Ein Familienangehöriger des rechtsextremen Verlegers Götz Kubitschek arbeitet für die Bundestagsfraktion der AfD. Mario B., der mit einer Tochter von Kubitscheks Ehefrau verheiratet ist, ist seit März Grundsatzreferent im Zuständigkeitsbereich von Fraktionschefin Alice Weidel.
Kubitschek hatte bereits im Jahr 2000 die Denkfabrik »Institut für Staatspolitik« gegründet, mit Sitz im sachsen-anhaltischen Schnellroda. Er gilt als Einflüsterer von AfD-Rechtsextremisten wie Björn Höcke, dem Landeschef in Thüringen. Der Verfassungsschutz beobachtet die Denkfabrik, bei der Weidel 2019 auftrat, und deren Zeitschrift »Sezession«.
B., der für seine Arbeit in der Fraktion gelegentlich seinen anderen Vornamen Walter nutzt, hat in Hamburg Jura studiert und ist Mitglied der rechtsextremen »Hamburger Burschenschaft Germania«, die schon seit 2014 im Visier des Hamburger Nachrichtendienstes ist. Auch soll er Verbindungen zur »Identitären Bewegung« haben, deren geistiger Vater Kubitschek ist und die auf der Unvereinbarkeitsliste der AfD steht. Auf Anfrage wollte sich B. nicht äußern. Weidels Sprecher teilte mit: »Zu einzelnen Mitarbeitern äußert sich die Fraktion nicht. Ich kann Ihnen lediglich mitteilen, dass Herr B. ein ordentliches Bewerbungsverfahren durchlaufen hat.«
Seit Mitte 2018 hat sich Weidel bereits mit den Rechtsextremen arrangiert, schmiedete einen Nichtangriffspakt. Damals ergriff sie, die Jahre zuvor noch versuchte, Höcke aus der Partei zu werfen, die Initiative und suchte über Mittelsmänner Kontakt zu ihm. Es gab im ersten Jahr bereits mehrere Treffen mit Höcke und Kubitschek, manchmal kamen auch dessen Frau Ellen Kositza und Alexander Gauland, damals noch Parteichef, hinzu.
Seit dieser strategischen Wende kann sich Weidel der Unterstützung der Höcke-Getreuen erfreuen. Als ihre Spendenaffäre Ende 2018 publik wurde, kritisierte sie kaum jemand aus diesem Lager – und sicherte ihr damit höchstwahrscheinlich ihren Posten. Umgekehrt hält Weidel still, wenn es Kritik an Flügelianern gibt. Und reiste nach Schnellroda, um eine Rede zu halten – und ihre Annäherung öffentlich zu machen.