Altbundeskanzler Gerhard Schroder gilt als enger Vertrauter des russischen Prasidenten Wladimir Putin – seit Beginn der russischen Invasion auf die Ukraine gerat er dafur stark in die Kritik. Nun zieht der SPD-Politiker Konsequenzen und verzichtet proaktiv auf die Ehrenburgerwurde der Stadt Hannover. Das hat Schroder via LinkedIn bekannt gegeben.

In dem Netzwerk veroffentlichte er ein an Hannovers Oberburgermeister Belit Onay (Grune) gerichtetes Schreiben. >>Ich verzichte unwiderruflich auf die Ehrenburgerwurde<<, steht in dem Brief.

Mit dem Schritt greift Schroder einem Verfahren zur Aberkennung selbiger Wurde voraus. Der Verwaltungsausschuss von Hannover hatte es Anfang Marz eingeleitet. Begrundet wurde dies damit, dass >>Altbundeskanzler Schroder durch seine andauernde geschaftliche Verbindung mit russischen Staatskonzernen die Werte und Ziele der Landeshauptstadt nicht mehr teilt<<.

Schroder sollte allerdings vor einem Entzug der Ehrenburgerschaft Gelegenheit zu einer Stellungnahme gegeben werden. Auf die verzichtet er mit seinem Schreiben nun ausdrucklich.

Vermittlungsversuch in Moskau?

Schroder steht seit Langem wegen seiner Nahe zum russischen Prasidenten Putin in der Kritik. Er ist unter anderem Aufsichtsratschef beim staatlichen russischen Energiekonzern Rosneft.

Der Altkanzler hatte die Regierung in Moskau zwar aufgefordert, den Krieg in der Ukraine schnellstmoglich zu beenden. Von personlichen Konsequenzen war aber nicht die Rede. Zudem machte Schroder Fehler >>auf beiden Seiten<< geltend.

In der vergangenen Woche sorgte ein Moskau-Besuch Schroders fur Schlagzeilen. Der 77-Jahrige war nach einem Bericht des Magazins >>Politico<< Richtung Kreml gereist, um zwischen Russland und der Ukraine zu vermitteln, angeblich auf Wunsch der Ukraine. Uber die Inhalte des Gesprachs mit Putin ist bislang nichts bekannt.

Der ukrainische Botschafter in Deutschland, Andrej Melnyk, erklarte allerdings, dass er keine Kenntnisse von der Reise Schroders habe. Auch der Kreml gab sich bedeckt. Auf die Frage von Journalisten nach einem Treffen des SPD-Politikers mit Putin sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow der Agentur Interfax zufolge allerdings: >>Ich kann Ihnen nichts sagen.<< Er habe keine Informationen zu Schroder, so Peskow weiter.

Aus der Bundesregierung verlautete zuvor, dass die Reise nicht abgesprochen gewesen sei. In der SPD war die Reise von Schroder hingegen verhalten begrusst worden. Ob der Besuch des Altkanzlers bei Putin etwas bringe, werde sich zeigen, sagte SPD-Chef Lars Klingbeil dem SPIEGEL. >>Klar ist: Alles, was hilft, diesen grauenvollen Krieg in der Ukraine zu stoppen, ist gut.<<