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Corona: Christian Drosten sorgt sich um Sterbefälle bei Omikron

Der Leiter des Virologie-Instituts der Berliner Charité, Christian Drosten


Foto: Michael Kappeler / dpa

Die meisten Regeln sind gefallen, das Virus jedoch ist noch da: In Deutschland liegt die Sieben-Tage-Inzidenz nach Daten des Robert Koch-Instituts (RKI) aktuell bei 276,9, Tendenz seit Tagen steigend. Nun zeigt sich der Virologe Christian Drosten »etwas beunruhigt« über die weitere Entwicklung.

Zwar sei die Zunahme der Infektionsfälle durch die Omikron-Subvariante BA.5 bisher nicht überraschend, sagte der Leiter des Virologie-Instituts der Charité in Berlin. »Meine zu Frühlingsbeginn geäußerte Erwartung hat sich bestätigt«, so Drosten. »Wir erleben dieses Jahr keinen infektionsfreien Sommer, was aber zunächst nicht bedrohlich ist.« Allerdings beunruhige ihn die Entwicklung in Portugal, wo nicht nur die Inzidenz, sondern auch die Sterbefälle anstiegen.


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»Dafür gibt es keine offensichtlichen Erklärungen, denn auch andere europäische Länder haben BA.5-Anstiege ohne Zunahme der Letalität«, sagte Drosten. Für mehr Klarheit müsse man noch etwas abwarten: »In einem Monat werden wir wissen, ob sich etwas Ähnliches auch bei uns einstellt.«

Nicht wieder »im Hauruckverfahren« agieren

In der Politik mehren sich Stimmen, wonach schon jetzt für eine etwaige Infektionswelle im Herbst vorgesorgt werden müsse. Zu den Befürworterinnen gehört Bundestagsvizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt (Grüne). Die Infektionsschutzmaßnahmen für den Herbst müssten rasch erarbeitet werden, sagte sie »Zeit Online«.

»Ich habe den Eindruck, dass mit dem vorläufigen Ende der allgemeinen Impfpflicht erst einmal alle Aktivitäten ermattet und zum Erliegen gekommen sind, und deshalb müssen wir jetzt handeln«, so die Grünenpolitikerin. »Wir sollten noch vor der Sommerpause eine Verständigung über die Ziele beschließen«, forderte sie. Gesetze sollten nicht wieder »im Hauruckverfahren zusammengebastelt« werden. »Das hat oft zu großen Unklarheiten geführt.«

Die FDP hatte zuletzt gefordert, vor der Erarbeitung von Maßnahmen für den Herbst erst die Evaluation der bisherigen Instrumente abzuwarten. Der zuständige Sachverständigenausschuss soll einen Bericht bis Ende Juni vorlegen. Göring-Eckardt sprach sich gegen den FDP-Vorschlag aus. »Eine Evaluation darf keine Ausrede fürs Nichtstun sein, insbesondere dann nicht, wenn es Sorgen gibt, dass gar nicht genügend Daten vorhanden sind«, sagte sie.


Der Sachverständigenausschuss – aus dem Drosten auf eigenen Wunsch ausschied – ist nicht zu verwechseln mit dem Expertenrat der Bundesregierung, dem Drosten weiterhin angehört. Der Expertenrat forderte am Mittwoch in einer Stellungnahme eine umfassende Vorbereitung von Bund und Ländern auf eine neue Pandemiewelle im Herbst. Dafür werde eine »solide rechtliche Grundlage für Infektionsschutzmaßnahmen benötigt, um schnell auf das Infektionsgeschehen reagieren zu können«.

Expertinnen und Experten gehen seit einiger Zeit von einer hohen Dunkelziffer bei Coronaerkrankungen aus. Viele Fälle seien nicht vom RKI erfasst – vor allem, weil bei Weitem nicht alle Infizierten einen PCR-Test machen lassen. Nur positive PCR-Tests zählen in der Statistik.

In Deutschland lag die Sieben-Tage-Inzidenz in der Vorwoche bei 221,4 Fällen je 100.000 Einwohner. Aktuell liegt der Wert wieder bei 276,9 Neuinfektionen.


mrc/dpa

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