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News: 9-Euro-Ticket, Deutsche Bahn, Olaf Scholz, Ministerpräsidentenkonferenz

Die Bahn und Sie

Gestern hatte ich Sie nach Ihren Bahnerlebnissen gefragt, die Resonanz war überwältigend: Ihre Antworten füllen – ausgedruckt – bereits einen großen Aktenordner.

Voller Bahnsteig in Köln am 1. Juni


Foto: THILO SCHMUELGEN / REUTERS

Vielen Dank für Ihre Schilderungen und Ihre Offenheit, es ist ein beeindruckendes Panoptikum geworden.

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Die heutige Morgenlage ist deshalb fast monothematisch geworden, die wichtigen Themen und Termine für den heutigen Tag sind am Schluss kurz und bündig zusammengefasst

Was also lässt sich sagen über die Bahn und über den ersten Tag mit dem Neun-Euro-Ticket?

Bis auf wenige Ausnahmen startete die Aktion, sagen wir, gelassen. Viele berichteten am Morgen, die Züge seien so voll oder so leer wie immer, einige schickten Fotos, die freie Sitzplätze zeigten. Am Nachmittag oder Abend wurde es bisweilen voller, vor allem nahmen die Verspätungen zu.

Es gab erste Pannenberichte von überfüllten Zügen, überfordertem Personal, erheblichen Verspätungen, von Verwirrung bei der Frage nach der Gültigkeit des Tickets. Eine Familie wollte an Pfingsten mit Zug und Rad verreisen, was sie nun abgesagt hat – aus Sorge, keinen Platz im Zug zu finden.

Ich lasse am besten Sie selbst sprechen, eine Collage Ihrer Eindrücke. Bitte verzeihen Sie, dass ich nur einen Bruchteil Ihrer Zuschriften berücksichtigen konnte.

»Das 9-Euro-Ticket ist nichts als Effekthascherei. (…) Das ökologische Problem wird damit nicht gelöst. (…) Rote Karte für Rot-Grün wegen fehlender Nachhaltigkeit und Konzeptlosigkeit.«

»Herrlich! (…) Wir werden unsere Einkäufe überwiegend mit dem öffentlichen Verkehr erledigen. (…) Sparen auch die Parkgebühren.«

»Thema Fernverkehr: Könnte gut sein, ist aber grottenschlecht. Thema Nahverkehr: noch schlimmer.«

»Meinen Anschluss von Crailsheim nach Nürnberg konnte ich nicht nehmen, da der Zug überfüllt war.«

»Mit diesem Experiment kann man auch sehen, dass Menschen nicht ÖPNV fahren, um die Welt zu retten. Sie tun es, wenn es praktischer, günstiger, schneller ist als andere Angebote.«

»Mein Bedarf an Zugfahrten ist bis auf Weiteres gedeckt und ich werde auch kein 9-Euro-Ticket kaufen.«

»Wenn man so will, ist dies eine Form von grüner Klientelpolitik. Jetzt sind mal die dran, die keinen SUV fahren.«

»Straßenbahn RNV 5 Mannheim – Weinheim. Um 16 Uhr mit Gruppe 26 Personen gefahren. Es war eine Katastrophe. Und dann haben sich noch ein paar schwergewichtige Kontrolleure durchgezwängt.«

»Heute fehlten laut Anzeige gleich mehrere Wagen und der Zug war angeblich voll. Man empfiehlt als Alternative den nächsten Zug in einer Stunde.«

»Durch das 9-Euro-Ticket sparen wir in meiner Familie alleine im ÖPNV 140 Euro pro Monat, nice!«

»Bei Sonnenschein im Aussichtswagen des Regional Express mit WLAN war das angenehmer als auf der Autobahn. Wir finden es toll und planen für Juli einen Regionalbahn-Trip zur Ostsee über Dresden und Leipzig.«

»Bei uns in der Region wurden Hunderte von Millionen in die Bahninfrastruktur investiert, der Betrieb wurde dann der DB übergeben. Ergebnis ist, dass viele von der Bahn aufs Auto umsteigen mussten, um rechtzeitig an den Arbeitsplatz zu kommen.«

