Von Andrij Melnyk, dem ukrainischen Botschafter in Deutschland, ist man eine hartes Urteil uber Deutschlands Politiker gewohnt. Uber Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) sagte er: >>Ich hatte das Gefuhl, dass er mehr auf die Bilanzen schaute als auf unser Leid<<. Uber die Ol- und Gas-Politik von Kanzler Olaf Scholz (SPD) sagte er, sie sei wie ein >>Messer in den Rucken der Ukraine<<.
Jetzt hat Melnyk sich Frank-Walter Steinmeier vorgenommen – und ihn ungewohnt scharf kritisiert.
Der Bundesprasident habe eine mehr als nur bedenkliche politische Nahe zu Russland, sagte der ukrainische Botschafter dem >>Tagesspiegel<>Fur Steinmeier war und bleibt das Verhaltnis zu Russland etwas Fundamentales, ja Heiliges, egal was geschieht. Auch der Angriffskrieg spielt da keine grosse Rolle<<. Der Vorwurf: Steinmeier denke wie Putin. Aus Sicht des russischen Prasidenten Wladimir Putin gebe es kein ukrainisches Volk, keine Sprache, keine Kultur, und daher auch keinen Staat, sagte Melnyk. >>Steinmeier scheint den Gedanken zu teilen, dass die Ukrainer eigentlich kein Subjekt sind<<.
>>Ein Spinnennetz der Kontakte<<
Deutschland habe weiter zu viele Eigeninteressen in Bezug auf Russland, etwa die Abhangigkeit von Gas, Ol und Kohle, sagte Melnyk. Schuld daran sei auch Steinmeiers Agieren als Kanzleramtschef und spater als Aussenminister. >>Steinmeier hat seit Jahrzehnten ein Spinnennetz der Kontakte mit Russland geknupft. Darin sind viele Leute verwickelt, die jetzt in der Ampel das Sagen haben<<. Namentlich nannte der Botschafter Jens Plotner, den aussenpolitischen Berater von Bundeskanzler Scholz – und Andreas Michaelis, Staatssekretar im Auswartigen Amt. Hinzu kamen viele wichtige Botschafter.