Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) fordert die Kommunen auf, den Bau von Ladesäulen zu priorisieren. »Wenn es nicht gelingt, rechtzeitig flächendeckend Ladesäulen aufzubauen, drohen Schwierigkeiten«, sagte der FDP-Politiker der Deutschen Presse-Agentur. »Wir brauchen Schnellladesäulen und Flächen dafür. Aber das muss vor allem vor Ort gelöst werden«, so Wissing.
Bundesverkehrsminister Wissing
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Jede zweite Kommune in Deutschland, zeigt eine Auswertung des Verbands der Automobilindustrie (VDA), hat keine einzige Ladesäule. Wissing »empfehle« Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern, »das Theme sehr, sehr ernst zu nehmen«, sagte Wissing. Mobilität sei ein Alltagsbedürfnis der Menschen, dazu gehöre auch der Individualverkehr. »Auch die Automobilindustrie, die die Fahrzeuge verkaufen möchte, muss sich damit beschäftigen, wo die Ladesäulen herkommen.«
Verkauf wächst, Ausbau schleicht
Der Ausbau des Netzes verläuft deutlich langsamer als der Verkauf von Elektroautos. Man erlebe bei der Elektromobilität gerade »den Beginn eines exponentiellen Hochlaufs«, so Wissing. Bis Juni wuchs das Ladenetz Deutschlandweit in jedem der vergangenen zwölf Monate um etwa 1400 neue Ladepunkte – im gleichen Zeitraum wurden monatlich rund 57.000 Elektro-Pkw inklusive Plug-in-Hybride zugelassen.
Die Ursachen für den schleppenden Ausbau der Ladeinfrastruktur sind komplex. Lange war das Thema Elektromobilität für die Chefs der großen Automobilkonzerne Daimer, BMW und Volkswagen Nebensache – genau wie der Ausbau einer eigenen Ladeinfrastruktur. Die Ladesäulenverordnung der alten Bundesregierung nannten Verkehrsforscher ein »bürokratisches Monster«.
Ladesäule für Elektroautos an der Uni Hannover
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Im vergangenen Herbst startete die erste Ausschreibung zum »Deutschlandnetz«, das noch der ehemalige Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) auf den Weg brachte. Bis 2023 soll der Bund den Bau von 1100 Schnellladeparks finanzieren, mit regulierten Abgabepreise für den Strom. Dagegen wehren sich nun jedoch einige große Ladesäulenbetreiber, die in dem geplanten Gesetz ein unzulässiges Eingreifen des Staates in den Markt sehen. Sie reichten bei der EU-Kommission Beschwerde ein.
»Wir müssen viele Ideen sammeln und überlegen, wie wir jede einzelne gute Idee möglichst schnell realisieren können«, sagte Wissing. Die meisten Supermarktparkplätze beispielsweise hätten nachts keine Betriebserlaubnis und somit falle dann der Zugang zu den Ladesäulen weg.
Der Großteil der Ladevorgänge, fast 80 Prozent, findet derzeit zu Hause oder am Arbeitsplatz statt.