Die uberraschende Reise von Gerhard Schroder nach Moskau wird in der SPD vorsichtig begrusst. Ob der Besuch des Altkanzlers bei Wladimir Putin etwas bringe, werde sich zeigen, sagte SPD-Chef Lars Klingbeil dem SPIEGEL. >>Klar ist: Alles, was hilft, diesen grauenvollen Krieg in der Ukraine zu stoppen, ist gut.<<
Auch andere SPD-Politiker zeigten sich zuruckhaltend optimistisch. >>Schroder hat bisher so agiert, dass es beschamend war<>nicht an uns zu sagen, ob es etwas bringt<>Jeder Zugang zu Putin, den wahnsinnigen Krieg zu stoppen ohne falsche Konzessionen ist akzeptabel und den Versuch wert<<, sagte Lindh und erinnerte an die Vermittlungen von Schroder 2017 in der Turkei.
>>Unabhangig davon, fur wie realistisch man selbst eine solche Moglichkeit einschatzt, ware es grossartig, wenn Schroder seine personliche Verbindung zu Putin dazu nutzen konnte, in Moskau tatsachlich Fortschritte fur eine Waffenruhe und umfassende humanitare Hilfen fur die Ukraine zu erreichen<<, sagte der SPD-Abgeordnete Ralf Stegner.
Wie das Nachrichtenportal >>Politico<< berichtete, ist Schroder auf Wunsch der Ukraine in die russische Hauptstadt gereist. Nach SPIEGEL-Informationen wusste die Bundesregierung nichts von dem Trip.
Laut >>Politico<< reiste Schroder am Montag nach Istanbul, um mit ukrainischen Politikern nach moglichen Losungen aus dem Krieg zu suchen. Auf Bitten der ukrainischen Regierung soll der Altkanzler anschliessend den Kreml nach einem Termin mit Prasident Putin gefragt haben. Am Mittwoch sei Schroder schliesslich von einer russischen Maschine nach Moskau gebracht worden. Uber das Gesprach mit Putin ist bislang nichts bekannt.
Deutschland sei ein freies Land, sagte der Abgeordnete Frank Junge. Schroder konne selbst entscheiden, was er tue und was nicht. >>Sollte sein Einsatz etwas bewirken, ware das doch gut.<<
Ukrainischer Botschafter Melnyk: Nicht beteiligt
Der ukrainische Botschafter in Deutschland, Andrej Melnyk, erklarte am Donnerstagabend dem SPIEGEL, dass er keine Kenntnisse von der Reise Schroders habe. >>Zwischen der Botschaft und Herrn Schroder gab es diesbezuglich keine Gesprache und keine Information. Und auch kein Mandat unsererseits. Der Botschaft war nicht bekannt, dass Herr Schroder eine Reise nach Moskau plante.<<
Melnyk erklarte, er habe selbst erst am Donnerstag uber die Medien und den Bericht von >>Politico<>Ich habe das mit Verwunderung aufgenommen, das ist spannend<<, sagte der Diplomat.
Schroders Ehefrau Soyeon Schroder-Kim postete auf ihrer Instagram-Seite am Abend ein Foto von sich mit gefalteten Handen und geschlossenen Augen, auf dem im Hintergrund die Basilius-Kathedrale am Roten Platz in Moskau zu sehen ist. Einen Kommentar schrieb sie zu diesem Bild nicht. Dem Bericht von >>Politico<< zufolge hat Schroder-Kim ihren Ehemann auf der Reise nach Moskau begleitet – mit einem Umweg uber Istanbul.