Die Menschen drängeln sich um eine Kabeltrommel, um ihr Mobiltelefon aufladen zu können. Auch wenn die Bedingungen nach wie vor schwierig sind – es gibt endlich wieder einen Platz zum Waschen, endlich eine Möglichkeit, um Essenwarm zu machen.
Immerhin: diese Menschen müssen die Nacht nicht mehr im Freien verbringen, bei Temperaturen nahe dem Gefrierpunkt. Hunderte Migranten und Geflüchtete von der belarussisch-polnischenGrenze wurden auf belarussischer Seite vom Grenzschutz in ein Logistikzentrum gebracht.
Die provisorischen Zeltcamps am Grenzübergang: abgebaut. Rund 2000 Menschen hatten hier in den vergangenen Tagen ausgeharrt, in der Hoffnung, einen Weg in die EU zu finden – viele von ihnen Kurden aus dem Nordirak. Doch der polnische Grenzschutz hatte sie mit Wasserwerfern und Tränengas immer wieder zurückgedrängt. In den provisorischen Camps im Freien zwischen den Landesgrenzen waren mehrere Menschen erfroren, darunter auch Kinder.
Jetzt hat sich die brenzlige Situation zwischen Belarus und Polen ein wenig entspannt – doch Belarus nutzt den Umzug ins Logistikzentrum nun auch zu Propagandazwecken, stellt sich als Helfer in der Not dar. Die EU wirft dem belarussischen Machthaber Alexander Lukaschenko vor, absichtlich Flüchtlinge ins Grenzgebiet zur EU zu schleusen und sie als Druckmittel zu instrumentalisieren.
AdvertisementUnterdessen sind am Donnerstag mehrere Hundert Migranten zurück in den Irak geflogen worden, die Maschine landete in Erbil und Bagdad. Rund 400 hätten laut Belarus der Rückreise zugestimmt, darunter Familien mit Kindern.
Arsed Mehdi, 32 Jahre alt, aus Basra
»Wir mussten viel erleiden an der Grenze. Die belarussische Armee sagt einem, dass sie einen nach Polen bringt. Stattdessen bringen sie einen aber nach Litauen. Sie nehmen dir deine Sim-Karte weg und lassen dich einfach im Wald zurück. Ob du überlebst oder stirbst, ist dein Problem. Sie haben uns sogar unser Wasser weggenommen. Drei Tage waren wir dann im Wald und wussten nicht, ob wir in die Stadt zurückkönnen.«
Mohsen Addi, Jeside aus Sinjar
»Ich selbst wäre bis zum Tod dort geblieben. Aber meine Familie war in Gefahr. Wenn sich die Situation im Irak nicht in einem oder zwei Jahren bessert, gehe ich wieder. Wenn es keine Lösung gibt, muss ich gehen!«
Hoger Abdelrahman, Kurde aus Sulaimaniyya
»Ehrlich gesagt bin ich gerade sehr traurig. Ich war glücklich, als ich nach Belarus loszog, jetzt sind wir alle traurig. Wir sind zurückgekommen, weil wir keine Wahl haben. Alle diese jungen Leute haben hier keine Arbeit. Aber was sollen wir machen, wenn die Route geschlossen ist?«
Noch ist offen, was mit den Menschen passieren wird, die weiterhin auf belarussischer Seite nahe der Grenze ausharren. Berichte aus Belarus, wonach Deutschland sich bereit erklärt habe, 2000 Migranten aufzunehmen, hat die Bundesregierung klar zurückgewiesen. Sie spricht sich stattdessen für die Rückführung in die jeweiligen Herkunftsländer aus.
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