Die Jusos in Nordrhein-Westfalen drängen SPD-Landeschef Thomas Kutschaty zu einer eingehenden Analyse der Niederlage bei der Landtagswahl im Mai. Bisher habe es »keine ausreichend intensive Aufarbeitung der Wahlniederlage« gegeben, sagt der dortige Juso-Chef Konstantin Achinger dem SPIEGEL. Bei der Landtagswahl seien 300.000 SPD-Wähler nicht mehr zur Wahl gegangen.
»Diesen Wählerinnen und Wählern haben wir offenbar nicht klarmachen können, dass es einen Unterschied macht, ob die SPD regiert oder nicht«, so Achinger. Die Partei müsse sich nach dem historisch schlechtesten Ergebnis »strukturell und personell neu aufstellen«, fordert Achinger. »Wir Jusos wollen dabei der Antreiber sein.«
Drückeberger Deutschland
Drei Monate nach dem russischen Einmarsch in die Ukraine ist hierzulande von einer Zäsur nicht viel zu spüren. Statt das Land mit allen Mitteln in seinem Existenzkampf zu unterstützen, verteidigt die Bundesregierung lieber die heimischen Geldbeutel. Auf der Weltbühne bleibt sie stumm.
Lesen Sie unsere Titelgeschichte, weitere Hintergründe und Analysen im digitalen SPIEGEL.
Die Sozialdemokraten waren bei der Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen auf 26,7 Prozent abgesackt, ein historisch schlechter Wert in dem Bundesland. Die Landtagsfraktion schrumpfte um 13 auf 56 Abgeordnete. Vor fünf Jahren war SPD-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft nach einem Ergebnis von 31,2 Prozent von allen Ämtern zurückgetreten.
Nach der aktuellen Niederlage hatte die SPD-Fraktion in Düsseldorf ihren derzeitigen Vorsitzenden Kutschaty dagegen vorläufig im Amt bestätigt. Bei der ersten Fraktionssitzung nach der Wahl Mitte Mai bekam er ein einstimmiges Ergebnis. Hintergrund war auch, dass die SPD eine Option für den Fall haben wollte, dass die schwarz-grünen Koalitionsverhandlungen scheitern.
Doch das dürfte sich nun erledigt haben. CDU und Grüne haben sich auf eine Koalition geeinigt. CDU und Grüne wollen ihren Koalitionsvertrag am 25. Juni von Parteitagen absegnen lassen. Hendrik Wüst soll am 28. Juni im Landtag als Ministerpräsident wiedergewählt werden. Der CDU-Politiker würde dann das erste schwarz-grüne Bündnis in Nordrhein-Westfalen anführen.