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ard Schroder und Wladimir Putin: Heftige Kritik am SPD-Altkanzler //

Zum ersten Mal ausserte sich Gerhard Schroder ausfuhrlich zum russischen Angriffskrieg in der Ukraine – und bringt damit Fachleute und Politiker in Rage. Zuspruch erhalt der Putin-Vertraute aus der AfD.

Gaslobbyist Schroder: >>Ich mache jetzt nicht einen auf mea culpa<<


Foto by Laetitia vancon / The New York Times/ Redux/ laif

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Eigentlich waren die Zeiten vorbei, in denen grosse US-Medien ausfuhrlich uber Gerhard Schroder berichteten. Und eigentlich ware gerade eine gute Zeit, um sich als letzter noch lebender SPD-Altkanzler an der Debatte uber den grauenhaften Krieg in Osteuropa mit besonnenen Beitragen zu beteiligen, im Idealfall auch mit selbstkritischen Einlassungen.

Aber es sind halt besondere Zeiten, und Gerhard Schroder ist ein besonderer Altkanzler. So kommt es, dass die >>New York Times<< den heutigen Gaslobbyisten nun als >>Putins Mann in Deutschland<< bezeichnet – und in einem bemerkenswerten Artikel uber Schroder das Bild eines Mannes zeichnet, der sich weder vom mutmasslichen Kriegsverbrecher Wladimir Putin lossagen noch sonst irgendwelche Fehler im Umgang mit Russland einraumen mochte.

Das Echo auf diesen Text ist verheerend.

Der CDU-Politiker Marco Wanderwitz etwa, fruherer Ostbeauftragter der Bundesregierung, bezeichnet Schroder als >>Bundeskanzler der Schande<<: Er mache sich >>sehenden Auges nochmals gemein mit dem russischen Kriegsverbrecher<<.

Tatsachlich betonte Schroder gegenuber der >>New York Times<<, er wolle seine engen Beziehungen nach Moskau nicht beenden. >>Sie konnen ein Land wie Russland langfristig nicht isolieren, weder politisch noch wirtschaftlich<>Ich mache jetzt nicht einen auf mea culpa<>Das ist nicht mein Ding.<<

Schroder ist eng mit Putin befreundet und steht in Diensten russischer Energiekonzerne, etwa als Aufsichtsratschef beim russischen Energieriesen Rosneft. Er wisse, so behauptete er nun, >>dass Putin daran interessiert ist, den Krieg zu beenden<>nicht so leicht<>ein paar Punkte, die geklart werden mussen<<. Was genau er damit meinte, ist unklar, klar ist hingegen: Putin mochte den volkerrechtswidrigen Angriffskrieg auf die Ukraine zweifelsohne beenden – mit einem militarischen Sieg.

Schroder bekraftigte, dass er zwischen den Kriegsparteien vermitteln konne: >>Ich habe immer deutsche Interessen vertreten. Ich tue. Was ich können? Wenigstens eine Seite vertraut mir.<< Auch an diesem Vorschlag entzundet sich Kritik. Der Grunen-Politiker Volker Beck formulierte seine Emporung uber den Putin-Vertrauten und Gaslobbyisten als Frage: >>Ein Vermittler, der auf der Gehaltsliste einer Seite steht. Really?<<

Die grune Bundestagsabgeordnete Paula Piechotta zog eine Parallele zur SPD-Politikerin Manuela Schwesig und ihrem Parteifreund Erwin Sellering, die in Mecklenburg-Vorpommern mithilfe der vom Kreml mitfinanzierten >>Klimastiftung MV<>charakterlich wirklich fur Staatsamter geeignet sind. Und was passiert, wenn Parteien dabei versagen<<.

Emport zeigt sich auch Tilman Kuban, CDU-Bundestagsabgeordneter und Vorsitzender der Jungen Union. Seine Partei habe die Verantwortlichen der sogenannten Maskenaffare >>rausgeschmissen<>Schroder und Schwesig ohne Konsequenzen munter weiter fur Putin lobbyieren<>Russlandconnection<>eine Schande fur Deutschland<<.

Deutliche Kritik an Schroder ausserten zudem Fachleute. Jan Behrends, ein auf Osteuropa spezialisierter Geschichtsprofessor an der Universitat in Frankfurt/Oder, zeigte sich auf Twitter fassungslos daruber, dass die SPD >>so jemand noch in ihren Reihen dulden<< konne. Und die Historikerin Franziska Davies von der Universitat Munchen schreibt, Schroder sei >>grossenwahnsinnig, narzisstisch, empathielos, korrumpiert, gierig – nichts Neues<<.

Zu den vergleichsweise Wenigen, die Schroder offentlich verteidigen, zahlen extrem rechte Politiker. Schroders Ausserungen seien vernunftig und im deutschen Interesse, twitterte etwa der AfD-Bundestagsabgeordnete Martin Reichhardt aus Sachsen-Anhalt. >>Nuchterne Interessenpolitik<>das Gebot der Stunde<<.

Fur die SPD kommt all das zur Unzeit. Die Partei muss sich seit Wochen gegen Vorwurfe verteidigen, sie habe in den vergangenen Jahrzehnten zu sehr auf Annaherung zu Russland gesetzt und dabei Risiken ausser Acht gelassen. Bundeskanzler Olaf Scholz wies solche Kritik zuletzt im Gesprach mit dem SPIEGEL als >>Zerrbild von sozialdemokratischer Politik<< zuruck. Er verteidigte vor allem die Entspannungspolitik der Regierungschefs Willy Brandt und Helmut Schmidt – erwahnte den dritten SPD-Kanzler Schroder aber nicht.

Abgehakt ist die Angelegenheit fur die Sozialdemokraten jedenfalls wohl noch lange nicht. Im Juni findet die Hauptversammlung des Energieriesen Gazprom statt, auf der Schroder in den Aufsichtsrat gewahlt werden soll. Ob der 78-Jahrige die Nominierung annimmt, trotz des brutalen Angriffskrieges und der lauter werdenden Kritik an seiner Nahe zum Kreml? Im Gesprach mit der >>New York Times<< liess er das offen.


mxw/dpa

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