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Welt

des Tages: Ampelkoalition, Die Linke, Frankreichwahl //

Guten Abend, die drei Fragezeichen heute:

  1. Wohin steuert die Ampel?

  2. Wohin steuert die Linke?

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  3. Wohin steuert Frankreich?

1. Wohin steuert die Ampel?

Was genau ist eigentlich eine >>schwere Waffe<<? Ein Panzer, ein Flugzeug, eine Fregatte? Der Schutzenpanzer mit dem ein erseits neidlichen, andererseits aggressiven Namen (Marder) gilt als schwere Waffe. Und schwere Waffen sind es, die der ukrainischen Armee zur Abwehr der russischen Armee im Osten fehlen. Wer was hat, wem was gegeben werden konnte, daruber gehen die Meinungen in der Ampel auseinander.

Wahrend der stellvertretende Generalinspekteur weitere Lieferungen von schwerem Gerat ausschliesst – er macht sozusagen Eigenbedarf der Bundeswehr geltend – und hinzufugt, die Waffen mussten noch >>hergerichtet<< werden, behauptet ein Professor von der Universitat der Bundeswehr das genaue Gegenteil. Man weiss es nicht. Und wartet.

Nun ist das Zogern an sich noch nichts Schlechtes. Den Gegenspieler von Hannibal und romischen Feldherrn Quintus Fabius Maximus Verrucosus nannten sie wegen seiner hinhaltenden Kriegsfuhrung anerkennend >>Cunctator<>Zauderer<>Der Kanzler, danach sieht es aus<>weniger Handlungs- als Erklarbedarf<<. (Hier seine Analyse.) Unser Kolumnist Sascha Lobo nennt’s den >>deutschen Lumpen-Pazifismus<<.

Handlungsfahig scheinen eher die Grunen. Aussenministerin Baerbock lasst durchblicken, was viele hoffen, dass namlich unter der Hand mehr geliefert werde, als auf dem Lieferschein steht. Unterdessen erweist sich der Biologe Anton Hofreiter, der unlangst noch mit Tuschezeichnungen gefahrdeter Alpenblumen reussierte, als tatkraftiger Uberraschungsbellizist: >>Ich finde es etwas paternalistisch, dem ukrainischen Militar zu sagen, ihr konnt damit nicht umgehen.<< (Hier mehr.)

Und die FDP? Denkt die Sache, wie immer, out of the box, vom liberalen Individuum her – und will Anreize fur russische Soldaten schaffen, die Waffen freiwillig niederzulegen.

  • Hier finden Sie alle aktuellen Entwicklungen zum Krieg in der Ukraine: Das News-Update

Und hier weitere Nachrichten und Hintergrunde:

2. Wohin steuert die Linke?

Ich weiss nicht, wie es Ihnen geht (also: das weiss ich glucklicherweise nie, wie auch? ), aber mich hat der >>Sexskandal<< bei der Linken, der eigentlich ein >>Ubergriffiger Typ verspricht jungen Frauen das Blaue vom Himmel, wenn …<<-Skandal sehr interessiert. Vielleicht, weil es die Linken sind, da stolpert mein Restidealismus weiter wie ein gekopftes Huhn. Die doch nicht!

Aber gewiss, die auch. Manner sind Manner und Macht ist Macht. Fand ich beinahe noch faszinierender als der durch den russischen Angriffskrieg in Gang gesetzte, innerideologische Selbstzerstorungsmechanismus der Partei.

Und dann schaute ich wie die Schlange aufs Kaninchen auf Janine Wissler, Co-Parteichefin neben Susanne Hennig-Wellsow. Immerhin war der mutmasslich ubergriffige Typ mal ihr Typ, was niemanden etwas angeht. Noch immerhinner aber soll Wissler die betroffenen Frauen in ihrer Not abblitzen lassen, was Wissler bestreitet, den potenziellen Wahler dann doch durchaus etwas angeht. Wissler, too.

