hans-Christian Ströbele war Grüner und Parlamentarier durch und durch. Er war gradlinig, aufrichtig und hartnäckig«, sagte Göring-Eckardt dem SPIEGEL. »Hans-Christian war ein Anwalt der Straße, da für die Menschen.«

Sie habe oft mit Ströbele gerungen, so Göring-Eckardt – »es ging ihm dabei immer um die Sache, wenn es sein musste, auch gegen die Partei«, so die langjährige Grünen-Fraktionschefin. »Sein Mut, gegen den Strich zu bürsten, es immer nochmal anders zu denken, war seine Stärke.«

Der ehemalige Grüne-Fraktionschef und Europapolitiker Anton Hofreiter würdigte Ströbele als ein großes Vorbild für Parlamentarier. »Es ist sehr traurig. Hans-Christian Ströbeles mutige und unbeugsame Stimme wird immer fehlen. Er hat die Grünen und die Bundesrepublik geprägt«, sagte Hofreiter dem SPIEGEL. Als junger Parlamentarier habe er viel von Ströbele gelernt, »Mut, Kreativität, zu seiner eigenen Meinung zu stehen, auch wenn es unbequem ist«.

Wirtschaftsminister Robert Habeck sagte nach der Kabinettsklausur in Meseberg über Ströbele, dieser sei ein Politiker gewesen, »der vielen Menschen imponiert hat, mir auch«. Habeck lobte Ströbeles Geradlinigkeit, den unverbrüchlichen Einsatz für Bürgerrechte und für soziale Politik.

Renate Künast, die frühere Grünen-Chefin und Bundeslandwirtschaftsministerin, kannte Ströbele viele Jahre. Beide verband die Arbeit bei den Berliner Grünen und trennte die Flügelzugehörigkeit: Künast war Reala und wollte regieren. Ströbele war Linker und wollte das nicht. »Er hat akzeptiert, dass man in der Regierung Kompromisse machen muss. Er wollte das aber für sich selbst nie. Er wollte frei sein«, sagte Künast dem SPIEGEL.


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Ströbele habe sich immer für die Freiheit eingesetzt: »Er hatte einen grünen Faden, dem er gefolgt ist. Er wusste, dass es nur vorangeht, wenn es Leute mit Stehvermögen gibt. Davon kann man immer noch lernen«, sagt Künast. Ströbele blieb immer ein Gegner etwa des Afghanistan-Einsatzes, den auch die Grünen in der Regierung mittrugen. Dazu sagt Künast, die damals im Kabinett saß: »Er konnte ja nachhaltig unbequem sein, aber eine Partei kann nur dankbar sein für seine stetigen unbequemen Fragen.«

Bundeskanzler Olaf Scholz twitterte, Ströbeles Antrieb sei es gewesen, Politik zu machen und die Gesellschaft zu verändern. »Mit Christian Ströbele verliert Deutschland einen streitbaren Politiker, der die politische Debatte über Jahrzehnte mitgeprägt hat.«

Der frühere Bundesinnenminister Otto Schily (SPD) würdigte Hans-Christian Ströbele als »Legende«. Schily, der seine politische Karriere selbst als Grüner begann und als Anwalt zusammen mit Ströbele die Anführer der Roten Armee Fraktion (RAF) verteidigte, sagt der »Zeit«: »Hans-Christian war eine Legende, der erste direkt gewählte Abgeordnete der Grünen und ein hervorragender Anwalt, der sich intensiv in die Fälle und Akten eingearbeitet hat.« Mit Ströbele gehe »nicht nur etwas von der grünen Ursubstanz verloren, sondern eine herausragende Persönlichkeit der Republik«.


jos/kor/fin/ulz

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