Die Rolle der Bundesregierung im Wirecard-Skandal wirft viele Fragen auf – eine davon ist nun beantwortet. Nachdem der SPIEGEL berichtet hatte, dass sich das Kanzleramt bei einer China-Reise von Kanzlerin Angela Merkel für den Zahlungsdienstleister aus Deutschland eingesetzt hatte, räumt nun die Bundesregierung ein, dass Merkel Wirecard persönlich zum Thema machte. “Sie hat es angesprochen”, sagte Sprecherin Ulrike Demmer. Details zum Inhalt der Gespräche nannte sie nicht. Grundsätzlich setze sich das Kanzleramt auf Auslandsreisen immer wieder für deutsche Unternehmen ein.
Der SPIEGEL schickte dem Kanzleramt daher noch am Freitagabend genau zu diesem Punkt einen umfangreichen Katalog mit Nachfragen. Das zuständige Bundespresseamt versprach, sie bis Montag zu beantworten. Am Montagmorgen jedoch bat man um Aufschub. Es seien noch umfangreiche Aktenrecherchen zu dem Vorgang notwendig. Keine zwei Stunden später dann veröffentlichte Regierungssprecherin Demmer die neuen Details in der Regierungspressekonferenz, wonach die Kanzlerin persönlich das Thema Wirecard bei ihren chinesischen Gesprächspartnern angesprochen habe.
In der Bilanz des Dax-Konzerns fehlen 1,9 Milliarden Euro, weswegen das Unternehmen mittlerweile Insolvenz anmelden musste (mehr zum abenteuerlichen Wirecard-Skandal lesen Sie in der aktuellen SPIEGEL-Titelgeschichte). Bekannt war bereits, dass sich das Finanzministerium im Juni 2019 an chinesische Ansprechpartner gewandt hat, um über das Interesse von Wirecard am Eintritt in den chinesischen Markt zu informieren. Damals war Finanzminister Olaf Scholz bereits über Untersuchungen zu Wirecard informiert.