Und dann tritt endlich – Janine Wisslers Co-Vorsitzende Susanne Hennig-Wellsow zuruck? Die, so viel man weiss, Unbescholtene? Weil >>der Umgang mit Sexismus in den eigenen Reihen<>eklatante Defizite unserer Partei offengelegt<< habe, wie sie erklarte? Ja, wer konnte denn etwas dagegen tun? Vielleicht eine Vorsitzende?

Erneuerung brauche >>neue Gesichter<>irgendwie abbinden<< (Anne Spiegel) zu mussen.

3. Wohin steuert Frankreich?

Es interessiert hierzulande anscheinend kaum jemanden, wohin Frankreich steuert. Frankreich halt. Wird schon irgendwo hintreiben. Den europapolitischen Avancen von Emmanuel Macron jedenfalls zeigte man in Berlin routiniert die kalte Schulter. Lauft bei den Welschen, n’est-ce pas? Oder blockieren irgendwelche Gelbwesten Kreisel vor dem Carrefour in der Provinz? Eben. Wenn aber gewahlt wird in Frankreich, also alle Jubeljahre, ist das Interesse an den Zustanden in Frankreich plotzlich auf 180. Dann steht regelmassig Europa, ach was, das ganze Abendland auf der Kippe. Schicksalswahl!

Und so ist es auch. Theoretisch sind rechte, rechtsextreme bis faschistoide Stromungen in Frankreich mit einem Anteil von bis zu 30 Prozent langst mehrheitsfahig. Der smarte, allzu smarte und im Endeffekt neoliberale Macron war 2017 angetreten mit dem Willen, so zu regieren, dass es 2022 keinen Grund mehr gabe, extrem zu wahlen.

Nun muss er gegen die Rechtspopulistin Marine Le Pen (>>Rasssemblement National<<) in die Stichwahl. Die hat zwar Kreide gefressen, ist aber dennoch ganz die Alte. Das sieht auch Daniel Cohn-Bendit so, ein Urviech sowohl deutscher als auch franzosischer Politik in Personalunion. Der Mann ist sozusagen das Lotharingien unter den Politikern.

Meine Kollegin Britta Sandberg hat mit ihm gesprochen, und er sieht schwarz – so oder so: >>Gewinnt am Sonntag Marine Le Pen, dann hat sie 70 Prozent der Franzosinnen und Franzosen gegen sich, wenn man die Ergebnisse des ersten Wahlgangs ernst nimmt. Gewinnt Macron, ist es genauso. Wie aber wollen Sie ein Land reformieren, wenn Sie auf so wenig Ruckhalt zahlen konnen?<<

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Was heute sonst noch wichtig ist

  • Britisches Gericht erlaubt Auslieferung von Assange an die USA: Ein Gericht in London hat formell die Auslieferung von Julian Assange an die USA genehmigt, nun muss nur noch die britische Innenministerin zustimmen. Dem WikiLeaks-Grunder droht lebenslange Haft.

  • Topf der KfW-Forderung fur Neubauten ist leer – schon wieder: Die Milliarde war schnell weg: Das KfW-Fordervolumen fur energiesparende Neubauten wurde an nur einem Tag aufgebraucht. Nun soll ein neues Programm folgen – mit harteren Auflagen.

  • Britische Finanzaufsicht fuhrt Frauenquote fur borsennotierte Firmen ein: Die grossten Unternehmen an Londons Borsen sollen vielfaltiger werden – deshalb gilt ab sofort fur Toppositionen in der Unternehmensfuhrung eine Frauenquote von 40 Prozent.

  • Israel und Spanien lockern Maskenpflicht: Weil die Infektionszahlen sinken, fahren die Regierungen in Israel und Spanien die Coronamassnahmen zuruck. In beiden Landern gilt die Maskenpflicht nur noch an wenigen Orten.

