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Andrij Melnyk weist Vorwurf der Holocaust-Verharmlosung zurück

Andrij Melnyk während der Sendung »Anne Will« am 06.05.2022


Foto: IMAGO/Jürgen Heinrich

Der ukrainische Botschafter Andrij Melnyk hat den Vorwurf zurückgewiesen, er habe mit seinen Äußerungen über den ukrainischen Partisanenführer Stepan Bandera den Holocaust verharmlost. »Jeder, der mich kennt, weiß: immer habe ich den Holocaust auf das Schärfste verurteilt«, schrieb Melnyk auf Twitter. Die Vorwürfe gegen ihn seien »absurd«.

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Bandera war während des Zweiten Weltkriegs Anführer des radikalen Flügels der Organisation Ukrainischer Nationalisten (OUN). Nationalistische Partisanen aus dem Westen der Ukraine waren 1943 für ethnisch motivierte Vertreibungen verantwortlich, bei denen Zehntausende polnische und jüdische Zivilisten ermordet wurden. Bandera floh nach dem Zweiten Weltkrieg nach Deutschland, wo er 1959 von einem Agenten des sowjetischen Geheimdienstes KGB ermordet wurde.

Die Rolle ukrainischer Nationalisten, die von Anfang der Dreißiger- bis in die Fünfzigerjahre für die Unabhängigkeit kämpften, wird heute wegen Verbindungen zu den Faschisten kontrovers diskutiert, auch in der Ukraine. Bandera gilt international vielen als Nazikollaborateur, in der Westukraine wird er teilweise aber bis heute verehrt.

Melnyk nahm Bandera in Schutz

Melnyk hatte Bandera in einem Interview mit dem Journalisten Tilo Jung in Schutz genommen und gesagt: »Bandera war kein Massenmörder von Juden und Polen.« Melnyk zufolge wurde die Figur Banderas gezielt von der Sowjetunion dämonisiert. Die israelische Botschaft hatte dem Botschafter daraufhin »eine Verzerrung der historischen Tatsachen, eine Verharmlosung des Holocausts und eine Beleidigung derer, die von Bandera und seinen Leuten ermordet wurden« vorgeworfen.

Der Botschafter reagierte darauf nun mit dem Tweet, den er ausdrücklich auch an die »lieben jüdischen Mitbürger« adressierte. Die Naziverbrechen des Holocaust seien eine gemeinsame Tragödie der Ukraine und Israels, schrieb er darin.


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Botschafter auf Abruf?

Melnyk steht laut Medienberichten vor einem Ende seiner Zeit in Berlin. Laut »Bild«  und »Süddeutsche Zeitung«  plant die ukrainische Regierung eine Rückkehr Melnyks nach Kiew. Dort soll er ins ukrainische Außenministerium wechseln, heißt es. Nach SPIEGEL-Informationen hat die Bundesregierung von dem vermeintlichen Vorgang keine Kenntnis und hat in Kiew wegen der Personalie nachgefragt. Das Kanzleramt habe kein Interesse daran, dass der Botschafter ausgetauscht wird, hieß es.

Melnyk war mit seinen Mahnungen und Appellen an die Bundesregierung, die Ukraine nach der Invasion durch Russland unter anderem mit Waffen stärker zu unterstützen, bekannt geworden. Immer wieder stand er wegen seiner Wortwahl in der Kritik.

Als Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) eine Reise in die Ukraine zunächst abgelehnt hatte, nannte Melynik ihn eine »beleidigte Leberwurst«. Scholz hatte zuvor gesagt, die Ausladung von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier durch die Ukraine stehe seiner Reise im Weg.

»Das ist eine Äußerung, die ich im Nachhinein natürlich bedauere«, sagte Melnyk später – nach Scholz’ Kiewreise – im SPIEGEL-Spitzengespräch: »Ich werde mich bei ihm persönlich entschuldigen«, fügte er hinzu. Die Äußerung sei »diplomatisch nicht angemessen« gewesen und sie habe »viele Menschen nicht nur in Deutschland vor den Kopf gestoßen«.


svs/mgb/dpa

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