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ine-Krieg: Das geschah in der Nacht zu Sonntag //

Gefluchtete aus Mariupol konnten mit einem grossen Autokonvoi in Sicherheit gebracht werden, in den Regionen Luhansk und Donezk toben heftige Kampfe. Der Uberblick.

Zerstortes Gebaude der regionalen Regierung von Mykolaiv


Foto: Francisco Seco / AP

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In der Ukraine ist die Begeisterung gross uber den Sieg der Band Kalush Orchestra beim Eurovision Song Contest in Turin – und ihren Aufruf zur Rettung der von russischen Truppen belagerten Hafenstadt Mariupol und des Asow-Stahlwerks. Dort sind noch immer ukrainische Kampfer eingeschlossen. Hunderten Einwohnern gelang unterdessen die Flucht. Von Berdjansk, etwa 80 Kilometer westlich von Mariupol, startete ein Konvoi von 500 bis 1000 Autos, mit dem Einwohner der Stadt in Sicherheit gebracht wurden. Ein Berater des Burgermeisters von Mariupol sprach von der grossten Evakuierung seit dem Einmarsch der Russen am 24. Februar.


Die Entwicklungen im Uberblick.

Die militarische Lage

Russischen Truppen greifen im Osten des Landes nach ukrainischen Militarangaben auf breiter Front an. Heftige Kampfe gibt es in den Regionen Luhansk und Donezk. Bei Donezk sei die russische Armee besonders aktiv, schrieb der ukrainische Generalstab am Samstag auf Facebook. Im Gebiet Siewerodonezk formierten sich die russischen Truppen um.

Britische Militargeheimdienste sehen die russische Offensive im Donbass weit hinter dem ursprunglichen Zeitplan. >>Unter den gegenwartigen Bedingungen ist es unwahrscheinlich, dass Russland seinen Vorstoss in den kommenden 30 Tagen dramatisch beschleunigen kann<<, erklart das britische Militar in seinem Lagebericht auf Twitter.


Ein Berater des ukrainischen Innenministeriums sagte im Fernsehen, das russische Militar versuche, Einheiten der Ukraine im Donbass einzukesseln. Ukrainische Soldatinnen und Soldaten hatten bis in den spaten Samstagabend hinein dort zwolf Angriffe zuruckgeschlagen und dabei acht Panzer, funf Artilleriesysteme, neun gepanzerte Kampffahrzeuge sowie sechs Drohnen zerstort.

In Mariupol wird laut ukrainischen Angaben weiterhin das Stahlwerk bombardiert und beschossen, in dem die letzten ukrainischen Verteidiger der Stadt eingeschlossen sind.

Die humanitare Lage

Ein grosser Konvoi Autos und Lieferwagen ist sicher mit Fluchtlingen aus Mariupol in der ukrainisch kontrollierten Stadt Saporischschja angekommen. Die Menschen mussten Mariupol zuvor auf eigene Faust verlassen und sich allein durchschlagen bis nach Berdjansk, etwa 80 Kilometer weiter westlich. Von dort aus konnten sie mit Rettungsfahrzeugen ins 200 Kilometer entfernte Saporischschja in Sicherheit gebracht werden. Der Konvoi soll 500 und 1000 Autos umfasst haben.

Das sagt Kiew

Parteien, die den russischen Angriffskrieg unterstutzen, sollen in der Ukraine bald verboten werden konnen. Prasident Wolodymyr Selenskyj unterzeichnete ein Anfang Mai beschlossenes Gesetz, wie das ukrainische Parlament auf seiner Website mitteilte. Das Gesetz tritt einen Tag nach der offiziellen Veroffentlichung in Kraft. Das Verbot soll Parteien treffen, die Russlands Krieg gegen die Ukraine rechtfertigen oder leugnen. Bereits im Marz stoppten ukrainische Behorden die Aktivitaten von fast einem Dutzend Parteien, die Verbindungen zu Russland haben sollen.