Meine Lieblingsmeldung heute…

…ist eine winzige Meldung, eine Petitesse, nichts Geschliffenes, nichts Recherchiertes, eine im Grunde nicht weiter erwahnenswerte Quisquilie. Ich wollte trotzdem sofort alles wissen uber die siebenkopfige Entenfamilie, die zwischen Gelsenkirchen und Oberhausen die A2 uberquerte. >>Why did the chicken cross the road?<>Ich bremse auch fur Tiere<< verinnerlicht hat, bremste also auch fur Enten und stellte die Warnblinkanlage ein. Die Entenuberquerung indes uberforderte den ruckwartigen Verkehr, es kam leider zum Knall. Drei Verkehrsteilnehmer wurden in Mitleidenschaft gezogen, ein 45-jahriger Lkw-Fahrer schwer. Ihm sei von Herzen eine rasche und vollstandige Genesung gewunscht. Fur >>eine erwachsene Ente und zwei Jungtiere<<, heisst es im akribischen Polizeibericht, kam allerdings jede Hilfe zu spat.


Was wir heute bei SPIEGEL+ empfehlen

  • Luxusshoppen fur die Weltwirtschaft: Europa droht eine Kriegsrezession, der Handel mit China leidet unter den Coronalockdowns: Fur die Rettung der Weltwirtschaft setzen Okonomen nun ganz auf die wohlhabenden und noch kauflustigen US-Burger.

  • Warum Deutschland ein neues Geschaftsmodell braucht: Spatestens seit dem Ukrainekrieg steht die exportorientierte Wirtschaft der Republik auf dem Prufstand. Mussen die Deutschen mehr Autarkie wagen?

  • Filigran wie ein Backstein: Alte oder neue Zeit, elektrisch oder mit Verbrenner? BMW mag sich nicht entscheiden und prasentiert den neuen 7er im Doppelpack. Kompromisslos hingegen ist das Design der Limousine, ohne jeden Rest von Bescheidenheit.


Was heute weniger wichtig ist

Marija Scharapowa, 35, hat einfach alles richtig gemacht. Erstens spielte die Russin sehr gut Tennis, zweitens zu einer Ara, bevor russische Sportlerinnen und Sportler tendenziell eher als unerwunschte Personen gelten. Drittens rundet sich nun, wie sie via Instagram ihre Fans wissen liess, das Lebensgluck zum Mutterlichen hin. Sie zeigt Babybauch. Das Herzeigen von Babybauchen ist ein ratselhaftes Ritual, bei dem weibliche Prominente das Allernaturlichste auf der Welt zur Nachricht erheben. Vater und Urheber des entsprechenden Fotos (Frau am Strand, Babybauch) ist der englische Unternehmer Alexander Gilkes. Der Strand liegt, noch mutmasslicher, nicht am Schwarzen Meer. Zum Krieg in der Urkaine aussert Scharapowa sich zuruckhaltend, ruft aber zu Spenden auf.

Tippfehler des Tages, inzwischen korrigiert: Da war die Welt noch in Ordnung: Auto Thomas Geiger vor Ostern bei der Erstbegegnung mit dem Prototypen.

Cartoon des Tages: Headline mit Link zur Fotostrecke

Und heute Abend?

>>Wenn einer sich einmal in einen Gedanken verrennt<<, bemerkte Gerhard Polt, >>da ist er wie vernagelt<<. Mit Xavier Naidoo versucht nun einer, die Nagel aus dem Brett vorm Kopf zu ziehen – und sich selbst sozusagen am eigenen Schopf aus der Bredouille, in die er sich in den vergangenen Jahren erfolgreich hineingeritten hat. Mit der osterlichen Wiederauferstehung des Sangers wird es wohl so schnell nichts werden. Aber der Versuch ist unterhaltsam. Seine Einlassungen bei Instagram konnen als Spoken-Word-Performance genossen werden. Hubsch auch der Reim, den sich, stellvertretend fur das Milieu der Verschworungsfreunde, das Satiremagazin >>Titanic<< auf diesen wichtigen Vorgang gemacht hat. Auch darf, wer den robusten Magen dazu hat, gerne bei Telegram ein wenig stobern, was Naidoo noch unlangst so alles in die Welt hinausgeblasen hat. Dann wird es allerdings ein langer und eher trister Abend.

Ich wunsche Ihnen gute Unterhaltung und milden Ausklang des Tages

Herzlich Ihr Arno Frank

Hier konnen Sie die >>Lage am Abend<< per Mail bestellen.

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