Im Pflegesektor steigen die Kosten immer weiter. Viele ältere Menschen und deren Angehörigen sind schon finanziell Überfordert. Jetzt will Gesundheitsminister, Spahn, den reinen Pflegebeitrag deckeln, wie das ARD aus Berlin berichtet.
Die Eigenanteile an der Pflege überfordern mittlerweile selbst gut Situierte. Das Problem ist, dass allein in den letzten fünf Jahren die Kosten im Pflegesektor um zehn Milliarden Euro gestiegen sind. Spahn will das Pflegesystem nun für nutzer bezahlbarer machen. Der Gesundheitsminister stellt einen Kostendeckel für den Eigenanteil vor. Der liegt derzeit durchschnittlich bei 2,015 Euro. Darin stecken 786 für die reinen Pflegeleistungen werden. Genau die will der Minister auf 700 Euro deckeln – ein Ersparnis von 86 Euro.
Aus der Branche kommt zwar Zustimmung für den Minister, aber als großen Wurf sieht man die Ankündigung nicht. “Diese 700 Euro, die jetzt als Eigenanteil im Bereich der Pflege vorgesehen sind, sind ein wichtiger Schritt. Aber sie reichen noch nicht aus”, meint Ulrike Kostka, Vorsitzende des Caritasverbands im Erzbistum Berlin. “Denn Pflege ist teurer als nur diese 700 Euro. Und es muss für Angehörige und Pflegeheimbewohner planbar sein, was Pflege für sie kosten wird.” So berichtet das ARD aus Berlin.
Eignet sich dafür langfristig ein staatlich finanzierter Kostendeckel, wie Spahn ihn plant? Finanzexperte Bernd Raffelhüschen von der Universität Freiburg glaubt das nicht. Denn der Vorschlag des Gesundheitsministers würde den Bund schon jetzt drei Milliarden Euro pro Jahr kosten. Angesichts der alternden Gesellschaft würde das erst recht unfinanzierbar.
“Wir sind demografisch gesehen vor einer schier unbezwingbaren Situation”, so Raffelhüschen. “Denn wir werden dreimal so viele Pflegefälle in Zukunft haben, die vielleicht von 60, 70 oder 80 Prozent der heutigen Beitragszahler zu tragen sind. Das wird eng.”
Gefragt sind Änderungen in der Art der Finanzierung. Immer mehr pflegebedürftige Senioren dürften nicht gegen die wenigen jungen Beitragszahler ausgespielt werden, fordert auch die Opposition im Bundestag. Die FDP glaubt, der beste Schutz für junge Menschen ist, von Anfang an privat vorzusorgen. “Wir haben den großen Vorteil, bei der Pflegefinanzierung, dass wir eine sehr lange Laufzeit haben”, meint Nicole Westig, pflegepolitische Sprecherin der FDP-Fraktion. “Das heißt, junge Menschen die rechtzeitig vorsorgen, können sich zu kleinen Beträgen so absichern, dass sie quasi eine Vollversicherung haben, ohne dass dazu in die Staatskasse gegriffen werden muss.”
Eine gute Rente sollte reichen Pflegekosten zu übertragen. Doch wenn die Kosten im Pflegesektor weiter steigen, werden “nur neue Modelle der Pflegefinanzierung für die nötigen Mittel sorgen können”. So ein Bericht des ARD’s.