Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach befürchtet für den Herbst eine deutliche Verschlechterung der Coronalage. »Es wird ein schwerer Herbst werden, wir müssen vorbereitet sein«, sagte der SPD-Politiker in den ARD-Tagesthemen . Er glaube, dass »wir mit der BA.5-Variante, die sich jetzt hier ausbreitet, große Schwierigkeiten bekommen werden«. Er rechne mit sehr hohen Fallzahlen, was auch zu einer Überlastung der kritischen Infrastruktur führen könne. »Das ist meine Befürchtung«, sagte der Minister.
Am Freitag hatte ein Sachverständigenausschuss ein lang erwartetes Gutachten über die Wirksamkeit bisheriger Coronaschutzmaßnahmen vorgestellt. Demnach können Maßnahmen wie das Maskentragen auch weiter gegen das Coronavirus hilfreich sein. Hinter vielen anderen bekannten Auflagen setzt der Sachverständigenausschuss aber große Fragezeichen: mangels ausreichender Daten seien keine sicheren Bewertungen möglich.
Lauterbach räumte ein, man habe bislang »nicht die perfekten Daten« gehabt. Mit einem Pandemie-Radar in Krankenhäusern und einem Abwassermonitoring gehe er im September aber von einer besseren Datenlage aus. Das Gutachten sei »keine Bibel, aus der zu zitieren ist« und auch »nicht das letzte Wort«, sagte der Gesundheitsminister.
Lauterbach schließt erneuten Lockdown aus
In den Gutachten seien viele Maßnahmen bewertet worden nach dem Motto »Sie helfen, aber wir wissen nicht, wie stark sie helfen«, sagte der Minister im ZDF-»heute-journal« . Auch internationale Literatur und weitere Experteneinschätzungen würden daher nun in Beratungen über ein neues Infektionsschutzgesetz einbezogen. Einen Lockdown wie zu Beginn der Pandemie schloss Lauterbach aus: »Das würden wir nicht wiederholen.«
Mit Bundesjustizminister Marco Buschmann (FDP) wolle Lauterbach jetzt »sehr schnell zu Regelungen kommen, die die Bürgerinnen und Bürger im Herbst und im Winter besser schützen«, sagte Lauterbach in der ARD. »In der Summe sollte man natürlich das mache, wo man am meisten erreicht mit der kleinsten Einschränkung«. Lauterbach zufolge haben der Gesundheitsminister und Buschmann die Gespräche dazu am Freitag bereits aufgenommen. Über Details sprach er nicht, die Minister wollten vertraulich verhandeln. Was die Bundesländer sich wünschen, ist aber schon durchgesickert.