Das Bekenntnis zur Schuldenbremse war eines der wichtigsten Wahlkampfversprechen der FDP. Und Parteichef Christian Lindner denkt überhaupt nicht daran, davon abzurücken. Dieser Tage bekräftigte der Finanzminister nochmals: 2023 werde die Schuldenbremse wieder eingehalten.
AdvertisementNur beim Koalitionspartner, der SPD, wollen etliche Genossen davon überhaupt nichts wissen. Die erweiterte Führung der »Parlamentarischen Linken« (PL), die mächtigste Strömung der Sozialdemokraten im Bundestag, verständigte sich am Sonntag auf ein Positionspapier, das dem SPIEGEL vorliegt. Darin heißt es, man spreche sich dafür aus, »die Schuldenbremse auch für das Jahr 2023 auszusetzen und so den Spielraum für finanzielle Maßnahmen zu vergrößern«.
Pandemie, Klimawandel und die Ukrainekrise erfordern staatliches Handeln, schreiben die SPD-Linken. »Das zieht öffentliche Mehrausgaben und staatliche Einnahmeausfälle nach sich. Menschen mit niedrigen und mittleren Einkommen stehen unter Druck.« All dies mache »eine finanzpolitische Neubewertung notwendig«.
Die Genossen plädieren für eine neue Vorstellung von Sicherheit. Diese umfasse auch »eine stark aufgestellte Infrastruktur, die die Bevölkerung schützt, zusätzliche Gelder z. B. für die Ausstattung der Krankenhausinfrastruktur und die Unterstützung des Bevölkerungsschutzes sowie den Ausbau der Schieneninfrastruktur und des ÖPNV«.
Um das notwendige Geld bereitzustellen, fordert die PL zum einen rasche »Maßnahmen gegen Steuerhinterziehung und Umsatzsteuerbetrug«. Vor allem wirbt sie aber für eine »Sondervermögensabgabe«, mit der »solidarisch die Krisenkosten finanziert werden sollen«.
Denkbar seien auch eine Sondersteuer auf die Gewinne der Energieunternehmen, die zu den aktuellen Krisenprofiteuren gehören. Daneben kommen Umverteilungsideen, mit denen die Sozialdemokraten bereits in den Koalitionsverhandlungen bei den Liberalen nicht durchgekommen waren, etwa eine stärkere Belastung von Topverdienern, um geringe und mittlere Einkommen zu entlasten.