Bundesaußenministerin Annalena Baerbock hatte direkt nach ihrem Eintreffen auf Bali deutlich gemacht, dass Russland auf dieser G20-Zusammenkunft möglichst isoliert werden solle. Mit Außenminister Sergej Lawrow nahm am Freitagmorgen erstmals seit Beginn des russischen Überfalls auf die Ukraine ein Minister aus Moskau an einem solchen internationalen Treffen teil.
Am Rande der Beratungen werde es von ihr keine der üblichen bilateralen Treffen mit Lawrow geben, hatte Baerbock im Vorfeld angekündigt. Und so kam es.
Lawrow selbst traf sich unter anderem mit seinem chinesischen Kollegen Wang Yi sowie mit dem türkischen Außenminister Mevlüt Çavuşoğlu. Am Freitag entzog sich Lawrow der Kritik der anderen Teilnehmer, indem er direkt nach seiner eigenen Rede im Kreise der Ministerinnen und Minister den Saal verließ. Nach ihm sprach Baerbock.
Russischer Politiker Lawrow beim G20-Gipfel der Außenministerinnen und Außenminister
Foto: Britta Pedersen / dpa
Eine Mehrheit der Deutschen hätte sich laut Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Civey für den SPIEGEL einen anderen Verlauf gewünscht. Vor Beginn des Bali-Gipfels sprachen sich 58 Prozent für ein persönliches Treffen zwischen Baerbock und Lawrow aus, 31 Prozent hielten dagegen.
Insbesondere unter den Anhängerinnen und Anhängern der Linken und der AfD gab es größere Sympathien für ein Treffen zwischen der Deutschen und dem Russen auf Bali.
In der Ost-West-Auswertung zeigen sich leichte Unterschiede in der Bewertung dieser Frage. Im Osten sprach sich eine deutlichere Mehrheit für ein persönliches Treffen aus als im Westen.
Die Anwesenheit Lawrows auf Bali galt als Test für eine mögliche Teilnahme von Kremlchef Wladimir Putin am G20-Gipfel der Staats- und Regierungschefs im November, der ebenfalls auf der indonesischen Ferieninsel stattfindet. Die Bundesregierung und die anderen G7-Staaten haben sich für eine Teilnahme entschieden, um Russland nicht die internationale Bühne zu überlassen.