Seine Kandidatur sorgte vorab für viel Streit in der Union: Max Otte hatte sich von der AfD als Kandidat für das Amt des Bundespräsidenten aufstellen lassen, obwohl er Mitglied der CDU ist. Die Union selbst unterstützt den amtierenden Kandidaten Frank-Walter Steinmeier.
Nun fehlte Otte bei der Vorstellung der Kandidierenden zu Beginn der Bundesversammlung.
Die Wahl des Staatsoberhauptes findet seit Sonntagmittag im Paul-Löbe-Haus in Berlin statt. Insgesamt 1472 Delegierte sind vor Ort, um abzustimmen. Vor Beginn der eigentlichen Wahl hielt Bundestagspräsidentin Bärbel Bas (SPD) eine Rede und stellte die vier Kandidierenden vor: Neben Amtsinhaber Steinmeier und Otte sind das der von der Linkspartei nominierte Mediziner Gerhard Trabert und für die Freien Wähler die Physikerin Stefanie Gebauer.
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Alle vier Kandidierenden hatten Plätze auf einer Empore, Ottes Stuhl blieb allerdings leer. Wo sich Otte aufhielt, blieb zunächst unklar. Vor Beginn der Bundesversammlung war er noch im Kreise der anderen Kandidierenden zu sehen gewesen.
In der Union sorgte der leere Platz direkt für Häme. Der CDU-Bundestagsabgeordnete Matthias Hauer twitterte, drei von vier Kandidaten »haben zumindest den Test bestanden, ihren Platz bei der #Bundesversammlung einzunehmen«.
»Grund für einen Parteiausschluss«
Bei CDU und CSU hatte die AfD-Nominierung des Ökonomen für viel Kritik gesorgt. Der ehemalige CDU-Vorsitzende Armin Laschet sagte dem Sender Phoenix, Otte habe damit eine Schwelle überschritten. »Das ist nun wirklich ein Grund für einen Parteiausschluss.« Otte solle so bald wie möglich aus der CDU entfernt werden.
Die CDU hat dem Chef der erzkonservativen WerteUnion bereits alle Mitgliederrechte entzogen. Außerdem wird ein Verfahren zum Parteiausschluss gegen Otte eingeleitet.
Otte sagte gegenüber Phoenix, man werde noch sehen, ob er tatsächlich rausfliege. Seine AfD-Kandidatur verteidigte er als »Dienst an die CDU«: Seine Partei habe es versäumt, einen eigenen Gegenkandidaten zu Steinmeier aufzustellen. Daher wollte er ein Zeichen setzen.
Die Bundesversammlung ist das größte parlamentarische Gremium in Deutschland – und dient nur der fünfjährigen Wahl des Staatsoberhauptes. Sie setzt sich zu gleichen Teilen aus den Abgeordneten des Deutschen Bundestags und Delegierten, die die 16 Landtage entsenden, zusammen.
Aufgrund der Coronapandemie traf sich die Bundesversammlung erstmals nicht im Plenarsaal des Reichstagsgebäudes, sondern im benachbarten Paul-Löbe-Haus. Das Abgeordnetenhaus wurde eigens für die Wahl hergerichtet, auf mehreren Etagen wurden Stühle platziert.