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CDU: Jens Spahn und Armin Laschet halten an Team-Bewerbung fest – wie lange noch?

Der Bodensee ist nicht nur Armin Laschets liebster Urlaubsort. Auch sein politisches Schicksal ist mit dem See verknüpft: Vor fast genau zehn Jahren, so schilderte Laschet es damals in einem Facebook-Post, habe er im Urlaub am Bodensee erfahren, dass sich auch ein gewisser Norbert Röttgen um den Landesvorsitz der CDU in Nordrhein-Westfalen bewerbe.

Ende Oktober 2010 kam es zum Mitgliederentscheid, Röttgen setzte sich gegen Laschet durch. “Röttgen bringt sich als Merkel-Kronprinz in Stellung”, schrieb der SPIEGEL seinerzeit. Doch es kam anders: Röttgen hielt sich als Minister im Kabinett von Bundeskanzlerin Angela Merkel nur noch zwei Jahre, auch den Landesvorsitz in NRW gab er 2012 ab – an Armin Laschet.

Inzwischen hat Laschet es zum Ministerpräsidenten gebracht, seine nächste Station sollen der Bundesvorsitz der CDU und die Kanzlerschaft sein. Noch bevor die Coronakrise die Beliebtheitswerte der Union in die Höhe schnellen ließ, hat Laschet mit Bundesgesundheitsminister Jens Spahn ein Tandem gebildet. Er, der NRW-Regierungschef und Vorsitzende des mächtigen Landesverbands, soll CDU-Chef und Kanzler werden. Für Spahn ist der Vizeposten vorgesehen, man könnte auch sagen: der des Kronprinzen.

Doch die Pandemie hat einiges durcheinandergewirbelt in der CDU. Nicht nur, dass der geplante Parteitag zur Ablösung von Annegret Kramp-Karrenbauer aus Corona-Gründen auf Dezember verschoben wurde. Auch die Kräfteverhältnisse zwischen Laschet und Spahn haben sich geändert.

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Im SPIEGEL-Regierungsmonitor ist Spahn derzeit das zweitbeliebteste Mitglied der Bundesregierung, nur Angela Merkel thront über ihm. Der Gesundheitsminister hat sichtlich von seinem Management der Coronakrise profitiert, während Armin Laschet mit seinem Lockerungskurs stark in die Kritik geriet.

Längst werden Stimmen aus der CDU laut, dass Spahn lieber allein für den Parteivorsitz antreten sollte. Der Gesundheitsminister sei “eindeutig auf Augenhöhe mit den anderen Kandidaten”, sagte etwa der CDU-Innenexperte Armin Schuster. Er sehe Spahn “nicht in der von ihm selbst gewählten Zurückhaltung”.

Die Gerüchteküche kredenzt dazu ein gewagtes Modell: So könnte Spahn als CDU-Chef – nach dem Motto “der ist ja noch jung” – dem derzeit unverschämt beliebten bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder den Vortritt bei der Kanzlerkandidatur der Union lassen. Klingt abgedroschen, käme bei den Wählerinnen und Wählern aber gut an: In dem am Samstag veröffentlichten RTL/n-tv-“Trendbarometer” des Instituts Forsa bezeichneten 49 Prozent der Befragten ein solches Gespann als “gute Lösung”. Unter Unionsanhängern sagten dies sogar zwei Drittel. Gegen das Modell Spahn/Söder spricht indes, dass Teile der CDU zunehmend vom allzu selbstbewussten Auftreten des CSU-Chefs genervt sind.

Spahn jedenfalls lässt sich vorerst nicht zum Bruch mit Laschet hinreißen – und tut sich damit selbst einen Gefallen. Denn eine Solokandidatur für den CDU-Vorsitz würde bedeuten, dass er im Zweifel auch gegen Armin Laschet antreten müsste, wenn dieser keinen Rückzieher macht. Ein solcher Wettstreit der beiden Westfalen könnte ihr gemeinsames Lager spalten und am Ende eher dem Konkurrenten Friedrich Merz nutzen. Sollte Laschet hingegen vorzeitig aufgeben, weil seine Chancen zu gering sind, könnte Spahn die Gelegenheit ergreifen und allein kandidieren. Er steht aber nicht unter Handlungsdruck, sondern kann abwarten.

Denn in den 130 Tagen bis zum Parteitag sind noch viele Überraschungen möglich. Sollte es wie befürchtet eine weitere Welle der Corona-Infektionen im Herbst geben, wäre das auch eine neue Bewährungschance für Armin Laschet als Ministerpräsident. Er könnte zeigen, dass er aus den Fehlern des bisherigen Krisenmanagements gelernt hat – und damit wieder an Popularität gewinnen. “Herr Laschet und ich”, sagte Spahn am Samstag im Deutschlandfunk, “wir haben entschieden, im Team ein Angebot an die Partei zu machen”.

Entsprechend freundschaftlich präsentierten sich Laschet und Spahn jüngst auf ihren Instagram-Kanälen: Bilder eines gemeinsamen Spaziergangs zeigten die beiden hemdsärmelig und gut gelaunt, laut Beschreibung hatte man “viele gemeinsame Ideen zur Führung der CDU und zur Gestaltung der Zwanziger Jahre in Deutschland und Europa”. #Zusammenhalt schrieben die CDU-Politiker jeweils dazu, was wohl auf die Gesellschaft bezogen war, aber auch als gegenseitiges Treuebekenntnis verstanden werden kann.

Ort der Inszenierung, natürlich: der Bodensee.

Icon: Der Spiegel

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