In der Coronakrise heben Länder wie Dänemark oder Großbritannien die Beschränkungen auf. Obwohl auch in Deutschland auf die geringeren Ansteckungen reagiert wird, sieht Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) in den anderen Ländern kein Vorbild für Deutschland – zumindest vorerst nicht. »Wir müssen mit unseren eigenen Regeln arbeiten, und die müssen immer die deutsche Sonderstellung berücksichtigen«, sagte Lauterbach in einer Gesprächsrunde der »Zeit«.
Diese Sonderstellung ergebe sich aus der weiterhin großen Gruppe ungeimpfter Menschen ab 60 Jahren mit hohem Risiko für schwere Verläufe. Es sei »nachrichtlich sehr relevant, dass wir mitbekommen, was in diesen Ländern alles so möglich ist«, sagte Lauterbach angesprochen etwa auf Dänemark oder Großbritannien. Was die Impfquote in der Risikogruppe betrifft, könne sich Deutschland aber nicht mit diesen Ländern vergleichen.
Lauterbach warb erneut für eine allgemeine Impfpflicht ab 18 Jahren, die auch früh auf den Weg gebracht werden müsse. Es sei zu spät, wenn man abwarten wolle, ob eine neue Welle komme. Dies wäre wie zu sagen: »Ich warte mal ab, ob wir dieses Jahr auch einen Herbst bekommen.« Lauterbach wäre bei Verstößen auch »mit drastischen Strafen einverstanden«.
AdvertisementLauterbach mahnt zur Vorsicht
Der Minister warb erneut für einen Kurs vorsichtiger Öffnungen. Im Moment gelte es in der Omikron-Welle, eine relativ harmlose Variante zu bekämpfen, die aber trotzdem an bestimmten Tagen zwischen 200 und 300 Todesfälle pro Tag verursache. Es stimme ihn traurig, dass sich Teile der Gesellschaft daran gewöhnt zu haben schienen. Deutschland sei gut beraten, vorsichtiger zu sein, weil es kollektiv nicht gelungen sei, mehr besonders gefährdete Menschen zu impfen.
Mit Blick auf die Pandemie-Entwicklung erläuterte Lauterbach, wenn ein Virus komplett neu komme, seien zwei Jahre »quasi die Babyzeit«. Auch wenn es schon mehrere Virusvarianten gebe, stammten diese nicht jeweils wie Kinder von ihren Eltern ab. »Wir sind nach wie vor in der zweiten Generation.« Die bisherigen Varianten seien Geschwister, die alle einen Stamm im Urtyp hätten. Daher sei man nun noch immer früh in der Entstehungsgeschichte.