Der ukrainische Aussenminister Dmytro Kuleba hat sich skeptisch zu einem moglichen Waffenstillstand mit Russland geaussert. >>Es gibt nichts Schlechtes an einem Waffenstillstand, wenn er der erste Schritt hin zu einer Losung ware, wo das ukrainische Staatsgebiet befreit wird. Wir werden uns aber nicht damit abfinden, dass es eine Teil-Abtrennung von Territorium gibt<>Bild TV<<.

Die Deutschen rief Kuleba auf, die Folgen der Sanktionen gegen Russland in Kauf zu nehmen: >>Gebt uns alles, was wir brauchen, und wir werden Russland einhegen und in der Ukraine besiegen, damit sie niemals bei euch an die Tur klopfen.<<

Der ukrainische Prasident Wolodymyr Selenskyj sagte in seiner taglichen Videoansprache in der Nacht zum Sonntag, die Lage in der Donbass-Region bleibe fur die Ukraine >>sehr schwierig<>wenigstens einen gewissen Sieg<< zu schaffen.

Aber er zeigte sich zuversichtlich: >>Schritt um Schritt zwingen wir die Besatzer, unser Land zu verlassen.<>Im nachsten Jahr empfangt die Ukraine den Eurovision! Zum dritten Mal in unserer Geschichte.<<

Das sagt Moskau

Dem russischen Verteidigungsministerium zufolge wurde eines ihrer Transportschiffe im Schwarzen Meer nicht von ukrainischen Streitkraften beschadigt. Ukrainische Militarbehorden in Odessa hatten am Donnerstag erklart, ein russisches Transportschiff angegriffen und in Brand gesetzt zu haben. Das russische Verteidigungsministerium veroffentlichte nun Fotos des Schiffes, die am Samstag im Schwarzmeerhafen Sewastopol auf der Krim aufgenommen worden sein sollen.

Dem russischen Botschafter in den USA zufolge werden russische Diplomaten in den USA mit Gewalt bedroht. >>Unsere Botschaft befindet sich in einem feindlichen Umfeld. Die Botschaftsmitarbeiter erhalten Drohungen, einschliesslich Drohungen mit physischer Gewalt<<, zitiert die russische Nachrichtenagentur Tass den Botschafter Anatoli Antonow. Agenten der US-Sicherheitsdienste wurden vor der russischen Botschaft Telefonnummern fur Kontaktaufnahmen mit der CIA und des FBI verteilen.

So reagiert der Westen

Der stellvertretende Nato-Generalsekretar Mircea Geoana sprach am Rande informeller Beratungen der Nato-Aussenminister am Sonntagmorgen in Berlin von einem moglichen Sieg der Ukraine: >>Dank des Muts der ukrainischen Armee und unserer Hilfe kann die Ukraine diesen Krieg gewinnen.<< Die russische Offensive in der Ukraine verliere bereits >>an Schwung<<.

Die in Schweden regierenden Sozialdemokraten wollen eine Entscheidung daruber treffen, ob ihr Land einen Antrag auf Mitgliedschaft in der Nato stellen soll. Bislang hatte sich die Partei gegen einen Beitritt zu dem Militarbundnis ausgesprochen, doch der russische Angriffskrieg in der Ukraine loste in Schweden – genauso wie im benachbarten Finnland – eine intensive Nato-Debatte aus.

Das sollten Sie lesen

  • ESC-Triumph der Ukraine: Das Kalush Orchestra bittet um Hilfe fur das eigene Land, Prasident Selenkskyj feiert den Mut seines Volkes und der ukrainische TV-Moderator ringt in einem Behelfsstudio um Fassung – noch nie war der Eurovision Song Contest so politisch.

  • Putins Propaganda: Vor zehn Jahren hatte kein vernunftiger Politiker oder Publizist in Russland gewagt, einen nuklearen Schlag gegen den Westen zu rechtfertigen. Das hat sich verandert – auch weil der Kreml die Normen verschoben hat.


vet/dpa/Reuters/AP/AFP

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