»Heutzutage ist man als alter Mensch in Zügen nicht mehr gut aufgehoben, weil es an Komfort, Zeit und Personal fehlt.«

»Bisher nur positive Erfahrungen.«

»Auf der Strecke Besigheim nach Bietigheim sah ich einen total überfüllten Zug wie in Japan. Die Türen gingen nicht zu.«

»Erstmalig seit der Pandemie konnten keine Abstände eingehalten werden. (…) Wenn ich könnte, würde ich jetzt auf das Auto umsteigen, obwohl ich aus verschiedenen Gründen überzeugte Zugfahrerin bin.«

»Im Grunde können sich manche Menschen weder Auto noch Zug leisten, und das ist skandalös.«

»Wir haben sieben Millionen Neukunden, ein Land entdeckt Bus und Bahn, das ist doch mega!«

»Besser wäre es, in die Bahn nachhaltig zu investieren und dauerhaft Sparpreise anzubieten.«

»Warum … nicht wie beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk? Jeder Haushalt bezahlt Betrag X und dafür ist dann der öffentliche Nahverkehr für alle kostenlos.«

»Wenn die Politik Entlastung schaffen und Menschen an die öffentlichen Verkehrsmittel binden will, dann muss zuerst die Struktur dafür vorbereitet oder geschaffen werden. Gut gedacht, aber mein Fazit nach dem ersten Tag: ganz schlecht gemacht.«

Was war?

Der Kanzler hielt in der Generaldebatte im Bundestag eine kämpferische Rede, nach gut sitzenden Attacken von Oppositionsführer Friedrich Merz.  Aber auch Altbundeskanzlerin Angela Merkel sprach – beim Abschied von DGB-Chef Reiner Hoffmann. Erstmals äußerte sie sich auch zum Krieg in der Ukraine. Sie sprach von einem »barbarischen Angriffskrieg«.


Angela Merkel (2021)

Angela Merkel (2021)


Foto: Sean Gallup / Getty Images

Demnächst wird Merkel noch mal sprechen, dann mit meinem hoch geschätzten SPIEGEL-Kollegen Alexander Osang. Das Gespräch im Berliner Ensemble am 7. Juni um 20 Uhr ist mit folgendem Titel überschrieben: »Was also ist mein Land?« Die Veranstaltung ist ausverkauft, allerdings wird sie live auf Phoenix übertragen.

Was kommt?

Es ist mal wieder Zeit für eine Ministerpräsidentenkonferenz. Nach langer Zeit findet die Runde erstmals wieder in Präsenz statt. Am Nachmittag beraten die Länderchefs dann mit Bundeskanzler Olaf Scholz.


NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU), Kanzler Olaf Scholz (SPD), Berlins Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) bei der letzten Ministerpräsidentenkonferenz

NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU), Kanzler Olaf Scholz (SPD), Berlins Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) bei der letzten Ministerpräsidentenkonferenz


Foto: John Macdougall / dpa

Unter anderem geht es um die Energiesicherheit, die Reform des öffentlich-rechtlichen Rundfunks und, natürlich, um die Coronapolitik. Der Herbst könnte kritischer werden als der Sommer, ein Plan wäre gut. Und das Infektionsschutzgesetz, das die erlaubten Maßnahmen festlegt, endet im September.

Im Bundestag wird weiter über den Haushalt verschiedener Ressorts gesprochen. Und Frank-Walter Steinmeier löst ein Versprechen ein: Er trifft sich mit dem Sozialmediziner Gerhard Trabert, der auch Bundespräsident werden wollte, aber Steinmeier unterlegen war. Dieser hatte Trabert noch auf der Bundesversammlung zu dem Treffen eingeladen.

SPIEGEL Deep Dive: »Deutschland muss endlich Stärke zeigen!«

Ich möchte Sie noch für eine Veranstaltung begeistern: Im Hauptstadtstudio des SPIEGEL in Berlin spricht Auslandsreporterin Susanne Koelbl in »SPIEGEL Deep Dive« mit herausragenden Historikern, Denkern und Diplomaten über ihren jeweiligen Standpunkt zum Ukrainekrieg. Als Abonnentin oder Abonnent können Sie dieses Interview exklusiv im Livestream verfolgen und auch selbst Fragen stellen.

