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News des Tages: Energiekrise, Waldbrände in Brandenburg und Sachsen, Lufthansa-Streik

1. Perfides Spiel

Moskau dreht weiter am Gashahn: Der russische Gaskonzern Gazprom will die Gaslieferungen durch die Ostseepipeline Nord Stream 1 ab morgen auf 20 Prozent herabsenken. Putin, so Wirtschaftsminister Robert Habeck, spiele ein »perfides Spiel«. Seine Strategie sei durchsichtig: »Er versucht, die große Unterstützung für die Ukraine zu schwächen und einen Keil in unsere Gesellschaft zu treiben.«

Um das zu verhindern, ist Habeck heute zu einem Sondertreffen der EU-Energieminister nach Brüssel aufgebrochen. Dort wurde ein Notfallplan zum Gassparen verabschiedet. Der sieht vor, dass die Mitgliedsländer auf freiwilliger Basis 15 Prozent Gas einsparen, um eine Versorgungskrise abzuwenden. Falls der freiwillige Verzicht nicht reicht, um den Druck der russischen Daumenschrauben zu mindern, soll die EU-Kommission künftig einen »Unionsalarm« auslösen können, um verbindliche Einsparziele vorzugeben.

Das Wort »Unionsalarm« fasziniert mich. Vielleicht deshalb, weil ich in meiner Funktion als CDU/CSU-Fachredakteurin bei einem »Unionsalarm« nicht zuerst an europäische Solidarität denke, sondern zum Beispiel an Friedrichs Merz provokante Reise nach Litauen und Polen, zu der er Morgen aufbrechen will, um Olaf Scholz in Sachen Panzer-Ringtausch vor sich her zu treiben .

Auch das extravagante Kleid, das Angela Merkel gestern auf dem roten Teppich bei den Richard Wagner-Festspielen in Bayreuth trug, hatte eine sehr »unionsalarmierende« Farbe: Es war knallgrün und noch auffälliger als die schwarz-rote Robe der Grünen Kulturstaatsministerin Claudia Roth.

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Zurück zum Ernst des Lebens. Ruft die EU-Kommission diesen Winter den »Unionsalarm« aus, könnte sie verpflichtende Sparmaßnahmen einführen. »Diese müssten allerdings die EU-Mitgliedsländer mit qualifizierter Mehrheit beschließen, was nicht sehr wahrscheinlich, aber auch nicht ausgeschlossen ist«, sagt Ralf Neukirch, SPIEGEL-Korrespondent in Brüssel.

»Ursprünglich wollte die Kommission das Recht haben, den Alarm eigenmächtig auszurufen«, so Kollege Neukirch. Sie hätte dann einzelne Länder auf konkrete Einsparungen verpflichten können. Zu diesem Automatismus ist es aber nicht gekommen: »Wenn man es sehr zuspitzen wollte, könnte man sagen, die anderen EU-Staaten wollten sich nicht zur Solidarität mit Deutschland zwingen lassen.«

Und hier weitere Nachrichten und Hintergründe zum Krieg in der Ukraine:

  • Putins Chefpropagandist und seine Mission in Afrika: Der russische Außenminister Sergej Lawrow reist durch Afrika und gibt dem Westen die Schuld an der Lebensmittelknappheit. Er wird mit offenen Armen empfangen – und verbreitet dort ungestört die Lügen des Kreml .

  • Lambrecht bestätigt Lieferung von Mehrfachraketenwerfern und Panzerhaubitzen: Die Ukraine hat die angekündigten Mehrfachraketenwerfer erhalten, die Deutschland versprochen hatte. Auch Panzerhaubitzen wurden laut Verteidigungsministerin Lambrecht geliefert – weiteres schweres Gerät soll folgen.

  • Russland kündigt Ausstieg aus Internationaler Raumstation an: Beendet Russland die Kooperation mit dem Westen in der Raumfahrt? Laut dem neuen Chef der Raumfahrtbehörde Roskosmos ist ein Ende der ISS-Beteiligung schon beschlossen. Für 2024 sei eine russische Raumstation geplant.

  • Ex-Kanzler Schröder führt in Moskau »Gespräche über Energiepolitik«: Gerhard Schröder hält sich in Moskau auf. Nach SPIEGEL-Informationen soll es dabei um Gespräche zu Gaslieferungen durch die Pipeline Nord Stream 1 gehen. Er reiste via Baku nach Russland .

