Bei einer gemeinsamen Pressekonferenz haben Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach, der Chef des Robert Koch-Instituts Lothar Wieler und Fachmediziner Christian Karagiannidis sich zur aktuellen Coronalage in Deutschland geäußert. Dabei zeigten sie sich vorsichtig optimistisch.
Die Bundesregierung hat die Omikron-Welle nach den Worten von Gesundheitsminister Lauterbach (SPD) bislang »gut unter Kontrolle«. Dennoch rechne er damit, dass die Zahl der Neuinfektionen auf bis zu 400.000 steigen könnte, sagt er in Berlin. Es gehe jetzt vor allem darum, die älteren Ungeimpften so zu schützen, dass Erkrankte nicht auf der Intensivstation landeten. Deutschland habe eine vergleichsweise hohe Zahl an ungeimpften Älteren, viermal so viele wie England und dreimal so viele wie Italien, sagt Lauterbach.
Bislang sei es aber gelungen, die Älteren gut zu schützen, sagte Lauterbach weiter: Die Inzidenz in dieser vulnerablen Gruppe liege zwischen 200 und 300 und damit deutlich niedriger als bei den Jüngeren. Er lese oft, dass die Politik in dieser Welle die Kontrolle verloren habe, sagte Lauterbach. »Das ist nicht der Fall.«
Der Minister zog im Kampf gegen Omikron eine Zwischenbilanz. Diese sei »bislang positiv«, trotz hoher Inzidenzen. Lauterbachs Ziel ist es, die Folgen der Welle »zu kontrollieren« und »zu minimieren«.
Lauterbach führte zudem aus, dass das Risiko, mit einer Coronainfektion zu sterben mit einem Booster um 99 Prozent sinkt: »Bitte lassen Sie sich boostern. Warten Sie nicht auf Impfstoffe, die noch entwickelt werden«, so Lauterbach.
Der Minister kündigte für kommende Woche Vorschläge zu Neuregelungen unter anderem zu Tests und der Verfolgung von Kontaktpersonen an. Dazu liefen noch enge Abstimmungen mit den Ländern.
Das RKI will in der Omikron-Welle in erster Linie auf die Krankheitslast des Virus achten. Zwar steige die Zahl der Infektionen, die sehr schweren Fälle seien aber relativ gering, sagt RKI-Chef Lothar Wieler. »Wir gewinnen mit jedem Tag Zeit«, sagt er mit Blick auf zusätzliche Impfungen. Allerdings steige die Zahl der Krankenhaus-Einweisungen. Man steuere nun auf den Höhepunkt der Welle zu. Jetzt müsse noch stärker der Schutz der Risikogruppen in den Mittelpunkt rücken.
Intensivmediziner Karagiannidis bezeichnet Lage in Kliniken als »akzeptabel«
Die Lage auf den Intensivstationen in Deutschland ist nach den Worten des Intensivmediziners Karagiannidis »akzeptabel«. Derzeit seien bundesweit etwas mehr als 2000 Menschen betroffen, sagt das Mitglied des Expertenrats der Bundesregierung in Berlin. Es sei zu beobachten, dass die Zahl der Delta-Patienten abnehme. Seit sieben bis zehn Tage gehe die Zahl der Neuaufnahmen in den Krankenhäusern aber wieder leicht nach oben. Dies sei klar auf die Omikron-Variante zurückzuführen.
Das RKI hat zuletzt erneut einen deutlichen Anstieg der bundesweiten Sieben-Tage-Inzidenz gemeldet und damit erneut einen Höchstwert. Das RKI gab den Wert der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner und Woche am Freitagmorgen mit 1073,0 an. Zum Vergleich: Am Vortag hatte der Wert bei 1017,4 gelegen. Vor einer Woche lag die bundesweite Inzidenz bei 706,3 (Vormonat: 215,6). Die Gesundheitsämter in Deutschland meldeten dem RKI binnen eines Tages 190.148 Coronaneuinfektionen. Das geht aus Zahlen hervor, die den Stand des RKI-Dashboards von 5.00 Uhr wiedergeben. Vor einer Woche waren es 140.160 Ansteckungen.