tagsfrage: Vorsprung der SPD auf Grune schrumpft //
Annalena Baerbock und Friedrich Merz haben es getan, Olaf Scholz nicht: Bislang ist der Kanzler nicht nach Kiew gereist. In dieser Woche besucht er Afrika. Im Senegal sprach Scholz uber eine mogliche Energiekooperation, im Niger wurdigte er den Einsatz von Bundeswehrsoldaten. In die Ukraine, so der Kanzler vor einer Woche, wolle er nicht fur einen Fototermin reisen. Wenn er nach Kiew fahre, solle es >>immer um ganz konkrete Dinge<< gehen.
Fur seinen Kurs in der Ukrainekrise findet Scholz nicht zur Zustimmung – und seine Partei muss zusehen, wie die politische Konkurrenz davonzieht beziehungsweise aufschliesst: Die Union vergrossert den Abstand zu den Sozialdemokraten, deren Vorsprung vor den Grunen wiederum schmilzt. Das zeigt die Auswertung der SPIEGEL-Sonntagfrage, erhoben vom Meinungsforschungsinstitut Civey.
Ware am kommenden Sonntag Bundestagswahl, kame die Union auf 27 Prozent. Die SPD wurde 22 Prozent erhalten, vier Prozentpunkte weniger als noch kurz nach Kriegsbeginn. Die Grunen liegen bei 20 Prozent, also nur noch knapp hinter den Sozialdemokraten – die Differenz zwischen den Parteien bewegt sich innerhalb der statistischen Fehlertoleranz von bis zu 2,5 Prozentpunkten.
Die AfD bliebe der Umfrage zufolge stabil bei elf Prozent, die FDP kame auf acht Prozent, die krisengeschuttelten Linken erhielten rund funf Prozent der Stimmen.
(Hintergrunde zur Civey-Methodik lesen Sie hier. )
Die Umfrageergebnisse im Zeitverlauf zeigen, dass die Union ihren Vorsprung etwas ausbaut – und die Grunen womoglich die Sozialdemokraten uberholen konnten, falls sich die aktuelle Entwicklung weiter fortsetzt.
Das liegt vor allem an Zustimmungsverlusten der SPD, weniger an Zugewinnen der Grunen. Die haben sich seit etwa einem Monat bei 20 Prozent eingependelt, allerdings seit Beginn des Krieges in der Ukraine rund funf Prozentpunkte zugelegt. Ein vergleichbares Umfragehoch erlebten die Grunen zuletzt im August vergangenen Jahres. Danach brachen sie allerdings wieder ein, kamen bei der Bundestagswahl auf 14,8 Prozent.
Ein Grund fur die guten Werte der Grunen durfte die Beliebtheit zweier Kabinettsmitglieder sein. Wirtschaftsminister Robert Habeck und Aussenministerin Annalena Baerbock liegen im SPIEGEL-Regierungsmonitor an der Spitze. Sie sind die einzigen beiden Kabinettsmitglieder, die im Schnitt positiv bewertet werden. Kanzler Olaf Scholz liegt auf Platz funf.