Seit Ende Oktober ist die SPD-Politikerin Bärbel Bas neue Bundestagspräsidentin – und als solche einer gewissen Förmlichkeit verpflichtet. Entsprechend will sich Bas in ihrem Amt ein bisschen mehr Etikette aneignen, sagte die 53-Jährige der Illustrierten »Bunte«. Sie müsse sich »noch ein bisschen an die Erfordernisse des Protokolls gewöhnen«.
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Als Ruhrgebietlerin und Genossin sei sie das Duzen gewohnt – »ich befürchte, dass ich mich dabei künftig ein bisschen zurücknehmen muss«.
Bas war am 26. Oktober vergangenen Jahres mit 576 von 724 abgegebenen Stimmen in der konstituierenden Sitzung des neuen Bundestages als dritte Frau in der Geschichte zur Bundestagspräsidentin gewählt worden.
Bas sitzt seit 2009 im Bundestag. Mehrere Jahre lang war sie Parlamentarische Geschäftsführerin ihrer Fraktion. Seit September 2019 war sie stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende und zuständig für Gesundheit, Bildung und Forschung sowie Petitionen. Sie war zudem Mitglied des Gesundheitsausschusses und diskutierte als SPD-Fraktionsvize mit der Union über die Pflegereform.
»Ironie des Schicksals«
Ihre Wahl zur Parlamentspräsidentin bezeichnete sie als Zeitenwende. »Ich habe nicht selbst den Finger gehoben, aber ich habe im richtigen Moment Ja gesagt«, sagte Bas damals in ihrer Antrittsrede.
Der »Bunten« sagte sie nun, sie habe es als überraschend empfunden, dass sie nach der Bundestagswahl die Nachfolge des CDU-Politikers Wolfgang Schäuble übernehmen konnte. Möglich sei dies auch wegen des Todes ihres Mannes Siegfried Ambrosius gewesen. Der SPD-Politiker war im September 2020 im Alter von 79 Jahren gestorben. »Würde er noch leben, hätte ich das Amt nicht angenommen«, sagte Bas. Sie hätte ihren kranken Mann niemals allein gelassen. Dass sie nach seinem Tod frei für das Amt der Bundestagspräsidentin gewesen sei, sei »Ironie des Schicksals«.