Eine deutliche Mehrheit der 14 Millionen Nichtwahler bei der Bundestagswahl 2021 ist grundsatzlich bereit, wahlen zu gehen. Das zeigt eine reprasentative Onlineumfrage der Beratungsagentur Pollytix. Demnach hat sich nur ein Viertel aus dieser Gruppe dauerhaft vom Wahlen abgewandt.
Die Grunde: mangelndes politisches Interesse (40 Prozent) oder das Gefuhl, von keiner Partei vertreten zu werden (35 Prozent). Jeder funfte Befragte entschied sich erst am Wahltag gegen die Stimmabgabe. Von ihnen gaben 61 Prozent an, es habe ihnen an Zeit gemangelt.
Fur die Umfrage hat Pollytix ab dem Wahlabend am 26. September bis zum 4. Oktober 26.158 Menschen online befragt, darunter 6304 Nichtwahler. Fur letztere Gruppe lag die statistische Fehlertoleranz den Angaben zufolge bei bis zu 1,23 Prozentpunkten.
Fur Pollytix-Chefin Jana Faus ist das Zeitproblem ein losbarer Konflikt: So konnten Wahlbenachrichtigung und Briefwahlunterlagen zusammen verschickt werden. >>Eine andere Losung ware, die Wahl an mehreren Tagen abzuhalten<<, sagt Faus. Dann hatten etwa Menschen im Wochenenddienst mehr Zeit fur die Stimmabgabe.
Vor allem fur SPD und Grune konnte es sich lohnen, um jene Nichtwahler zu kampfen, die sich erst am Wahltag gegen eine Stimmabgabe entschieden haben. Fur 35 Prozent dieser Gruppe ware die SPD infrage gekommen, 24 Prozent hatten sich vorstellen konnen, die Grunen zu wahlen. Auch fur die FDP gibt es hier Potenzial: Fur 18 Prozent der Spatentscheider waren die Liberalen infrage gekommen.
Die genannten Reformen konnten nur ein erster Schritt sein, sagt Faus. Langfristig mussten die gesellschaftlichen Ursachen einer geringen und sozial ungleichen Wahlbeteiligung angegangen werden, fordert sie.