Ein russischer Wissenschaftler ist ins Visier des Generalbundesanwalts geraten. Wegen des Vorwurfs der Spionage für Moskau hat die Bundesanwaltschaft nun Anklage gegen den Mann erhoben. Ilnur N. soll Informationen zu Forschungsprojekten aus dem Bereich Luft- und Raumfahrttechnologie an einen russischen Auslandsnachrichtendienst weitergegeben haben. Das teilte die Ermittlungsbehörde mit.
Konkret soll N. Informationen zu verschiedenen Entwicklungsstufen der europäischen Trägerrakete »Ariane« weitergereicht haben. Im Gegenzug erhielt er nach Überzeugung der Ermittler Bargeld in Höhe von insgesamt 2500 Euro. Die Anklage wegen mutmaßlicher geheimdienstlicher Agententätigkeit wurde vor dem Staatsschutzsenat des Oberlandesgerichts München erhoben.
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N. sitzt seit Juni vergangenen Jahres in Untersuchungshaft. Bis zu seiner Festnahme arbeitete er als wissenschaftlicher Mitarbeiter für einen naturwissenschaftlich-technischen Lehrstuhl an einer Universität in Bayern.
Ab November 2019 soll es regelmäßige Treffen mit Führungsoffizier gegeben haben
Spätestens im Herbst 2019 nahm der russische Auslandsnachrichtendienst SWR laut Bundesanwaltschaft Kontakt zu dem Angeschuldigten auf. N. habe sich zu einer geheimdienstlichen Zusammenarbeit bereit erklärt. Der Geheimdienst war vor allem an den verschiedenen Entwicklungsstufen der »Ariane«-Rakete und der Werkstoffforschung des Angeschuldigten interessiert.
Ab Ende November 2019 kam es laut Bundesanwaltschaft zu regelmäßigen Treffen zwischen N. und dem in Deutschland stationierten Führungsoffizier des russischen Auslandsgeheimdiensts. Bei diesen Zusammenkünften soll N. Informationen preisgegeben haben.
Der Beschuldigte war Doktorand an der Universität Augsburg. Er habe dort zu hybriden Werkstoffsystemen für den Leichtbau geforscht. Ermittler durchsuchten seine Wohnung und sein Büro im Zuge der Festnahme.