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Coronavirus: Expertenrat fordert Vorbereitung auf mögliche Pandemie-Welle im Herbst

Impfstoffe gegen das Coronavirus


Foto: Felix Schlikis / Lobecam / IMAGO

Wie geht es weiter mit der Pandemie nach dem Sommer? Der Corona-Expertenrat der Bundesregierung hat eine umfassende Vorbereitung von Bund und Ländern auf eine neue Pandemiewelle im Herbst gefordert. Dafür werde eine »solide rechtliche Grundlage für Infektionsschutzmaßnahmen benötigt, um schnell auf das Infektionsgeschehen reagieren zu können«, heißt es in einer am Mittwoch veröffentlichten Empfehlung, die dem SPIEGEL vorliegt.

Das Gesundheitswesen und weitere Sektoren des öffentlichen Lebens sowie die Bevölkerung müssten sich darauf einstellen und vorbereiten, dass das Coronavirus und andere Atemwegsinfektionen im Herbst und Winter 2022/23 saisonal bedingt zunehmen werden.

Es bestehe zwar eine allgemeine Impfempfehlung für alle Menschen ab fünf Jahren. Durch nachlassenden Schutz gegen Infektion und Impflücken in bestimmten Bevölkerungsteilen, zum Beispiel Ältere, besteht jedoch weiterhin eine relevante Immunitätslücke, warnt der Expertenrat. Die verbleibende Impflücke und die abnehmende Immunität drohten das Gesundheitssystem und die kritische Infrastruktur im Herbst und Winter wahrscheinlich erneut erheblich zu belasten.

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Der Expertenrat zeigte auf, mit welchen Szenarien im kommenden Herbst und Winter zu rechnen ist:

Günstigstes Szenario:

  • Eine neue Virusvariante dominiert mit im Vergleich zur Omikron-Variante weniger krankmachenden Eigenschaften. Stärker eingreifende Infektionsschutzmaßnahmen seien dann nicht mehr oder nur für den Schutz von Risikopersonen notwendig.

  • Es kann zu höheren Infektionszahlen durch andere Atemwegserreger wie Influenza kommen.

  • Die Infektionshäufungen belasten das Gesundheitswesen vor allem im Bereich der Pädiatrie, aber auch durch Arbeitsausfälle in der berufstätigen Bevölkerung.

Basisszenario:

  • Die durch das Covid-19-Virus hervorgerufene Krankheitslast bleibt ähnlich wie bei den jüngst zunehmenden Omikron-Varianten BA.4, BA.5 und BA.2.12.1.

  • Über die gesamte kältere Jahreszeit kommt es zu einem gehäuften Auftreten von Infektionen und Arbeitsausfällen.

  • Trotz der moderaten Covid-19-Belastung der Intensivmedizin könnten die Arbeitsausfälle erneut flächendeckende Maßnahmen des Übertragungsschutzes (Masken und Abstand in Innenräumen) aber auch Maßnahmen der Kontaktreduktion nach regionaler Maßgabe erforderlich machen.

Ungünstiges Szenario:

  • Eine neue Virusvariante mit einer Kombination aus verstärkter Immunflucht beziehungsweise Übertragbarkeit und erhöhter Krankheitsschwere dominiert.

  • Auch vollständig Geimpfte könnten ohne Zusatzimpfung bei Vorliegen von Risikofaktoren einen schweren Verlauf entwickeln.

  • Das Gesundheitssystem ist durch Covid-19-Fälle auf den Intensiv- und Normalstationen stark belastet.

  • Erst gegen Frühjahr 2023 könnten allgemeine Schutzmaßnahmen wie Maskenpflicht und Abstandsgebot zurückgefahren werden.

Der Expertenrat verwies auch auf die Erwartungen der Menschen: »Die Bevölkerung ist durch zwei Jahre Pandemie geprägt«, heißt es in der Stellungnahme. »Es besteht eine nachvollziehbar hohe Erwartungshaltung an die Politik, im dritten Jahr der Pandemie effektive Vorbereitungen für Herbst und Winter zu treffen.«

Buschmann sieht noch keine Notwendigkeit für anderes Infektionsschutzgesetz

Bundesjustizminister Marco Buschmann sieht für Änderungen des Infektionsschutzgesetzes auch vor dem Hintergrund einer möglichen neuen Infektionswelle im Herbst keinen Grund zur Eile. Am 30. Juni erhalte die Politik die Ergebnisse des Expertenrates über die Wirkungen der bisherigen Maßnahmen, sagt der FDP-Politiker im ARD-»Morgenmagazin«. Die müsse abgewartet werden. Von da an bis zum Ende der Sommerpause gebe es dann Gelegenheit, sich mit den Ländern zu beraten, um nach der Sommerpause im Bundestag ein neues Infektionsschutzgesetz auf den Weg zu bringen. »Warum jetzt einige meinen, dieser Fahrplan sei nichts mehr wert, das verstehe ich nicht, das ist Aufmerksamkeitshascherei«, sagte er.


In den vergangenen Tagen hatte Grünen-Parteichef Omid Nouripour eine rasche Änderung des Infektionsschutzgesetzes gefordert. »Je früher wir auf den Herbst vorbereitet sind, desto besser ist es. Länder und Kommunen brauchen einen Vorlauf«, zitierte die Funke Mediengruppe den Politiker.


als/dpa/AFP/Reuters

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