An ihrem Haus ist die Schlammspur noch zu sehen. 200 Meter von der Ahr entfernt stand das Wasser hier etwa zweieinhalb Meter hoch, mitten im Wohngebiet.
Alwin und Andrea Grimmiger wussten am frühen Abend des 14. Juli 2021, dass es ein Hochwasser geben würde. Sie hatten Bilder vom oberen Flusslauf gesehen. Dass auch ihre Heimatstadt Bad Neuenahr-Ahrweiler in der Flut versinken würde, schien unvorstellbar. Niemand hatte sie richtig gewarnt.
Die Katastrophennacht im Ahrtal vor einem Jahr hat 134 Menschen das Leben gekostet. Bis heute ist nicht vollständig geklärt, warum die Warnsysteme der Behörden so kläglich versagten . Sicher ist: Mit einer besseren Vorsorge hätten sich deutlich mehr Menschen rechtzeitig in Sicherheit bringen können.
Haben die Verantwortlichen aus der Flutkatastrophe gelernt? Nicht genug, sagt der Bürgermeister von Bad Neuenahr-Ahrweiler, Guido Orthen, im Stimmenfang-Podcast. Beim Katastrophenschutz hat sich außer ein paar neuen Sirenen kaum etwas getan.
Im Ahrtal zu leben, ist praktisch so riskant wie vor einem Jahr.
Die Flut und ihre Nachwehen haben die Schwächen im deutschen Katastrophenschutz offengelegt. In der verhängnisvollen Nacht verließ sich die rheinland-pfälzische Landesregierung auf den lokalen Krisenstab, der jedoch vollkommen überfordert war. Im Podcast erklärt der BKA-Beamte und Flutbetroffene Andy Neumann , warum er eine Verlagerung der Kompetenzen für nötig hält.
Katastrophenschutzexperte Albrecht Broemme warnt allerdings davor, zu hohe Erwartungen an das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe zu richten. Stattdessen müssten die Verantwortlichen auf Kreisebene mehr Unterstützung von den Bundesländern erhalten, sagt der langjährige Präsident der Bundesanstalt Technisches Hilfswerk (THW).
Im Ahrtal waren die Einsatzkräfte oft auf sich gestellt. Die Rettung von Menschen habe in der Flutnacht oft einer »Glücksaktion« geglichen, erinnert sich der THW-Einsatzleiter Daniel Gronwald im Podcast.
THW-Einsatzleiter Gronwald, SPIEGEL-Redakteur Mestermann in Bad Neuenahr-Ahrweiler
Foto: NILS PIEL / THW Sinzig / Nils Piel
Die Ampelkoalition hat Reformen versprochen , aber die Menschen im Ahrtal sind skeptisch. Denn viele warten noch immer auf die »schnelle und unbürokratische« Hilfe, die ihnen nach der Flut zugesagt wurde.
Hören Sie jetzt die neue Folge:
Sie haben Themenvorschläge oder Feedback zu unserem Podcast? Sprechen Sie auf unsere Mailbox oder schicken Sie uns eine Sprachnachricht per WhatsApp – beides unter der Nummer +49 40 38080 400. Oder schicken Sie eine Mail an stimmenfang@spiegel.de .
Die Quellenangaben und weiterführende Links zu allen Sendungen finden Sie hier .