tein: USA stimmen Partner auf langen Krieg ein //
US-Verteidigungsminister Lloyd Austin ist kein Mann der grossen Worte. Der fruhere Militar mag keine offentlichen Schlachten oder kleine Gemeinheiten vor den Kameras; Streit tragt der Pentagon-Chef lieber hinter verschlossenen Turen aus. Dort kann der bullige Austin durchaus deutlich werden, sagen Leute, die ihn erlebt haben. Ausfallend oder gar verletzend aber werde er nie.
Auch am Dienstag blieb Austin diplomatisch – und fand dennoch klare Worte. In kurzester Zeit hatten die USA die internationalen Unterstutzer der Ukraine zu einer Krisenkonferenz auf dem riesigen US-Luftwaffenstutzpunkt Ramstein versammelt. Gemeinsam, so das erklarte Ziel, sollte dort die weitere militarische Hilfe fur den von Russland attackierten Partner besser koordiniert und vor allem verstetigt werden.
Im Namen der US-Regierung machte Austin in Ramstein klar, wie die USA die Lage in der Ukraine sehen. >>Himmel und Erde<>unsere Hilfe, um zu siegen. Und sie wird unsere Hilfe brauchen, wenn der Krieg vorbei ist<<, sagte Austin.
Austin dankt ausdrucklich Deutschland
Mit diesen Worten am Morgen stimmte Austin die Partner auf weitere schwere Monate und letztlich auf einen langen Krieg in der Ukraine ein. In Washington verbreiten die Geheimdienste seit einigen Wochen eine dustere Prognose. Demnach wird Russland den Krieg im Osten der Ukraine noch brutaler fuhren als bisher. Folglich, so Austin in Ramstein, brauche das Land noch mehr militarische Unterstutzung.
Schon jetzt ist der Strom der Waffen, die in die Ukraine fliessen, spektakular. Allein die USA haben Kriegsmaterial fur mehr als drei Milliarden geliefert, zusammen mit den anderen Partnern kommt die Pro-Ukraine-Koalition auf fast funf Milliarden. Am Rande der Konferenz scherzte ein Militar, dass man mit diesem Riesenbudget ein kleineres europaisches Land militarisch komplett aufrusten konne.
Luftwaffenstutzpunkt Ramstein
Foto: IMAGO/BeckerBredel
Hinter den Kulissen mahnten US-Militars in Ramstein, die Waffenlieferungen seien entscheidend fur den Fortgang des Krieges. Zwar seien die ukrainischen Soldaten und die Regierung fest entschlossen und zeigten enormen Mut, so ein ranghoher Militar in einem Briefing. Ohne die massive Unterstutzung mit Waffen aber konne der ukrainische Widerstand gegen die russische Armee schnell zusammenbrechen.
Nach der Konferenz dankte Austin den Partnern fur ihre Zusagen. Ausdrucklich erwahnte er Deutschland. Die Entscheidung, bei der Rustungsindustrie eingelagerte Gepard-Flugabwehrpanzer an die Ukraine abzugeben, sei ein >>bedeutender Schritt<<, hatte zuvor einer seiner Berater gesagt. (Wie die Entscheidung der Bundesregierung zustande kam, lesen Sie hier.) Austin erganzte, die Geparden brachten eine >>signifikante Steigerung<< der militarischen Fahigkeiten fur die Ukraine.
Auch den anderen Partnern dankte Austin. >>Es wird jeden Tag mehr<>Wir haben keine Zeit zu verlieren, wir mussen uns mit der Geschwindigkeit des Krieges bewegen.<< Jeden Tag musse man sich erneut fragen, wie man auf aktuelle Entwicklungen reagieren konne.
Den internationalen Dialog uber Waffenlieferungen und die langfristige Ertuchtigung der ukrainischen Armee will Austin deswegen verstetigen. Als internationale Kontaktgruppe zur Unterstutzung der ukrainischen Streitkrafte soll sich die Runde vom Dienstag von nun an jeden Monat treffen und die weiteren Schritte beraten. Ob die Treffen so symboltrachtig wie in Ramstein wurden oder virtuell stattfinden sollen, liess er offen.
USA haben langfristige Strategie
Bei den Zielen der Unterstutzung wurde Austin ziemlich konkret. Wenn alles gut gehe, werde die Ukraine >>das heutige Gefecht und die kunftigen Kampfe<< gewinnen und Russland den Krieg irgendwann beenden. Schon jetzt seien die russischen Streitkrafte deutlich schwacher als vor Beginn des Krieges, auf diesem Weg musse man die Ukraine weiter unterstutzen.
Zwischen den Zeilen aber war herauszuhoren, dass die USA bereits eine sehr viel langerfristige Strategie verfolgen. >>Wir wollen sicherstellen, dass Russland seine Nachbarn nicht mehr bedrohen und herumschubsen kann<<, sagte Austin. Folglich brauche die Ukraine eine schlagkraftige Armee, die sich allen Bedrohungen widersetzen konne. Fuhrt man den Gedanken zu Ende, konnte dieses Ziel auch eine massive Aufrustung aller osteuropaischen Partner der USA bedeuten.
Die Verbundeten der USA mussen sich also trotz der warmen Worte in Ramstein darauf einstellen, dass Washington hinter den Kulissen den Druck aufrechterhalt. Verteidigungsministerin Christine Lambrecht sicherte deswegen zu, dass sich Deutschland weiter >>Schritt fur Schritt<< an der Hilfe fur die ukrainische Armee beteiligen werde. Man musse da ansetzen, wo das Land den Bedarf hat, sagte sie vor einem Gesprach mit ihrem Amtskollegen aus der Ukraine.
US-Verteidigungsminister Austin wollte auf die konkrete Frage, ob Berlin noch mehr tun musse, in Ramstein nicht antworten. Er beliess es lieber bei einer diplomatischen Aussage. Er sei sich nach seinen diversen Treffen mit Lambrecht in den letzten Wochen ganz sicher, dass sie Wege finden werde, um der Ukraine weitere militarische Fahigkeiten zu liefern und damit in der Pro-Ukraine-Koalition >>relevant<< zu bleiben.