Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) stand zuletzt immer wieder in der Kritik. Vor einem Monat bekam es mit Ralph Tiesler einen neuen Chef. Der plädiert nun für mehr Katastrophenübungen in der Bevölkerung.
»Wir sehen die Bevölkerung nicht als Statisten, sondern als Akteure auf Augenhöhe, die für ihren eigenen Schutz auch selbst etwas tun«, sagte der oberste deutsche Zivilschützer der Düsseldorfer »Rheinischen Post«. Er halte es deshalb für sinnvoll, sich »gemeinsam auf begründete Krisenszenarien auch mit Übungen vorzubereiten«. Details nannte Tiesler nicht. »Wie das genau aussehen könnte, müssen wir diskutieren«, ergänzte er.
Bürger sollen Nahrungsmittel und Wasser vorhalten
Zum Jahrestag der Flutkatastrophe im Westen Deutschlands nannte Tiesler die fehlende Zusammenarbeit der zentralen Stellen als Hauptgrund für die »Riesendefizite bei der Krisenbewältigung«. Daraus hätten die Verantwortlichen gelernt und beim Bundesamt das gemeinsame Kompetenzzentrum Bevölkerungsschutz eingerichtet, um alle an einen Tisch zu bringen.
Der BBK-Chef verlangte auch mehr Geld und mehr Stellen für seine Behörde – über die bereits bewilligte halbe Milliarde Euro für 2022 hinaus. »Die Aufgaben sind mit den jüngsten Krisen – Hochwasser, Dürren, Covid und jetzt der Ukrainekrieg – dramatisch gewachsen«, sagte er. »Da wird ein weiterer Aufwuchs von Finanzmitteln und Personal notwendig werden.«
Als Folge des Ukrainekriegs rechne er nicht mit einer Nahrungsmittelknappheit, sagte Tiesler. Er empfiehlt aber den Bürgern, Wasser und Nahrungsmittel für mehrere Tage vorzuhalten. »Wenn die Menschen, die dazu in der Lage sind, individuell vorsorgen, hilft uns das, bedürftigen Personen besser und schneller zu helfen. Das wäre ein großer Gewinn für uns alle.«
Tiesler war zuletzt Direktor des Bundesinstituts für Sportwissenschaft. Davor war der 62-Jährige bis Mitte 2018 Vizepräsident des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge (Bamf). Das BBK mit Sitz in Bonn ist dem Bundesinnenministerium unterstellt.