2. Trauriger Rekord

Der August, in dem die Alpengletscher regelmäßig am meisten Eis verlieren, ist noch gar nicht erreicht. Doch schon jetzt bricht der Verlust an Gletschermasse alle bisher gemessenen Rekorde. Das berichtet die Nachrichtenagentur Reuters, der neue Messdaten des Schweizer Gletschermessnetzes Glamos und der Université Libre de Bruxelles vorlagen.

Am Hintertuxer Gletscher in Tirol, der auch zum Sommerski genutzt wird, fuhren die Skilifte dieses Jahr über eine dunkle Eisfläche, fast völlig von Schnee befreit. Das Video einer Schleppliftfahrt durchs Gletschergebiet werden auf Twitter kommentiert mit der Frage: »Tiroler Gletscher oder neuer Katastrophenfilm?« 

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Nach dem tödlichen Gletscherabbruch an der Marmolata in den Dolomiten hatte der führende Schweizer Gletscherforscher Matthias Huss bereits im SPIEGEL-Interview vor einer Rekordschmelze gewarnt . Gegenüber Reuters sagte Huss nun: »Ich habe nicht erwartet, so früh in diesem Jahrhundert ein so extremes Jahr zu erleben.« Wegen der Klimakrise wird schon lange ein Verschwinden der meisten Alpengletscher prognostiziert.

Mögliche Folgen der Klimaerwärmung zeigen sich derzeit auch in den Wäldern Brandenburgs und Sachsens: Der Großbrand im brandenburgischen Landkreis Elbe-Elster hat sich rasch ausgebreitet – auf rund 850 Hektar. Die Lage sei »sehr angespannt«, sagte ein Feuerwehrsprecher. Die Feuerwehr erwägt nun, eine weitere Ortschaft zu räumen. In Sachsen wurde Katastrophenalarm ausgelöst.

Wenn die Realität in Deutschland mit Horrorszenarien aus Hollywood-Drehbüchern mithalten kann, ist das kein Grund zur Freude.

3. Am Boden

Klimaschützer mag es freuen, für Urlauberinnen und Urlauberinnen ist es eine Katastrophe: Die Lufthansa stellt am Mittwoch in München und Frankfurt den Flugverkehr fast ein. Grund ist ein Warnstreik beim Bodenpersonal.

Eine meiner Freundinnen ist heute samt Familie in den Flieger von München nach Finnland gestiegen – um dem Bodenpersonal ja nicht zu viel Arbeit zu machen, ist die Familie rein mit Handgepäck unterwegs und inzwischen glücklich in Helsinki gelandet. Das Glück, heute statt morgen zu fliegen, haben aber nicht alle Reisenden.

Was tun, wenn der Flug gecancelt wurde? Wer einen innerdeutschen Flug gebucht hat, kann sein Ticket laut der Lufthansa auf deren Webseite ohne Zusatzkosten in ein Ticket der Deutschen Bahn umwandeln. Dabei sollte man aber darauf achten, dass der Bahnticketpreis nicht über dem ursprünglichen Preis des Fluges liegt. Wer weit reisen will, hat zwei Möglichkeiten: Entweder man wählt eine Umbuchung oder man setzt darauf, selbst einen Alternativflug zu buchen und sich den Preis des Lufthansa-Tickets später erstatten zu lassen.

Mir war es in diesem Jahr zu riskant, Urlaub zu buchen, der mit Überraschungen am Flughafen verbunden ist. Ich wage ein anderes Experiment und werde mit der Familie im E-Auto durch Italien, Österreich und Slowenien nach Kroatien reisen. Mit großem Interesse habe ich deshalb den Text meines Kollegen Martin Wittler gelesen . Er weiß, in welchen Ländern man mit dem Elektroauto die Busspur nutzen kann (Polen, Dänemark, Norwegen), wo es mehr Ladepunkte als Tankstellen gibt (Schweiz) und wo man umsonst Strom tanken kann. Hurra, unter anderem in Kroatien!

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Podcast Cover


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Was heute sonst noch wichtig ist

  • Tausende Messungen zeigen zu lahmes Internet in Deutschland: Noch immer liefern viele Internetprovider weniger schnelles Internet nach Hause als vertraglich zugesichert. Mit einer App der Bundesnetzagentur kann jeder bei sich zu Hause nachmessen.

  • Für Blick auf den Starnberger See – Mann zersägt Garage des Nachbarn: Im Landkreis Starnberg hat ein 52-Jähriger laut Polizei die Garage eines Nachbarn mit einer Kettensäge malträtiert. Offenbar behinderte das Gebäude die Sicht aufs Wasser.

