Sahra Wagenknecht nimmt wegen Krankheit nicht am Bundesparteitag in Erfurt teil. Das bestätigte die Linkenpolitikerin dem SPIEGEL. Zuerst hatte die Nachrichtenagentur dpa darüber berichtet.
»Ich werde leider nicht zum Parteitag der Linken fahren können, da ich seit Mittwoch krankgeschrieben bin und aufgrund eines Kontakts der Verdacht besteht, dass ich mich mit Corona angesteckt habe«, teilte Wagenknecht der Agentur mit. »Das bedaure ich sehr.« Sie erklärte weiter: »Der Parteitag wird mit seinen Beschlüssen und dem Ausgang der Wahlen wahrscheinlich darüber entscheiden, ob die Linke eine Zukunft hat oder nicht. Da wäre ich gern vor Ort gewesen und hätte mich in die Debatten eingebracht. Das wird nun leider nicht möglich sein.«
Der Parteitag beginnt am Freitag und läuft bis Sonntagnachmittag. Wagenknecht ist als frühere Bundestagsfraktionschefin eine der bekanntesten Persönlichkeiten ihrer Partei, doch liegt sie bei wichtigen Fragen mit der Parteispitze über Kreuz.
Wagenknecht hatte die Parteispitze zuletzt kritisiert. Sie selbst hat keine Kandidatur für ein Parteiamt angemeldet. Sie hat auch nicht klar gesagt, ob sie in der Partei weitermacht, wenn sie ihre Positionen nicht durchsetzt. Ihr Ehemann Oskar Lafontaine, der frühere Parteichef, war Mitte März im Zorn ausgetreten.
Die Linke steckt vor dem Parteitag in einer tiefen Krise: Bei der Bundestagswahl hatte die Linke mit 4,9 Prozent den Einzug ins Parlament nur über drei direkt gewonnene Mandate in Berlin und Leipzig geschafft. Eines davon gewann Pellmann. Bei den Landtagswahlen im Saarland erreichte sie 2,6 Prozent, in Schleswig-Holstein 1,7 Prozent und in Nordrhein-Westfalen 2,1 Prozent. Zudem erschütterten Vorwürfe der sexuellen Belästigung und des Sexismus die Partei.
In Erfurt soll am Samstag der gesamte Parteivorstand neu gewählt werden. Ein Topthema beim Parteitag wird die Außenpolitik, insbesondere die Haltung der Partei zu Russland und dem Krieg in der Ukraine.