In den USA könnten schon in Kürze auch die Jüngsten eine Corona-Schutzimpfung erhalten. Medienberichten zufolge wird erwartet, dass die Pharmaunternehmen Biontech und Pfizer in Kürze einen Antrag auf eine Notfallzulassung für die Zweifachimpfung für Kinder im Alter von sechs Monaten bis fünf Jahren bei der US-Arzneimittelbehörde FDA einreichen.
Sollte die FDA dem Antrag stattgeben, wäre es weltweit die erste Zulassung eines Covid-Impfstoffes für Kleinkinder. Bereits in wenigen Wochen könnten die ersten unter 5-Jährigen in den USA auch offiziell geimpft werden. In Deutschland hingegen werden bis zu einer Zulassung für die Kleinsten wohl noch Monate vergehen.
AdvertisementGesundheitspolitikerinnen und -politiker verschiedener Parteien sehen trotz der massiven Omikronwelle, die nicht nur Schul-, sondern auch Kitakinder betrifft, keinen Anlass, bei dem Thema aufs Tempo zu drücken, wie SPIEGEL-Anfragen zeigen.
»Es muss eine genaue Überprüfung einer Zulassung eines solchen Impfstoffs durch die Europäische Arzneimittel-Agentur und die Stiko erfolgen«, sagt der CSU-Gesundheitspolitiker Stephan Pilsinger dem SPIEGEL. »Eine politische Einflussnahme, um den Impfstoff so schnell wie möglich in die Versorgung zu bringen, ist nicht sinnvoll und vertrauensbildend.«
Auch der FDP-Politiker Andrew Ullmann spricht sich für eine weitere Überprüfung der bisher verfügbaren Daten aus, bevor man den Impfstoff für Kleinkinder zulasse: »Ich warne davor, die Stiko politisch und gesellschaftlich unter einen Erwartungsdruck zu setzen. Am Ende müssen die wissenschaftliche Evidenz und das ärztliche Aufklärungsgespräch die Impfentscheidung bringen«, sagt Ullmann.
Kein Druck auf die Stiko
Ähnlich äußert sich auch Janosch Dahmen, Gesundheitspolitiker der Grünen: »Klar ist, dass die Daten für eine Zulassung von Impfungen in dieser Altersgruppe besonders überzeugend und eindeutig sein müssen, damit es zu einer europäischen Zulassung und mehr noch einer Impfempfehlung durch die nationalen Gremien kommt.«
Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) bezeichnete die Impfung als wirksamstes Mittel der Pandemiebekämpfung. Zugleich betonte er aber auch, zunächst müsse in der EU eine Zulassung des Impfstoffs nach gründlicher Prüfung der Daten erfolgen. »Dann sollte auch Eltern von Kleinkindern möglichst rasch die Möglichkeit zur Impfung Ihrer Kinder – nach individueller ärztlicher Beratung – angeboten werden.« Es sei wichtig, dass die Stiko »zeitnah eine Stellungnahme zur Impfung dieser Altersgruppe erarbeitet«.
Linken-Gesundheitspolitikerin Kathrin Vogler sagte dem SPIEGEL, sie erwarte sich von einer Zulassung eines Coronaimpfstoffs für Kleinkinder für die Bewältigung der Omikronwelle »keinen entscheidenden Beitrag, weil alle Expertinnen und Experten davon ausgehen, dass der Höhepunkt des aktuellen Infektionsgeschehens schon Ende Februar erreicht werden wird«. Bis dahin könne man mit einer Zulassung in der EU ohnehin nicht rechnen.
Sie erwarte aber von der Ständigen Impfkommission (Stiko), »dass sie die Studienlage für diesen neuen Impfstoff deutlich zügiger bewertet, damit die Eltern rasch Klarheit über den Nutzen der Impfung im Kleinkindalter erhalten«, sagte Vogler. »Die bevorstehende Zulassung eines Coronaimpfstoffs für Kleinkinder zunächst in den USA macht sicherlich viele Eltern Hoffnungen, insbesondere jenen, deren Kinder durch Vorerkrankungen besonders gefährdet sind.«
In der EU ist die Vakzine für Kinder ab fünf Jahren zwar schon zugelassen, in Deutschland hat die Stiko bisher aber nur eine allgemeine Impfung ab zwölf Jahren empfohlen. Derzeit infizieren sich besonders viele Kinder und Jugendliche mit dem Virus. Die Inzidenz bei den 5- bis 14-Jährigen liegt mit über 2000 deutlich über der Inzidenz in anderen Altersgruppen.