  • Biontech reicht in den USA Klage gegen Curevac ein: Das Tübinger Unternehmen Curevac hat den Konkurrenten Biontech verklagt, weil es Patentrechte von Coronaimpfstoffen verletzt sieht. Dagegen setzt sich das Mainzer Unternehmen jetzt seinerseits zur Wehr.

  • 400 Jahre altes Schiffswrack bei Lübeck entdeckt: Lübecks Oberbürgermeister spricht von einem Sensationsfund: In der Travemündung wurde ein Schiffswrack entdeckt, das vermutlich aus der Spätzeit der Hanse stammt. Der Frachter hatte Kalk geladen.


Was wir heute bei SPIEGEL+ empfehlen

  • Die große Provokation der Nancy Pelosi: Die US-Politikerin Nancy Pelosi will offenbar nach Taiwan reisen. Damit setzt sie nicht nur Peking unter Druck, sondern auch ihren Parteifreund Joe Biden – und sie riskiert in diesem schwelenden Konflikt die Eskalation .

  • »Wir streiten öfter, allerdings nie mehr als drei bis vier Stunden«: Jan Weischer und Anna Weber sind Geschwister und leiten gemeinsam das westfälische Familienunternehmen BabyOne. Hier berichten sie, wie oft sie streiten – und was sie anders machen als ihre Eltern .

  • Wie die Zentralafrikanische Republik ihren Wald an Russland verscherbelte: Eine dubiose Firma mit Verbindungen zur Wagner-Gruppe darf in der Zentralafrikanischen Republik Bäume fällen. Das kostbare Holz könnte auch nach Europa gelangen – trotz der EU-Sanktionen gegen die kremlnahe Söldnertruppe .

Was heute weniger wichtig ist

  • Britney Spears und Elton John sollen den Popklassiker »Tiny Dancer« neu aufgenommen haben. Wie das US-Magazin »Page Six« berichtet , haben sich Spears und John offenbar kürzlich in einem Aufnahmestudio in Beverly Hills getroffen, um den Song als Duett neu aufzunehmen. Es wäre die erste Studioaufnahme von Britney Spears seit knapp sechs Jahren. Seit die Sängerin sich im Herbst aus der Vormundschaft ihres Vaters befreit hatte , spekulieren Fans, wann sie wieder neue Musik aufnehmen wird. Erst vor Kurzem hatte Spears auf Instagram einen Clip gepostet, in dem sie ihren frühen Hit »Baby One More Time« von 1998 einsingt. Zu dem Post schrieb sie damals: »Ich habe euch seit sehr langer Zeit nicht mehr an meiner Stimme teilhaben lassen … vielleicht zu lange«.

Tippfehler des Tages, inzwischen korrigiert: »Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) will zunächst das Ergebnis eines Stresstests zur Sicherheit der Energieversorgung abwerten und dann eine Entscheidung treffen.«

Cartoon des Tages: Luis hat einen Wald gemalt


Foto:

Thomas Plaßmann


Und heute Abend?

Blicken Sie doch mal aus der Perspektive eines Kindes auf die Welt. Als Mutter eines Grundschuljungen bin ich zum Beispiel Abonnentin von »Dein SPIEGEL«, das Nachrichten-Magazin für Kinder – und zwar nicht, weil mein Kind so gern darin liest (der Junge verweigert das Selberlesen, wo er nur kann), sondern weil ich am Ende eines anstrengenden Arbeitstags in der S-Bahn zurück nach Hause lieber zur Kinderversion des SPIEGEL greife statt zur Lokalzeitung von Morgen. Oft treten die Zusammenhänge dieser Welt in den Texten für Kinder klarer zu Tage als in den Leitartikeln der Tagespresse für Erwachsene.

Die Titelgeschichte von »Dein SPIEGEL«, der heute erscheint, beschäftigt sich mit Fluchtursachen und geht der Frage nach, wie Kinder es erleben, wenn sie ihre Heimat verlassen müssen. Fast die Hälfte der Fliehenden weltweit ist jünger als 18 Jahre. Außerdem im Heft: Bundespräsident Steinmeier hat sich für ein soziales Pflichtjahr für junge Menschen ausgesprochen. Wie so ein Pflichtjahr aussehen könnte und was andere dazu sagen, steht im Heft. (Hier können Eltern das Heft online bei Amazon  oder Meine-Zeitschrift.de  bestellen).
Ich wünsche Ihnen einen schönen Abend. Herzlich
Ihre Anna Clauß

Hier können Sie die »Lage am Abend« per Mail bestellen.

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