Die Bundesbeauftragte für die Opfer der SED-Diktatur, Evelyn Zupke, hat sich für eine bessere Entschädigung der Opfer von Zwangsarbeit in Gefängnissen der früheren DDR ausgesprochen. Zupke kündigte dafür im »Deutschlandfunk« einen Härtefallfonds an. Ausdrücklich lobte sie das schwedische Unternehmen Ikea, das sich schon freiwillig bereiterklärt habe, eine Entschädigungssumme in Millionenhöhe zu zahlen.
»Ikea steht in den Startlöchern«, sagte Zupke. Die Zahlung sei allerdings geknüpft an die Bereitschaft anderer Unternehmen, sich ebenfalls an dem Fonds zu beteiligen. Die Beauftragte verwies auf Studien, wonach etwa 250.000 Häftlinge in DDR-Gefängnissen Zwangsarbeit leisten mussten. Davon profitiert hätten mehrere westliche Unternehmen, darunter Quelle, Otto, Aldi, C&A, Woolworth und Siemens.
Zupke kündigte einen Runden Tisch mit Vertretern betroffener Unternehmen an. Die Aufarbeitung dieses Komplexes und der Härtefallfonds seien ihr »ein ganz wichtiges Anliegen«.
Zupke kritisierte außerdem Verzögerungen beim Bau des geplanten Mahnmals für die Opfer kommunistischer Gewaltherrschaft. Die Grundsteinlegung dafür solle nun am 17. Juni 2023 stattfinden, dem 70. Jahrestag des Volksaufstandes in der DDR. Die Gesellschaft sei es den Opfern schuldig, dass »wir da nicht noch jahrelang warten und herumeiern«.
Zupke, 1962 in Binz auf Rügen geboren, gilt als hochgeschätzte Vertreterin des zivilen Widerstands gegen das Unrecht im einstigen SED-Staat. Ende der Achtzigerjahre war die Heilerzieherin in der Ost-Berliner Oppositionsgruppe Weißenseer Friedenskreis aktiv und beteiligte sich maßgeblich an der Aufdeckung systematischer Wahlfälschungen in der DDR. Danach gehörte sie zu den Organisatoren der Proteste gegen den Betrug.
Nach dem Mauerfall engagierte sich die parteilose Zupke weiter in politischen Gruppen wie dem Runden Tisch Weißensee, bevor sie sich verstärkt dem sozialen Bereich zuwandte. Seit 2020 wirkt Zupke als Beiratsmitglied für den Härtefallfonds des Berliner Beauftragten zur Aufarbeitung der SED-Diktatur .