Koelbls erster Gast am 7. Juni um 18 Uhr ist Dr. Liana Fix. Die Historikerin und Politikwissenschaftlerin gilt als eine der wichtigsten Osteuropaexpertinnen Deutschlands und sagt: »Deutschland muss endlich Stärke zeigen!« Berlins Zögerlichkeit werde in Moskau als Schwäche wahrgenommen – und ermutige Putin, den Krieg weiter zu eskalieren.

Sie wollen wissen, wie sie zu der Position kommt, dass Deutschland die Abschreckung gegen Putin nicht mehr anderen überlassen kann? Oder haben Sie Fragen, die Sie Frau Fix gerne stellen wollen? Die Veranstaltung ist exklusiv für Abonnentinnen und Abonnenten, aber wir verlosen zehn freie Zugänge. Interessenten schreiben an: info@events.spiegel.de, Betreff: SPIEGEL Deep Dive Verlosung. Einsendeschluss ist Freitag, 3. Juni, um 12 Uhr.

Wer bereits Abonnent ist, kann sich hier anmelden. 

Was in der Ukraine geschah

  • Überblick über die vergangenen Stunden: Im Gebiet Lwiw sind Raketen eingeschlagen – dabei wurden mehrere Menschen verletzt. Wolodymyr Selenskyj zufolge wurden seit Kriegsbeginn 243 Kinder getötet. Und Annalena Baerbock sagt: »Die Ukraine muss gewinnen«

  • »Jetzt kann man wirklich von einer Zeitenwende für die Ukraine sprechen«: Nach der Ankündigung neuer deutscher Waffenlieferungen hat sich der ukrainische Botschafter Andrij Melnyk erfreut gezeigt. Man hoffe nun auch auf weitere Panzer

  • Warum sich Athen dem Druck aus Berlin beugt: Griechenland liefert Schützenpanzer an die Ukraine und will im Gegenzug modernere Modelle aus Deutschland erhalten. Und – so hofft Athen – mehr Unterstützung aus Berlin gegen türkische Provokationen. Wie kommt das im Land an? 

  • Sie zielen auf einen einzelnen Gegner – und zerstören ganze Straßenzüge: Das Feuer der russischen Artillerie war offenbar zu stark: Die ukrainische Armee hat die Stadt Sjewjerodonezk im Osten weitgehend aufgegeben. Was bedeutet der Geländegewinn für Putin? 

  • Das Ende des Ostblocks: Der Streit über das europäische Ölembargo hat die Gegensätze zwischen den östlichen EU-Ländern deutlich gemacht: Besonders die alten Partner Ungarn und Polen sind immer öfter unterschiedlicher Meinung 


Die jüngsten Meldungen aus der Nacht

  • Geschworene geben Johnny Depp recht – und Amber Heard auch ein bisschen: Sechs Wochen lang lieferten sich die Ex-Eheleute vor einem Gericht in den USA eine Schlammschlacht. In dem Verleumdungsprozess hagelte es schwere Vorwürfe. Jetzt hat die Jury ein Urteil gefällt

  • Schüsse in Krankenhaus – offenbar mehrere Menschen getötet: In der Stadt Tulsa hat ein Mann in einem Krankenhaus um sich geschossen. Dabei tötete er nach bisherigem Stand vier Personen. Ermittler sprechen von einer »katastrophalen Lage« vor Ort

  • Palast veröffentlicht offizielles Jubiläumsporträt der Queen: Ein taubenblauer Mantel, die Hände im Schoß, ein Kissen im Rücken: Zu ihrem 70. Thronjubiläum erscheint ein neues Foto von Queen Elizabeth II. – sie richtet sich zudem mit dankbaren Worten ans Volk

Die SPIEGEL+-Empfehlungen für heute

Ich wünsche Ihnen einen stressfreien Donnerstag!

Ihr Martin Knobbe

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