SPD-Generalsekretär Kevin Kühnert übt scharfe Kritik an Vonovia-Chef Rolf Buch. Dessen Aussage, die rasante Preisentwicklung zwinge den Wohnungskonzern, die Mieten entsprechend der Inflation zu erhöhen, sei »grober Unfug«, sagte Kühnert dem SPIEGEL. »Und ich unterstelle Herrn Buch, dass er das auch weiß.«
»Vonovia und andere Wohnungskonzerne geben nur einen überschaubaren Teil ihrer Mieteinnahmen für Dienstleistungen und Güter aus, die tatsächlich von der aktuellen Teuerung massiv betroffen sind«, sagte Kühnert weiter. »Ein riesiger Teil der Vonovia-Mieten geht stattdessen für die üppigen Dividenden der Vonovia-Aktionäre drauf.«
Einem Euro Mieteinnahmen hätten bei Vonovia zuletzt 37 Cent Dividende gegenüber gestanden, kritisierte Kühnert. 2021 habe der Konzern einen Rekordgewinn gemacht. »Es gibt in Deutschland aber keinen Rechtsanspruch auf Rekordgewinne«, so der Sozialdemokrat.
Buch, Vorstandschef des größten deutschen Wohnungskonzerns Vonovia, hatte im »Handelsblatt« angekündigt, wenn die Inflation dauerhaft bei vier Prozent liege, müssten »auch die Mieten künftig jährlich dementsprechend steigen«.
»Atemberaubende Gewinne einfahren und gleichzeitig auf die Tränendrüse drücken, das ist unverfroren und durchschaubar«, warf Kühnert dem Konzernchef vor. »Vonovia hat sich durch seine Mieterinnen und Mieter jahrelang eine goldene Nase verdient. Es ist eine Frage des Anstands, jetzt eigene Profitinteressen zurückzustellen und den Aktionären reinen Wein einzuschenken: Die fetten Jahre sind vorbei.«
Er erwarte von Buch, dass er in dieser schwierigen Lage nicht mit den Sorgen der Menschen spiele, so Kühnert. »Wer mit Gemeinwohlgütern reich geworden ist, der trägt im Moment der Krise die verdammte Verantwortung, das Gemeinwohl zu schützen.«